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Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak informiert sich im Dachdeckerbetrieb Hansel - Auftragsbücher sind vollVogelsberger Handwerker und ihr guter Ruf

ENGELROD (ol). Karl-Heinz Hansel sei wohl das, was man einen typischen Handwerksmeister nennt: fleißig, verantwortungsbewusst, bodenständig, zurückhaltend, vor allem aber der alten Baukunst verbunden. Davon konnte sich Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak dieser Tage bei einem Besuch in Engelrod überzeugen.

In der Pressemitteilung des Kreises heißt es, der Vizelandrat unternehme immer wieder solche Firmenbesichtigungen und suche sich dabei immer wieder ganz bewusst einen kleineren Handwerksbetrieb aus. „Mir ist es dabei wichtig, den Betrieb kennenzulernen. Ich will wissen, wo der Schuh drückt – auch, um Anregungen für die Kreispolitik zu bekommen“, betonte Mischak, der von Thomas Schaumberg, dem Geschäftsführer der Vogelsberg Consult, und von Andrea Ortstadt aus der Abteilung Wirtschaftsförderung in der Kreisverwaltung begleitet wurde.

Karl-Heinz Hansel führt, laut Pressemitteilung, den Dachdecker- und Schindlerbetrieb bereits in der vierten Generation, gegründet worden war die Firma 1895. Christian Hansel war es, der sich damals mit einem einen Schindlerbetrieb selbstständig machte. Ein Handwerk, das bis Ende der 50er Jahre gefragt gewesen sei im Vogelsbergkreis. Viele Fassaden wurden damals mit Holzschindeln verkleidet. „Dann kamen die Eternitplatten auf…“, erinnerte sich Hansel. Viele Hausfassaden in der Region wurden in den Folgejahren mit solchen Platten verkleidet, auch auf Dächern wurden sie verlegt. „Ganz oft wurde das bei Aussiedlerhöfen gemacht“, erzählte Hansel seinem Besuch aus dem Landratsamt. „Das Schindeln war in den 60er und 70er Jahren total eingebrochen“, so der Handwerksmeister. Die Wende sei mit den ersten Dorferneuerungsprogrammen gekommen. „In den 80er Jahren erlebten wir sogar einen regelrechten Boom, Holzschindeln waren plötzlich wieder im Kommen“, erinnerte sich Hansel und schmunzelte: „Erst wurde verschandelt und jetzt wird wieder verschindelt.“

Neuer Auszubildender gerade übernommen

Aber: Firmen, die diese alte Handwerkskunst noch beherrschen, seien mittlerweile rar geworden. „Es gibt nur noch drei bis vier Betriebe im Vogelsbergkreis, die noch schindeln“, berichtete Hansel und blickte noch einmal zurück. „Früher haben die Leute in den Wintermonaten die Holzschindeln selbst hergestellt. Von November bis Ende März war doch hier Winter.“ Da saßen die Leute in der warmen Stube zusammen und bearbeiteten Buchenholz. Damals soll jeder seine eigenen Schindeln gehabt haben. Sobald es wärmer wurde im Frühjahr, zogen dann die Handwerker durch die Dörfer und nagelten die Holzschindeln an. Auch Hansels Großvater und selbst sein Vater seien noch „auf Montage im Vogelsberg“ gewesen und besserten in den Dörfern die Hausfassaden aus.

Diese Zeiten seien längst vorbei. Heute kaufe der Chef die Schindeln bei einem großen Anbieter. Mittlerweile mache das Schindeln wieder 30 Prozent vom Umsatz aus. „Es gibt wieder Arbeit“, so die gute Nachricht. „Das Dorferneuerungsprogramm ist für uns sehr gut.“ Übrigens: Auch die Auszubildenden sollen dort das alte Handwerk erlernen – allerdings nicht in der Berufsschule. „Das Schindeln wird hier im Betrieb gemacht“, so Hansel. In der Schule werden die angehenden Dachdeckergesellen in dem Bereich nicht mehr geschult. Einen Auszubildenden habe der Betrieb gerade übernommen, auch im nächsten Jahr soll wieder ein Azubi eingestellt werden.

Volle Auftragsbücher – und das nicht nur im Vogelsberg

Neben dem Schindeln gehöre auch die klassischen Dachdeckerarbeiten zum Spektrum des Engelröder Betriebes. Eingedeckt werden Dächer in verschiedenen Materialien, in Betondachstein oder Tondachziegel, mit Schiefer, mit Stehfalzblech oder mit Metall. Zudem werden Flachdächer abgedichtet, Dachrinnen installiert, Dachfenster eingebaut oder Balkone abgedichtet Die Mitarbeiter haben gut zu tun, so der Chef. Die Auftragsbücher für dieses Jahr seien voll, teilweise werden schon Aufträge für 2018 angenommen. Bis ins Rhein-Main-Gebiet sollen die Arbeiter fahren, „30 Prozent unserer Aufträge liegen außerhalb“, schilderte Hansel und verwies auf Projekte beispielsweise in Frankfurt und Bad Vilbel.

„Dass die Zuverlässigkeit hiesiger Handwerker im Rhein-Main-Gebiet sehr geschätzt wird“, darauf verwies Vizelandrat Dr. Jens Mischak. Erfreut soll er sich gezeigte haben, dass der Betrieb Hansel noch genügend Fachkräfte habe. Erst kürzlich konnten zwei neue Kollegen eingestellt werden. Und mit Steffen Hansel stehe auch schon die fünfte Generation in den Startlöchern, die den Familienbetrieb einmal übernehmen kann.

2 Gedanken zu “Vogelsberger Handwerker und ihr guter Ruf

  1. Die Firma Hansel hat zuverlässige, kompetente, fleissige Arbeiter mit viel Fachwissen. Darauf kann Firmen Inhaber Karl-Heinz Hansel stolz sein denn er ist ja ein idealles Vorbild durch seine ruhige gelassene Art und sein Fachwissen für sein Arbeiter.

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