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Kirchspiel Billertshausen fragt zum Reformationsjubiläum nach dem Leben in 25 JahrenWelche Zukunft wollen wir?

ALSFELD/BILLERTSHAUSEN/ZELL (ol). „Wie kann unser Leben in 25 Jahren aussehen?“ Unter diese Frage hat ein Vorbereitungsteam im Kirchspiel Billertshausen – dazu zählen neben Billertshausen auch Zell, Angenrod und Heimertshausen – die Feier des Reformationsjubiläums am 31. Oktober gestellt. Alle Gemeindemitglieder waren aufgefordert, eine These oder eine Frage zur Zukunft zu wagen oder zu stellen.

Diese Ideen wurden bis in den Reformationstag hinein gesammelt, sortiert und besprochen. Den Rahmen dazu bot ein großes Fest, das die vier Orte gemeinsam in Zell, und dort in der Kirche und im Dorfgemeinschaftshaus, feierten. Laut Pressemitteilung des Dekanats begann es bereits am Vormittag mit einem gemeinsamen Frühstück und dem Sammeln und Sichten der „Billerhäuser Thesen“. Auf unglaublich große Resonanz war die Aktion gestoßen – nicht nur hatten zahlreiche Menschen ihre Zukunftsthesen abgegeben oder mitgebracht, auch waren den ganzen Tag über außerordentlich viele Besucher und Mitmacher in Zell vor Ort.

Familie und Alltag, Schule und Ausbildung, Dorf und Gemeinschaft, Politik und Umwelt sowie Beruf und Technologie waren die Themengebiete, die ausgemacht wurden. Die Menschen wünschten sich die Familie als Stabilitätsfaktor, sie fanden, es sei Zeit für Entschleunigung und weniger Druck – auch auf Kinder, die in den ländlichen Gebieten häufig schon vor 7 Uhr aufstehen müssen, um pünktlich zur Schule kommen. Gewünscht war auch ein Ausbau des Kita-Angebots, es gab Wünsche zu einem besseren Arbeitsschutz und den Ansatz, das Leben im Dorf auch für junge Familien attraktiv zu halten. Gemeinwohl solle vor Finanzwohl stehen, Waser und Gesundheit sollten nicht privatisiert werden. Die Arbeitszeiten sollten einem modernen Familienbild untergeordnet werden, und es sollte von den Arbeitgebern Urlaub für gemeinnützige Tätigkeiten geben. Kirche soll als Bindeglied zwischen den Menschen fungieren, eine Anlaufstelle für alle sein. Religionen sollten gleichberechtigt sein.

Leben im Jahr 2042 findet zuhause und digital statt: die Visionen der Konfirmanden. Foto: Traudi Schlitt

Ideen in zwei szenischen Darstellungen interpretiert und sechs Projekte entwickelt

Dies waren nur einige der vielen, vielen Ansätze, denen sich auch die Konfirmanden in ihrer soeben erst stattgefundenen Freizeit gewidmet hatten. Sie hatten speziell zu allen Themengebieten kleine Installationen gebastelt, aus denen deutlich hervorging, dass sie sich ihre Zukunft geprägt von einem digitalen Umfeld und künstlicher Intelligenz vorstellen, dass sie aber auch an der Erhaltung der Natur und der Ressourcen interessiert sind. Pfarrer Walter Bernbeck stellte gemeinsam mit Moderatorin Traudi Schlitt und Ute Lochno vom Vorbereitungsteam die Ideen vor, die auch in zwei szenischen Darstellungen interpretiert wurden: Zum einen zeigte eine Gruppe, wie man das alle großen Religionen vereinende Element des Fastens zu einem gemeinsamen Fest werden lassen könne. Zwei andere Darstellerinnen stellten die – in weiter Zukunft liegende – Vision von einer rasend schnellen Zugverbindung von Zell nach Frankfurt vor.

Doch der Tag in Zell sollte nicht nur aus dem Sammeln von Ideen und Wünschen und einem gemütlichen Beisammensein bestehen, führte die Moderatorin aus. Es sollten genau jetzt Verabredungen für die Zukunft getroffen werden, die die Wünsche der Menschen wiederspiegelten. Wie kann man Alt und Jung, Mann und Frau, Heimertshausen, Billertshausen, Zell und Angenrod nachhaltig zusammenbekommen? Aus den verschiedenen Ideen wurden sechs Projekte entwickelt: Eine regelmäßig stattfindende gemeinsame Suppenküche, ein Workshop für den Obstbaumschnitt, ein gemeinsames Salzekuchenbacken, Treffen zum (Strümpfe) Stricken und zum Adventskränze binden. Darüber hinaus wurde die Idee einer Nachbarschaftsbank eingebracht, die einmal pro Woche an einem anderen Ort in den Dörfern aufgestellt werden kann und dort zur Begegnung einlädt, dazu gab es noch den Hinweis auf das bereits bestehende Repair-Café.

Kreativ und engagiert: die „Billertshäuser Thesen“ zum Reformationsfest. Foto: Traudi Schlitt

Dorfleben und Gemeinschaftsgefühl bereichern

Eine ganze Reihe von Plänen also, die das Dorfleben und das Gemeinschaftsgefühl im Kirchspiel Billertshausen bereichern können. In die flugs vorbereiteten Interessenlisten trugen sich dann auch bereits am Dienstag viele Menschen ein. Ob diese Reformationsprojekte nachhaltig sind, wird man sehen: In einem Jahr, pünktlich zum Reformationsfest 2018, sollen die einzelnen Projekte und ihre Umsetzung in Augenschein genommen werden.

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