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Tagung der Dekanatssynode des Dekanats Vogelsberg in AngersbachIm Blick: Haushalt, Fusion und Pfarrstellenneubemessung

LAUTERBACH/ANGERSBACH (ol). Ein Gottesdienst, eine lange Tagesordnung und ein großes Thema: Die Fusion mit dem Dekanat Alsfeld, die nun fast schon in den letzten Zügen liegt und bis zum 1. Januar 2019 vollzogen sein wird. Das alles fand bei der 7. Tagung der 4. Dekanatssynode des Evangelischen Dekanats Vogelsberg am vergangenen Freitagabend im Gemeindehaus in Angersbach statt.

Nach den ersten Regularien wurden neue Projekte und Mitarbeiter vorgestellt. Einen ganz neuen Tätigkeitsbereich stellten laut Pressemitteilung Franziska Wallenta und Holger Schäddel, angestellt bereits bei beiden Dekanaten, vor: Sie machen „innovative Arbeit mit jüngeren Seniorinnen und Senioren“ und füllen damit eine von fünf ganz neuen hessischen Projektstellen aus. Als Themen nannten die beiden unter anderem Wohnformen, Mobilität oder Bildung und berichteten von Veranstaltungen wie beispielsweise einem Männergespräch zum Thema Krieg oder einem generationsübergreifenden Begegnungstag. Insbesondere verwiesen sie auf eine geplante Fahrt zum Deutschen Seniorentag nach Dortmund am 30. Mai.

Den Bereich „Innovatives Arbeit mit jungen Seniorinnen und Senioren“ stellten Holger Schäddel und Franziska Wallenta vor. Foto: Traudi Schlitt

Ebenfalls neu und ebenfalls bei beiden Dekanaten angestellt seien Christian Hendrichs und Molortuya Bodigerel-Köhler, neue Mitarbeitende im Freiwilligenmanagement der Flüchtlingshilfe. Sie sollen die Bereiche von Franziska Wallenta und Traudi Schlitt übernommen haben. Letztere war im Dezember 2017 im Alsfelder Dekanat in den Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gewechselt. Seit Mitte März sei sie mit einem kleineren Stellenanteil auch in Lauterbach tätig, um eine Vakanz zu überbrücken, die durch den Weggang von Lisa Häberle aus diesem Amt entstanden sei.

Molortuya Bodigerel-Köhler und Christian Hendrichs bearbeiten gemeinsam den Bereich Freiwilligenmanagement in der Flüchtlingshilfe. Foto: Traudi Schlitt

Auf der Tagesordnung folgte die Abnahme der Jahresrechnung, die von Otto Bäuscher und Inge-Lore Möller geprüft worden war. Bäuscher stellte den Abschluss vor und wurde danach unter großem Applaus nach 20 Jahren aus den Ehrenamt des Rechnungsprüfers verabschiedet.

Nach 20 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit im Bereich der Rechnungsprüfung wurde Otto Bäuscher mit viel Applaus verabschiedet. Foto: Traudi Schlitt

Verwaltungsfachkraft Rita Riek erläuterte anschließend den zur Abstimmung vorgelegten Haushaltsplan für das Jahr 2018, der erstmals in doppischer Ausfertigung vorlag. Er weise einen leichten Überschuss aus und wurde von der Versammlung wie vorgelegt beschlossen.

Den Haushaltsplan 2018 legte Rita Riek der Synode vor. Foto: Traudi Schlitt

Verteilung nach dem Gießkannenprinzip

Die Synodalen diskutierten über die Vergaberichtlinien für Gelder, die aus dem Finanzausgleich für aufgrund einer Arbeitszeitneuverordnung gestiegene Personalkosten in der Kirchenmusik zur Verfügung stehen. Betroffen hiervon seien in erster Linie Kirchengemeinden mit nebenberuflich tätigen Kirchenmusikern oder Chorleitern. Der Dekanatssynodalvorstand (DSV), hier namentlich Annedore Radvan vom Ausschuss Kirchenmusik, schlug eine Verteilung nach dem Gießkannenprinzip, also nach Anzahl der Gemeindeglieder pro Gemeinde vor. Alternativ hätte eine Vergabe nach Anträgen der Kirchengemeinden erfolgen können.

Die Synodalen sahen hier Kirchengemeinden mit hauptamtlichen Kirchenmusikerinnen (Lauterbach und Nieder-Moos) zu Unrecht bedacht, schließlich fielen für sie diese Kosten kaum an. Zur Beschlussfassung kam schließlich eine Regelung, die bei der Verteilung nach dem Gießkannenprinzip die Kirchengemeinden mit hauptamtlichen Kirchenmusikerinnen ausschließt, die dadurch nicht abgerufene Summe steht am Ende allen Kirchengemeinden auf Antrag zur Verfügung.

Der Beratungs- und Hilfebedarf der Bevölkerung wächst

Ein weiterer größerer Programmpunkt der Synode war die Vorstellung des Diakonischen Werks im Vogelsberg durch dessen Leiterin Martina Heide-Ermel. Der soziale Dienst der Ev. Kirche sei für viele Menschen in verschiedenen Notlagen aktiv tätig, sagte sie, sieht sich aber auch als Anwalt seiner Klienten, für deren Rechte er sich auf gesellschaftlicher und politischer Ebene einsetzt. Der Beratungs- und Hilfebedarf der Bevölkerung wachse, wie eine Statistik verriet. Schwerpunkt der Arbeit der Diakonie auf dem Gebiet beider Dekanate, liege auf der Familienarbeit. An Bedeutung gewonnen habe aber auch der Bereich der Flüchtlingsverfahrensberatung. Ein weiterer Fokus liege auf der Wohnungsnotfallhilfe, die in Alsfeld mit dem Wohnheim „La Strada“ ihren Sitz habe.

Martina Heide-Ermel stellte die Arbeit der Diakonie im Vogelsberg vor. Foto: Traudi Schlitt

Heide-Ermel betonte die gute Vernetzung mit allen Einrichtungen – gesellschaftlich, sozial, politisch – im Kreis und stellte auch ganz neue Projekte vor, etwa die Ausbildung von freiwillig Aktiven in der Seniorenarbeit oder DRIN, eine Initiative gegen wachsende Armut und Ausgrenzung. Pfarrer Jürgen Seng, stellvertretender Dekan, stellte die neuesten Entwicklungen zum Stand der Fusion vor. Er berichte von den verschiedenen Arbeitsgruppen, die beispielsweise die Verteilung der Räume im neuen Gebäude in Alsfeld im Auge haben oder die Arbeit der Dekanate in den verschiedenen Gremien koordinieren. Präses, Dekan oder Dekanin sowie der DSV werden nach der Fusion neu gewählt, sagte Seng.

Neubemessung der Pfarrstellen

Bewerber für das Dekanatamt gäbe es glücklicherweise ausreichend. Seng übernahm auch die Aufgabe, die Neubemessung der Anzahl der Pfarrstellen im neuen, fusionierten Dekanat zu erläutern. Sie war von der Kirchensynode der EKHN beschlossen worden, weil die Mitgliederzahl der EKHN (und analog dazu die im Vogelsberg) deutlich gesunken sei. Bei der Bemessung der Anzahl von Gemeindegliedern pro Pfarrstelle werde im Vogelsbergkreis ein Flächenfaktor berücksichtigt, sodass die Zahl hier nicht 1.600 Mitglieder, sondern 1350 sei. Danach müssen die Dekanate Alsfeld und Vogelsberg ab 2020 bis 2024 insgesamt 3,5 Gemeindepfarrstellen einsparen. Die Umsetzung solle in zwei Schritten erfolgen, legte Seng dar: Bis Ende 2022 seien 2,5 Stellen abzubauen, bis Ende 2024 eine weitere Stelle.

Jürgen Seng, stellvertretender Dekan, sprach über die Fusion und die Neubemessung der Pfarrstellen. Foto: Traudi Schlitt

Der DSV habe die Aufgabe, den Stellenplan vorzubereiten. Dabei fielen auch neue Modelle ins Kalkül, etwa die Errichtung von Kooperationsräumen, die Möglichkeiten eröffnen, unabhängig von der Kirchengemeindebindung zu agieren. Die DSVs beider Dekanate arbeiten hier bereits zusammen und wollen aus jeder Synode zwei Delegierte in den betreffenden Ausschuss aufnehmen. Für das Dekanat Vogelsberg wurden in Angersbach Pfarrer Rolf Ehlert und Jutta Heß dort hineingewählt.

Zu wählen waren ebenfalls ein stellvertretendes Mitglied in die Verbandsvertretung des Beratungszentrums Vogelsberg und ein Mitglied in die Verbandsvertretung des Ev. Regionalverbandes Oberhessen. Die Versammlung wählte Katrin Schmidt-Wagner in das erste und Erich Bloch in das zweite Gremium. Kurz vor Abschluss der Synode berichtete Präses Christa Wachter noch vom Abschied der weltwärts-Kraft Anitha Andrews, die nach gut 15 Monaten im Vogelsberg nun wieder nach Indien zurückkehre. Katrin Schmidt-Wagner warb für das 200-jährige Kirchenjubiläum in Maar sowie das interessante Programm des Vogelsberger Soroptimist International Club Lauterbach. Jürgen Seng stellte schließlich noch den Ausbildungskurs für Lektoren vor – ein interessantes Aufgabengebiet, für das neue Aktive gesucht werden würden.

Katrin Schmidt-Wagner warb u.a. für das 200-jährige Kirchenjubiläum in Maar. Foto: Traudi Schlitt

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