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Wie ist die Stimmung auf dem Herzberg? Ein Stimmungsbild mit Bildern vor OrtVon Schlammstraßen und Gummistiefeln

BREITENBACH/HERZBERG (mb). Der Regen hört nicht auf. Auf jeden Strahl Sonne folgt eine Regenwolke. Die großen Wege auf dem Hauptgelände und dem Stoppelacker sind mit Traktorspuren durchfurcht und bilden auf den viel belaufenen Wegen eine breiige homogene Schlammmasse. Die Hippies nehmen es gelassen – ob barfuß oder gewappnet mit Gummistiefeln.

Wer die Wegbegleiter aus Gummi auf dem Herzberg verkaufte, könnte hier ein halbes Vermögen erwirtschaften. Viele haben nicht mit solchen Massen an Schlamm gerechnet. Die Hartgesonnenen verbringen den Tag barfuß und in kurzen Hosen. Man könnte meinen bei solch einem Wetter hätte niemand mehr Lust auf Peace and Love und würde sich in seinem Zelt verkriechen. Aber die Besucher des Herzbergfestivals lassen sich nicht unterkriegen.

Diese Gruppe aus dem Vogelsberg hat es sich gemütlich gemacht.

So auch nicht eine Gruppe Vogelsberger: Ein Dutzend Freunde haben sich gemeinsam ein riesiges Zelt als Schutz gebaut, jeder hat etwas mitgebracht. Thorben aus Wallersdorf erzählt: „Als es plötzlich wieder anfing zu regnen und gewittern, kamen alle Besucher zu uns unter die Plane. Wir haben erstmal eine fette 90er Party gefeiert“

Janosch und Joshi aus Flensburg witzeln: „Naja es regnet weniger und auch der Wind ist nicht so stark wie bei uns zu Hause. Ist doch perfekt.“ Die beiden waren auch letztes Jahr schon dabei, als es nur einen Tag stark regnete, aber sie lassen sich auch dieses Jahr vom Wasser nicht die Laune verderben.

Janosch und Joshi lassen sich die Laune vom Wetter nicht verderben.

Ein Paar aus Frankfurt sieht das Ganze schon etwas kritischer. „Wir leben immerhin in Deutschland und mit solchem Wetter ist zu rechnen. Das hätte wirklich besser organisiert werden können.“ Trotzdem lässt die Familie mit zwei Kindern sich nicht unterkriegen und schaut, was die restlichen Tage noch so bringen.

Auch ein weitbekannter Gast lässt sich nicht unterkriegen. Gandalf alias Karsten verkauft fröhlich tanzend seine Energiebällchen, die aus Sesam, Haferflocken, Chia und vielen weiteren Zutaten bestehen. Neben ihm versammelt sich eine kleine Gruppe aus der Umgebung: Ve aus Oberaula berichtet, dass sie so viel Regen auf dem Herzberg noch nicht erlebt habe, nicht einmal 2012. „Nur einmal während dem Konzert von Hawkwind. Da sind sogar die Stände weggeflogen.“ Dieses Jahr freue man sich einfach über jede freie Minute Regen.

Gandalf der Energyballverkäufer dreht fröhlich seine Runden auf dem Festival.

Die Menschen auf dem Herzberg helfen sich alle gegenseitig soweit man kann. Johanna aus dem Vogelsberg berichtet wie ihr Kumpel mit seinem Quad einem DJ aus der Patsche geholfen hat, der fast seinen Auftritt verpasst hatte, weil er seine Platten nicht aus dem Schlamm transportiert bekam. Auch innerhalb der Autoschlange, die zumindest bis Donnerstag mindestens das Gelände nicht befahren kann, helfen sich alle gegenseitig mit Essen und vor allem Liebe. Auch die Festivalveranstalter rufen die Menschen dazu auf den Herzberg Spirit zu verbreiten und die Menschen in der Autoschlange zu unterstützen.

Ariann aus Gießen ist mit den öffentliche Verkehrsmitteln angereist und hat somit zumindest nicht das Problem, wie sie auf das Gelände kommt. „Sobald die Sonne rauskommt ist für mich alles gut.“ Thomas aus Darmstadt gibt zu bedenken: „Ich habe noch keine Ahnung wie ich wieder vom Festivalgelände kommen soll.“ Der Hesse ist zum dritten Mal auf dem Festival. Auf die Frage, ob die Situation schlimm ist antwortet er: „Schlimm überhaupt nicht, nur etwas anstrengend. Und das Tanzen fällt nicht so leicht. Aber ganz ehrlich, Millionen Flüchtlingen geht es täglich so.“

Ohne Schuhe fällt das Tanzen leichter.

Was daraus zu lernen ist? Manchmal muss man einfach die positiven Seiten des Lebens schätzen und sehen und das Glücklichsein fällt gar nicht so schwer. Die Herzberg Besucher haben diese Gabe gemeistert und geben sich gegenseitig Halt und genießen die ein oder andere Schlamm Tanzeinlage. Nur eines hätten die Veranstalter doch bitte organisieren können: Ein paar Matten für ein Wettrutschen.

Eindrücke vom Donnerstag:

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