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Traditionelle Maikundgebung auf dem Alsfelder MarkplatzFür mehr soziale Gerechtigkeit und sozialen Frieden

ALSFELD (cdl). „Unser Motto ‚Wir sind viele. Wir sind eins.‘ ist ein Hinweis auf die Notwendigkeit der Solidarität der Arbeitnehmer untereinander. Wir wollen uns nicht von irgendwelchen Kräften spalten lassen und das demokratische Kräfte auseinanderdriften“, betonte der Vorsitzende des DGB Vogelsberg Bernhard Bender im Vorfeld der traditionellen Maikundgebungen.

Wie in jedem Jahr finden am 1. Mai die Kundgebungen der Gewerkschaften statt. In Alsfeld von 10 bis 13 Uhr auf dem Marktplatz und in Schlitz im Bürgerhaus sind Veranstaltungen geplant. „Wir haben die gleichen Ziele, haben die gleichen Ansichten und wollen gemeinsam für die Arbeitnehmer streiten“, kündigte Bender die beiden Veranstaltungen an. „Die Vermögensverteilungen gehen immer weiter auseinander. Wir brauchen mehr soziale Gerechtigkeit in unserem Land und müssen uns für Menschen mit prekären Beschäftigungsverhältnissen einsetzen“, so der DGB-Vorsitzende Vogelsberg. Manche Menschen könnten von einem Vollzeitjob ihren Lebensunterhalt nicht mehr finanzieren und müssten aufstocken. „Das halten wir in so einem reichen Land für einen Skandal“, bekräftigte Bender.

Ebenso kritisierte Bender viele Arbeitgeber, die aus den Tarifverträgen ausgestiegen seien. Immer mehr Arbeitgeber würden den Arbeitgeberverband verlassen. „Es ist wichtig, dass wieder mehr Arbeitgeber in die Arbeitgeberverbände gehen“, so Bender. Das habe doch die Bundesrepublik Deutschland über viele Jahre stark gemacht und sei ein Stabilitätsfaktor gewesen. Der soziale Frieden sei so bewahrt worden. Als Gewerkschaft wisse man, dass man Tarifbindungen nicht alleine inszenieren könne und auf die Politik angewiesen sei. „Deshalb appellieren wir an alle Parteien unsere Ziele zu unterstützen und die Tarifbindung auszuweiten“, forderte Bender. Tarifflucht belaste die Arbeitsbeziehung und bedrohe den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Außerdem kritisierte der Vogelsberger DGB Vorsitzende die „schwarze Null-Politik“. Die schwarze Null führe zu einem Investitionsstau. Wenn man beispielsweise mit einer Straßenbaumaßnahme warte, werde sie im Jahr darauf gleich viel teurer. Das gelte ebenso für die Sanierung öffentlicher Gebäude. Dennoch müsse man nicht nur in Sachwerte, sondern auch in Menschen investieren. Beispielsweise brauche es neben dem Zoll weiteres Personal, um die Schwarzarbeit eindämmen zu können. Deshalb müsse ein Kontrollorgan geschaffen werden, das auch nach Tariftreue schaut und die Subunternehmer kontrolliere. Außerdem fehle ein entsprechender Bußgeldkatalog vom Gesetzgeber.

Dringend bessere Ausbildung in Pflegeberufen

Außerdem wies Bender auf einen deutlichen Nachholbedarf im Bildungsbereich hin. Gerade in der schulischen und beruflichen Bildung sei dieser auszumachen. Die Facharbeiter Ausbildung sei aus Sicht des DGB genauso wichtig wie die universitäre Ausbildung. Bessere Bildung in der Schule führe zu besseren Ausbildungsmöglichkeiten.

Gerade im Bereich der Kranken- und Altenpflege müssten dringend weitere Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden. Für diesen anspruchsvollen Job fehle es an allen Ecken und Enden und die Arbeitgeber suchten in diesen Bereichen händeringend nach qualifiziertem Personal. Der Pflegenotstand im Vogelsbergkreis sei in Wiesbaden statistisch nachgewiesen. „Die Ausbildungskapazität, die wir brauchen, um die neu entstehenden Arbeitsplätze zu belegen, ist nicht gegeben“, so Bender. In Alsfeld gebe es sogar schon Probleme die Nachtschichten in der Altenpflege zu belegen. Da seien nur noch Hilfskräfte in der Nachtschicht und das müsse man abstellen.

„Wir brauchen die Stärkung der Tarifbindung. Seit gut 20 Jahren sind wir von den Flächentarifverträgen abgekoppelt. Daher finde ich gut, dass der DGB das zum Thema macht“, so Jo Biermanski von ver.di, der in der Behindertenhilfe tätig ist. Er würde eine Zwangsmitgliedschaft der Arbeitgeber in den Arbeitgeberverbänden gutheißen. Er stelle sich das in etwa so vor wie in der Berufsgenossenschaft, wo es eine Zwangsmitgliedschaft gebe. In den sozialen Bereichen würde sich so etwas bei den Löhnen positive auswirken. Weil die Löhne seit Jahren nicht angepasst würden, sei es immer schwieriger qualifiziertes Personal zu finden. Außerdem werde das Gehalt von jedem neuen Mitarbeiter einzeln ausgehandelt und die Solidarität bleibe dabei auf der Strecke.

Programm der Maikundgebungen

Bürgermeister Stephan Paule eröffnet als Gastgeber die Maikundgebung am kommenden Montag auf dem Alsfelder Marktplatz. Dabei werden in Alsfeld sowohl Lokalpolitiker der CDU als auch der SPD Grußworte sprechen. Ebenso ‚Die Linke‘ mit ihrem Kreisvorsitzenden Dietmar Schnell und erstmals auch die Grünen. Die Landtagsabgeordnete Eva Goldbach hat sich angekündigt. Außerdem kommen alle Beteiligten Gewerkschaften, IG Bau, IG Metal, ver.di und GEW zu Wort. Das Rahmenprogramm wird mit Livemusik und Infoständen der Gewerkschaften und befreundeten Organisationen gestaltet.

Die Mairede hält der Bundeskandidat und Geschäftsführer des DGB Mittelhessen Matthias Körner (SPD). Im Mittelpunkt werde die Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit stehen. Unter anderem gelte es, dem Auseinanderdriften der Gesellschaft mehr Verteilungsgerechtigkeit entgegenzusetzen, so der Mairedner Matthias Körner. „Gott sei Dank endlich mal wieder ein Gewerkschafter, der sich in die Politik wagt. Da haben wir viel zu wenige davon“, so Bender. Körner sei eine Person, die aus der dualen Ausbildung komme, der Schlosser gelernt habe und wisse, was Arbeit ausmacht. „Ich halte nicht viel davon Politik zu studieren und dann ohne Lebenserfahrung ins Parlament zu gehen“, ergänzte Bender.

Die Mairede in Schlitz hält von verd.di Monika Christann. Dort besteht das Rahmenprogramm aus Livemusik von Mario Wöllhardt und Infoständen der Gewerkschaften und befreundeter Organisationen.

 

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