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Keine Solaranlage in Heblos – Großer Widerstand in Lauterbacher Stadtverordnetenversammlung„Man muss auch verlieren können!“

HEBLOS. (ol) Es ist ein ungewöhnliches Bild, das sich am Montagabend im Hebloser DGH darbietet. Neben den Stadtverordneten der Stadt Lauterbach haben sich viele Dorfbewohner versammelt, um den Widerstand gegen die geplante Solaranlage in unmittelbarer Nähe des Dorfes zu demonstrieren.

Es war richtig was los in der Stadtverordnetensammlung der Stadt Lauterbach am Montagabend in Heblos. Der Grund: Die Hebloser Teilbereiche „Die Suppesäcker“ und „Die Bruchwiese“, die 1969 als Gewerbefläche ausgewiesen wurden, sollen nicht zur Errichtung einer Solaranlage genutzt werden. In den fast 50 Jahren seit der Ausweisung hat sich das Hebloser Neubaugebiet weit vergrößert, so dass nach heutigem Stand der Abstand der geplanten Solaranlage zum ersten ortsteiligen Haus nur 100 Meter betragen würde. SPD, CDU und FDP befinden diesen Abstand für eindeutig zu gering und sehen bei der Solaranlage eine schwerwiegende Beeinträchtigung der Bürgerinnen und Bürger sowie des Erscheinungsbildes des Dorfes.

Das DGH Heblos war zur Stadtverordnetenversammlung bis zum letzten Platz gefüllt. Fotos: le

Politik ist sich weitestgehend einig

SPD, CDU und FDP sind sich einig in der Meinung über die Errichtung einer Solaranlage im Lauterbacher Stadtteil Heblos: „Nein, das wollen wir nicht!“  Die Grünen [Anmerkung der Redaktion: Hier stand zunächst fälschlicherweise Herr Sachs von der CDU] betonen jedoch eindringlich, dass sich die Partei grundsätzlich für den Ausbau ausspricht, jedoch die geplante Fläche in Heblos zum heutigen Stand nicht mehr dafür geeignet sei. Entgegen der Meinung der anderen Parteien fordern Die Grünen daher eine Veränderungssperre, so dass für die nächsten zwei Jahre auf der Fläche keine baulichen Änderungen vernommen werden. Die ausgewiesene Fläche müsse genutzt werden und eine Solaranlage wäre die „sanfteste Form der Nutzung“. Des Weiteren sehen sie einen Abstand von 100 m zum nächsten Wohnhaus als angemessen und fordern eine Überprüfung des Bebauungsplans, um die Rahmenbedingungen anzupassen. Eine Hecke, die die Solaranlage teilweise verdecken könnte, wird als konkreter Vorschlag der Grünen genannt. Außerdem könnte man ihrer Meinung nach die Bürgerinnen und Bürger durch einen angepassten Strompreis an dem Vorteil der Solaranlage teilhaben lassen.

Die Lokalpolitik ist sich weitestgehend einig darüber, dass in Heblos keine Solaranlage entstehen soll.

Die Hebloser wehren sich gegen die Solaranlage

Für die Bürgerinnen und Bürger von Heblos ist dies jedoch keine Option. Diese Meinung vertritt nicht nur Anette Kreuzinger, die sich anschließend zu Wort meldet, sondern auch der Ortsbeirat, der sich einstimmig gegen den Bau der Anlage entschieden hat. Kreuzinger erklärt, dass eine solche Solaranlage das Gesamtbild des Dorfes und die Natur „verschandeln“ würde und fragt, warum „willkürlich irgendwo in der Landschaft Solaranlagen errichtet werden sollen“, gerade wenn der Hälsberg, ein Naturschutzgebiet, sich in unmittelbarer Nähe befindet. Dass das vor 50 Jahren ausgewiesene Gebiet sich nach dem Wachsen des Neubaugebietes, nicht mehr für eine solche Nutzung eignet, ist ebenfalls ihr Standpunkt. Bereits 130 Unterschriften sind gegen den Bau der Anlage gesammelt worden, doch den Widerstand übten die Bürgerinnen und Bürger vor allem mit Präsenz und ehrlich, harten Worten.

Als sich der Solaranlagenerrichter von der Firma 7×7 energie GmbH zu Wort meldet und fordert, dass an diesem Abend keine Entscheidung getroffen werden kann, da das „Gegenüber“ zum diskutieren fehle, werden Stimmen aus dem Publikum laut. Seiner Meinung nach würden viele Argumente, die von den Parteien und Kreuzinger gebracht wurde, nicht der Wahrheit entsprechen. „Man muss auch verlieren können!“ heißt es aus dem Publikum.

Die Hebloserin Anette Kreuzinger ist Wortführerin der Hebloser Gegner der Solaranlage

Bebauungsplan soll geändert werden

Abschließend meldet sich auch Bürgermeister Vollmöller zu Wort und kritisiert die fehlende Kommunikation zwischen Solaranlagenbauer, den Betroffenen und der Stadt Lauterbach. Vollmöller gesteht: „Ich habe es aus der Zeitung erfahren.“ Klar ist, dass der komplizierte Verfahrensablauf hier zu einer Verhärtung der Fronten geführt hat, denn auch nach der Abstimmung, die zu Gunsten des Dorfes ausgefallen ist, gibt es weitere Diskussionen zwischen Dorfbewohnern und dem Solaranlagenbauer.

Der erste Antrag zur Einleitung eines Verfahrens zur Aufhebenung des Bebauungsplanes Nr. 1 im Stadtteil Heblos wird mit nur drei Gegenstimmen angenommen, während der zweite Antrag zur Satzung über eine Veränderungssperre für den räumlichen Geltungsbereich einstimmig angenommen wird.

 

 

2 Gedanken zu “„Man muss auch verlieren können!“

  1. Irgendwie hat der Berichterstatter von oberhessenlive ein anderes Statement von mir gehört.
    In keiner Ausführung, habe ich von „grundsätzlicher! Zustimmung für einen Ausbau“ geredet.
    Ich bitte dies zu korrigieren!

    1. Sehr geehrter Herr Sachs,
      wir bitten diesen Fauxpas zu entschuldigen und haben den Text an entsprechender Stelle korrigiert.
      Die OL-Redaktion

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