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Alsfelder Junge Union besuchte Neue Dienste VogelsbergTelefonieren mit einem Hörgeschädigten?

ALSFELD (ol). Eine Gruppe der Jungen Union (JU) Alsfeld besuchte vor Kurzem die Neuen Dienste Vogelsberg in der Altenburger Straße. Seit 2006 ist das eigenständige Tochterunternehmen der Neue Arbeit Vogelsberg Dienstleister für die Tess Relay Dienste GmbH, die im Auftrag der Bundesnetzagentur Telefondolmetschdienste in Gebärdensprache (TeSign) und Schriftsprache (TeScript) für den privaten und beruflichen Bereich anbietet.

Dagmar Gottschalk, die Verantwortliche für das Dolmetschteam und das Qualitätsmanagement der Neue Dienste Vogelsberg, wies zunächst darauf hin, dass man zwischen dem Kommunikationshilfe-Bedarf schwerhöriger und gehörloser Menschen unterscheiden müsse. Gehörlose, also Menschen, die ohne Gehör auf die Welt gekommen sind oder bei denen die Hörfähigkeit von Geburt an weitgehend fehlt, verständigen sich in ihrer Muttersprache, der Deutschen Gebärdensprache. Um eine reibungslose Kommunikation zwischen ihnen und gut Hörenden zu gewährleisten, kommen Gebärdensprachdolmetscher zum Einsatz.

Menschen, die nach dem Spracherwerb schwerhörig werden oder ertauben, somit in der deutschen Lautsprache aufgewachsen sind und kommunizieren, benötigen hingegen in bestimmten Situationen die Unterstützung etwa von Schriftdolmetschern oder wie im Fall des Telefonvermittlungsdienstes Tess TeScript von Telefonschriftdolmetschern, die das gesprochene Wort zum „Mitlesen“ mitschreiben.

Was bedeutet das in der Praxis?

Was das in der Praxis bedeutet, demonstrierten Dagmar Gottschalk und die Telefonschriftdolmetscherin Barbara Becker den JU-Mitgliedern in einem – aus Datenschutzgründen fiktiven – Telefongespräch. Die Kontaktaufnahme mit TeScript erfolgt entweder mit dem PC über die Tess-Software oder per Handy und Tablet über die entsprechende App. Bei der Vermittlungsstelle ertönt ein Klingelzeichen, die Telefonschriftdolmetscherin nimmt das Gespräch entgegen – sie ist jetzt live und schriftlich mit dem Kunden verbunden – und wählt die gewünschte Telefonnummer an.

Telefonschriftdolmetscherin Barbara Becker demonstriert den JU-Mitgliedern ein Telefongespräch für Hörgeschädigte. Foto: Junge Union Alsfeld

Meldet sich der gut hörende Teilnehmer, wird ihm mündlich die Kommunikationssituation kurz erklärt und gleichzeitig schriftlich dem Tess-Kunden signalisiert, dass er sein Gespräch beginnen kann. Die Vermittlungsarbeit besteht nun darin, dass alles, was der Tess-Kunde schreibt, vorgelesen und das, was der gut hörende Gesprächspartner sagt, mitgeschrieben wird. Mit ihrer Hilfe entstehe auf diese Weise eine direkte Kommunikation, erklärte Barbara Becker, bei der sie als Telefonschriftdolmetscherin allerdings stets eine neutrale Rolle einnehme – egal, um welche Inhalte es sich handele.

Und hier sei das Spektrum an privaten und beruflichen Anrufen ebenso vielfältig wie bei gut Hörenden auch, ergänzte Dagmar Gottschalk, denn es reiche von der Essensbestellung über den Anruf bei Freunden oder einem Kundenservice bis hin zur Telefonkonferenz. Auch Notrufe können an die zuständige Leitungsstelle Deutschland in den Dienstzeiten weitergeleitet und vermittelt werden.

Spätestens ab Januar 2019 rund um die Uhr

Die derzeit zehn Mitarbeiter der Neue Dienste Vogelsberg übernehmen bisher an 365 Tagen von 8 bis 23 Uhr – zeitweise mit zwei oder drei besetzten Terminals – die Vermittlung. Mit dem in diesem Jahr geänderten Telekommunikationsgesetz, das vorsieht, dass behinderte Endnutzer jederzeit Zugang zu den Telekommunikationsdiensten und somit auch zum Notruf haben müssen, soll die Telefonvermittlung für Hörgeschädigte spätestens ab Januar 2019 rund um die Uhr erreichbar sein.

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