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Vorträgen über Oktoberrevolution in Russland vor genau 100 JahrenRosa-Luxemburg-Stiftung Hessen: Zwei Vorträge im November

ALSFELD (ol). Zwei Vorträge hat die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Hessen in diesem November in Alsfeld organisiert und beide behandeln die Oktoberrevolution in Russland vor 100 Jahren im weitesten Sinne. Los geht es schon an diesem Donnerstagabend.

Da findet ab 19.30 Uhr in der Volkshochschule in Alsfeld ein Vortrag unter dem Namen „‚Februar-Revolution‘ und ‚Oktober-Putsch‘ – ein Revolutionsjahr und seine Folgen im Rückblick“ unter der Regie von Dr. Wladislaw Hedeler statt. Der US-amerikanische Historiker Alexander Rabinowitch erklärte, dass die Machtergreifung der Bolschewiki in Russland „die Weltgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts nachhaltiger“ geprägt habe als „irgendein anderes Ereignis“. Darüber seien sich wohl noch viele Menschen einig. Doch die Beurteilung des Charakters dieses Ereignisses sei höchst umstritten.

War es der Putsch einer kleinen Verschwörergruppe, wie Richard Pipes, ein anderer vielzitierter US-Historiker meint, oder ein Volksaufstand gegen ein autokratisches unmenschliches System? Wer waren die treibenden Kräfte jener Zeit, welche Rolle spielte Lenin? Waren im Oktober 1917 bereits die Verbrechen Stalins angelegt oder hätte es eine Chance für andere, demokratische Entwicklungsmöglichkeiten gegeben? Diese und viele weitere Aspekte wird mit Wladislaw Hedeler einer der namhaftesten Kommunismusforscher in seinem Vortrag beleuchten. Der Eintritt sei frei.

Vortrag über Lenin Ende November

Mit Prof. Michael Brie und dem Thema „Was tun in Zeiten der Ohnmacht? Hat Lenin uns noch etwas zu sagen?“ geht es am 21. November um 19.30 Uhr im Hotel Klingelhöffer in Alsfeld weiter. Der Philosoph Brie analysiere dabei Lenins strategischen Suchprozess zwischen 1914 und 1917 in Vorbereitung des Kampfes um die Macht, ein Suchprozess, der auch heute noch von Bedeutung sei. Er reiche von der Dialektik revolutionärer Praxis über Gesellschaftsanalyse bis zu einem neuen Verständnis von Sozialismus und Einstiegsprojekten in Zeiten des Bruchs. Dies führe hin zur Frage, welche konzeptionellen Vorstellungen von Revolution und sozialistischer Staatsmacht hinter Lenins Entscheidung standen, im Januar 1918 die Verfassungsgebende Versammlung aufzulösen.

1921 beginnt Lenin einen neuen strategischen Suchprozess. Es ginge ihm darum, Wege zu finden, die Verkehrung von Zielen der Revolution und ihren Resultaten aufzulösen. Dieser Suchprozess bleibt unvollendet. Michael Brie zeige: Wer vom Stalinismus redet, darf nicht vom Leninismus schweigen. Leninismus ist der Versuch, in unmenschlichen Zeiten mit ahumanen Mitteln humane, zutiefst sozialistische Ziele zu verfolgen. Dies sei ein Erbe, das die Linke weder uneingeschränkt annehmen, noch einfach ablehnen könne, sondern aus dem sie lernen müsse. Auch hier sei der Eintritt frei.

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