Kultur0

Banater Deutsche arbeiten an ihrer ZukunftSeminarreise nach Rumänien mit vielfältigen Eindrücken

LAUTERBACH (ol). Ende September unternahm das Deutsch-Europäische-Bildungswerk in Hessen mit Sitz in Wiesbaden eine achttägige, vom Bundesministerium des Inneren geförderte Seminarreise aus der Reihe „Begegnung und Verständigung“ in das Banat nach Rumänien. Mit dabei die Beiden Lauterbacher Siegbert Ortmann, BdV-Landesvorsitzender in Hessen und erster Stadtrat Lothar Pietsch.

Ausgangspunkt war Temeswar – die Metropole des Banats mit zur Zeit rund 310.000 Einwohnern, wie der Kreisausschuss in einer Pressemeldung bekannt gab. Von dort nahmen die 33 Reiseteilnehmer aus der ganzen Bundesrepublik in alle Himmelsrichtungen den unmittelbaren Kontakt mit den jetzigen Bewohnern dieser ehemals rein deutschen Siedlungsgebieten auf und besuchten unter anderem die historischen Städte Lugosch, Arad, Großsanktnikolaus, Orawitz und Reschitz mit den deutschen Minderheiten vor Ort.

Besuch der Deutschen Minderheit im Banater Bergland in Reschitza Foto: privat

Insgesamt standen unter dem Gesichtspunkt „Grenzüberschreitender Gedankenaustausch als Brückenschlag zwischen den Völkern im gemeinsamen Europa“ 18 hochinteressante Fachvorträge, drei sachkundig geführte Stadtführungen, einige Kirchen- und Museumsbesuche, der Besuch des deutschen Staatstheaters in Temeswar und vor allem die zahlreichen menschliche Begegnungen in den Einrichtungen und Bildungsstätten des Demokratischen Forums der Deutschen in  Rumänien auf dem umfangreichen Wochenprogramm. Dazu war die ständige Begleitung der Gruppe durch den Redaktionsleiter der „Banater Zeitung“, Werner Kremm, eine große Bereicherung.

Deutsche Sprache wird groß geschrieben

Sein Wissen über Land und Leute im Banat in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft war immer wieder beeindruckend. Er rückte auch nachdrücklich zurecht, dass die Meinung, im Banat würden ehemalige deutsche Ortschaften verfallen, so nicht richtig sei. Vielmehr sehe er bei der Gruppe der sogenannten „Hinterbliebenen“ nach 1990 durchaus einen festen Willen, das deutsche Volksgut zu pflegen und soweit wie möglich weiter zu vermitteln. Als langjähriger und sehr erfahrener Seminarleiter solcher Auslandsreisen wies Georg Stolle (Bensheim), Vorsitzender des DEB in Hessen, bereits zu Anfang darauf hin, dass auch dieses Seminar gewissermaßen als eine Mosaikveranstaltung zum Kennenlernen des heutigen Banats in Rumänien zu verstehen sei, von der sicherlich jeder Teilnehmer seine eigenen, unvergesslichen Eindrücke mitnehmen werde.

Und er hatte wirklich recht. So konnten beispielsweise die bundesdeutschen Gäste bei dem Besuch des Deutschen Forums in Großsanktnikolaus von der dort sehr engagierten Leiterin Dietlinde Huhn erfahren, dass die deutsche Sprache und Kultur in dieser Temescher Kleinstadt weiterhin groß geschrieben und mit viel Hingabe bewahrt und gepflegt werde. Es gebe eine sehr gut besuchte Schulabteilung mit Unterricht in Deutsch als Muttersprache und es würden jährlich deutsche Fest wie Fasching oder Erntedankfest von Jung und Alt im großen Stil gefeiert.

Dr. J. Fernbach beim Vortrag im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus zu Temeswar Foto: privat

Gedenk- und Informationsstätte zur rumänischen Revolution

Der Vorsitzende des Regionalforums Banat im Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien, Dr. Johann Fernbach sagte in seinem Referat über die Zukunft seiner Volksgruppe, dass der Glaube an die Identitätsbewahrung der Banater Schwaben keineswegs abhanden gekommen sei. Und er führte wörtlich aus:  „Auch wenn es vielerorts heißt, die Auswanderungswelle nach 1990 habe das Ende des Deutschtums in Rumänien bedeutet, so trifft das nicht zu. Vielmehr nutzen die Banater- Schwaben die gebotenen Hebel der rumänischen Minderheitenpolitik, die Erfahrung ihrer politischen Vertreter, ihre Fähigkeiten zu Integration und Identitätswahrung sowie die Chance der bundesdeutschen Partner in allen Bereichen, um jeden Tag einen Identitäts- Neustart vorzuzeigen, der auch in schwierigen Momenten neuen Mut schaffen kann“.

Gesamte Seminargruppe vor der Wallfahrtskirche Maria Radna im Banat Foto: privat

Natürlich stand die Gedenk- und Informationsstätte zur rumänischen Revolution von 1989 in Temeswar auch auf dem umfänglichen Tagungsprogramm und deren Leiter Dr. Orban, selbst bei den seinerzeitigen Kampfhandlungen verwundet, gab dabei eine sehr bewegende Vorstellung dieser bedeutenden nationalen Einrichtung. Als regelmäßiger Begleiter und Mitinitiator derartiger DEB-Seminarreisen nahm auch diesmal  der hessische Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Siegbert Ortmann (Lauterbach) daran teil und sah darin am Ende eine wirklich gelungene verständigungspolitische Veranstaltung mit hoch interessanten Vorträgen und anschließenden äußerst lebhaften Diskussionen.

Für Ortmann seien solche seit vielen Jahren organisierten Seminarreisen in die ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten im östlichen Europa ein wertvolles und zukunftsorientiertes Standbein im alljährlichen Arbeitsspektrum des Bundes der Vertriebenen in Hessen. Gemeinsam mit dem Seminarleiter dankte er den Mitarbeitern der BdV-Landesgeschäftsstelle, und hier besonders Hubert Leja, für die professionelle Vorbereitung und Begleitung zu dieser gelungenen Reiseveranstaltung.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren