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Neues Projekt der AWO Hessen Süd im Kreisseniorenbeirat vorgestelltJetzt gibt es auch eine Notaufnahme in der Pflege

VOGELSBERGKREIS (ol). Das folgende Szenario sei ausgedacht – es passiere aber so oder so ähnlich ganz oft. Davon könnten beispielsweise auch Rettungsdienste berichten. Und das wisse auch Waltraud Fischer, die Verwaltungsmitarbeiterin des AWO Sozialzentrums in Lauterbach. Und deshalb habe die Arbeiterwohlfahrt Hessen Süd, kurz AWO, ein neues Projekt gestartet: die „Pflegenotaufnahme“.

Es kann, laut Pressemeldung, jeden treffen: Es ist Sonntag kurz vor 22 Uhr, als Katharina W. in ihrer Wohnung stürzt. Das Bein sei gebrochen, der Krankenwagen müsse kommen, die ältere Dame müsse für mindestens zwei Wochen ins Krankenhaus. Was geschehe nun mit ihrem pflegebedürftigen Ehemann? – Walter W. könne sich nicht alleine versorgen. Die Kinder des älteren Ehepaares seien ratlos: Wo bekommen sie jetzt, am späten Sonntagabend, einen Heimplatz her und wer kümmere sich um den Vater, wenn sie alle am nächsten Morgen wieder zur Arbeit müssen?

Schnelle Aufnahme in Pflegeeinrichtungen ist jetzt möglich

Was genau es damit auf sich hat, das erklärte Waltraud Fischer in der jüngsten Sitzung des Kreisseniorenbeirates unter Leitung von Vorsitzendem Dr. Bernd Liller im Sitzungssaal des Landratsamtes. „Es wird oft in der AWO angerufen und nach Hilfe gefragt – auch in der Nacht“, sagte Fischer aus Erfahrung. Nicht nur in Lauterbach passiere das, auch an den anderen 16 Standorten der AWO Hessen Süd. Und deshalb werde im gesamten Bezirk seit dem 1. Oktober eine „runde Sache“ angeboten, wie es die AWO-Mitarbeiterin formulierte: Zwei Altenpflegerinnen seien im Einsatz, die über eine kostenlose Service-Nummer zu erreichen seien und im Notfall sofort helfen könnten. Sie haben genau im Blick, in welchem der 17 AWO-Häuser Betten frei sind, setzen sich dann direkt mit der betreffenden Einrichtung in Verbindung und vermitteln den Pflegeplatz.

Drei solcher Notaufnahmen habe es seit Oktober schon allein in Lauterbach gegeben – „und alle nachts“, wie Waltraud Fischer erläuterte. Ein älterer Herr sei sogar aus Wächtersbach gekommen. Dort sei ein ähnlicher wie der oben beschriebene Fall eingetreten. Die Ehefrau hatte überraschend ins Krankenhaus gemusst und für den Mann hatte auf die Schnelle ein Pflegeplatz gefunden werden müssen. Sechs Tage sei er in Lauterbach geblieben, dann hatten die Angehörigen einen Platz in der Nähe des Wohnortes organisiert. Auf zwei Jahre sei das Projekt der AWO angelegt. „Wir müssen abwarten, wie sich das alles entwickelt“, sagte Fischer, erst dann werde entschieden, ob die Pflegenotaufnahme fortgeführt werde. Durchweg positiv aufgenommen wurde die AWO-Initiative im Seniorenbeirat. Angeregt worden sei, auch alle anderen Heime in der Region „mit ins Boot“ zu holen.

2 Gedanken zu “Jetzt gibt es auch eine Notaufnahme in der Pflege

  1. Kleine Ergänzung:
    Der Notfallplan des Pflegestützpunkts sollte auch einen Hinweis auf die Notrufnummer der AWO enthalten!

  2. Eine wirklich sinnvolle Sache! Die Notrufnummer der Pflegenotaufnahme gehört an jedes Pinboard eines pflegenden Angehörigen. Doch jetzt meine Frage: Warum kommt dieses Angebot erst jetzt? Wie haben betroffene Menschen im Vogelsberg sich in den geschilderten Situationen bisher geholfen? Und wieso ist der Kreisseniorenbeirat bisher selbst nie auf die Idee gekommen, mal auf die katastrophale Unterversorgung des Vogelsbergkreises (wie des ganzen Landes Hessen!) mit Tages- und Nachtpflegeplätzen hinzuweisen und Abhilfe zu fordern? Nur zur Info: Hessen liegt bei der Versorgung im Ländervergleich auf Platz 15. Nur Hamburg ist noch schlechter. Im VB kommen auf 10.000 Einwohner 4,9 Tagespflegeplätze. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 6,57 Plätzen pro 10.000 Einwohner.

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