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Resolution des Kreistages liegt jetzt mit Unterstützung des Landrates bei der Ministerin auf dem TischVogelsberger Kreispolitik will Waschbären an den Kragen

VOGELSBERGKREIS (ol). Da sitze er nun in der Falle, der so possierlich aussehende Waschbär. Doch wer nun denke, er werde den lästigen Plagegeist endgültig los, der sieht sich getäuscht, jetzt fingen die Probleme eigentlich erst an.

Denn, laut Pressemitteilung des Kreises heißt es: Während der Schonzeit für Waschbären von März bis Juli darf das Tier vom Jäger nicht mitgenommen und anschließend in dessen Revier geschossen werden. Aus der Falle freigelassen werden könne der Waschbär allerdings auch nicht – das verbiete nämlich eine EU-Verordnung zur „Eindämmung invasiver Arten“.

Was würde helfen? In erster Linie die Abschaffung der Schonzeit. Die gilt seit April 2016 und sei in der neuen Jagdverordnung festgeschrieben. Damit würden die Waschbären von 1. März bis 31. Juli geschützt, in dieser Zeit dürfen sie nicht gejagt werden. Das aber sei vielen ein Dorn im Auge – auch dem Vogelsberger Kreistag. Der hatte daher beschlossen, die Landesregierung aufzufordern, von der generellen Schonzeit für Waschbären wieder Abstand zu nehmen und die Jagd auf männliche Tiere und auch auf Jungtiere das ganze Jahr über zu erlauben. Eine entsprechende Resolution an Priska Hinz, hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, sei nach Wiesbaden geschickt worden.

Hintergrund sind Beschwerden und Krankheitserreger

In der Vogelsberger Kreisverwaltung wie auch in vielen Gemeindeverwaltungen würden sich Anfragen und Beschwerden häufen. Denn die nachtaktiven Raubtiere würden Probleme im Natur- und Artenschutz machen, außerdem würden sie immense Schäden in der Landwirtschaft und an Gebäuden verursachen. Alleine an kreiseigenen Immobilien haben Waschbären in den vergangenen zwölf Monaten einen Schaden von fast 100.000 Euro angerichtet.

Gefährlich für Mensch und Tier könne es werden, weil die kleinen Plagegeister den Waschbärspulwurm übertragen. Und die Staupe. Die trete seit etwa zwei Jahren massiv im Vogelsbergkreis auf. Bis zum 16. August hatte das Vogelsberger Veterinäramt bereist 104 Waschbären zur Untersuchung ins Landeslabor nach Gießen gebracht. 92 von ihnen seien an Staupe, einer Virusinfektion, die bei Hunden fast immer tödlich verlaufe, erkrankt gewesen. Menschen seien von der Staupe nicht gefährdet.

Was passiert mit dem Waschbären in der Falle?

Der Jäger dürfe ihn nicht mitnehmen, freigelassen werden dürfe das Tier auch nicht. Aber er dürfe erlegt werden – theoretisch zumindest und jagdrechtlich sogar erlaubt, denn innerhalb einer Ortschaft würden die Jagd- und Schonzeiten nicht gelten. In der Praxis würde es allerdings schwierig, denn für das Erlegen von Tieren im Ort sei eine sogenannte „waffenrechtliche Schießerlaubnis“ erforderlich. Die allerdings haben viele Jäger nicht beantragt, da sie von diversen Voraussetzungen abhängig sei, befristet erteilt würde und erst seit kurzer Zeit nicht mehr gebührenpflichtig sei.

Der hessische Jagdverband empfahl gar Grundstücksbesitzern, sich im Fall der Fälle an die örtlichen Ordnungsämter zu wenden, damit die das Problem als Gefahrenabwehrbehörde übernehmen. Das Problem: Bei den wenigsten Ordnungsämtern dürfte es Personal geben, das Tiere fangen oder erlegen dürfe. Also seien erneut die Jäger gefragt – die wenigen mit Schießerlaubnis, verstehe sich. Fazit vom Kreistag: Wenn es die Schonzeit nicht gebe, dann wäre wenigstens diese unbefriedigende Situation schon einmal zum Teil gelöst. Weitere Informationen – darunter das Schreiben an Ministerin Hinz – fände man auf der Homepage vom Vogelsbergkreis.

3 Gedanken zu “Vogelsberger Kreispolitik will Waschbären an den Kragen

  1. Die, die damals diese nicht heimischen Tiere am Edersee ausgesetzt haben, müsste man heute noch Fragen ob sie alle Tassen im Schrank hatten. Außer das sie niedlich aussehen verursachen sie nur Schaden.

  2. Auch den Grünen würde manchmal ein bisschen mehr Realitätssinn gut zu Gesicht stehen.Bei uns in der Ortschaft hat das „kuschelige Bärchen“schon gut gewüstet.
    Populations-Zuwächse, bei Waschbären, im zweistelligen Prozentbereich ohne natürliche Feinde sind wohl aus ideologischer Romantik-Phantasie für manche kein Problem.

  3. Bisschen einseitige Berichterstattung. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass Grüne da eine etwas andere Position vertreten hatten. Wieso wird das eigentlich nicht erwähnt?

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