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Polizei stellte Verkehrsstatistik 2016 vorSieben Autofahrer in 2016 tödlich verunglückt

VOGELSBERGKREIS (ol). Über 11.000 Verkehrsunfälle haben sich im Vorjahr in Osthessen ereignet, davon 2.286 Unfälle im Vogelsbergkreis. Die Hauptursache für die schwersten Unglücke war wie in den Vorjahren zu schnelles Fahren.

Insgesamt 115 Schwerverletzte verzeichnete die Polizeidirektion Vogelsberg im Vorjahr, sieben Autofahrer verunglückten tödlich. Am Donnerstag stellte die Vogelsberger Polizeiführung in Lauterbach den Verkehrsbericht für das Jahr 2016 vor.

„Ein Unfallgeschehen zieht Elend und Tragik nach sich“, so Polizeipräsident Günther Voß bei der Vorstellung. Aus seiner Sicht sei es kaum beschreibbar, wie schwer die Überbringung einer Todesnachricht an die Angehörige nach einem Verkehrsunfall sei. Einen expliziten Dank richtete der Polizeipräsident in diesem Zusammenhang an Hilfskräfte wie Feuerwehr, Rettungsdienst oder Abschleppservice. „All jene, die sich mit dem tragischen Ereignis Verkehrsunfall befassen müssen“, so Voß. Wie er sagte, ist die Zahl mit 24 Verkehrstoten in Osthessen glücklicherweise auf einem historischen Tiefstand.

Im Hinblick auf Verkehrsunfälle auf Autobahnen stellte er die nach eigenen Angaben vage These auf, dass Autobahnen im Vergleich zu anderen Straßen sicherer seien. So ereigneten sich im Vorjahr 21 Prozent der Verkehrsunfälle in Osthessen auf Autobahnen. Das Problem seien die zumeist schweren Unfälle auf den Kreis-, Landes- und Bundesstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften. Im Vogelsbergkreis kam es ausschließlich auf solchen Strecken zu den tödlichen Unfällen. Zu Verkehrsunfallfluchten teilte Voß mit, dass diese zu 42 Prozent aufgeklärt wurden. Laut Statistik sind 115 Verursacher von Unfällen mit Verletzten geflüchtet. „Dort wurden verletzte Menschen zurückgelassen“, unterstrich der Polizeipräsident.

Osthessens Polizeipräsident Günther Voß

Um die Zahlen der Verkehrsunfälle weiter zu senken, führt die Polizei derzeit vier Präventionsprojekte durch. Diese sollen insbesondere Geschwindigkeitssünder, Motorradfahrer, den Güterverkehr und „schwächere“ Verkehrsteilnehmer ansprechen. Für die Geschwindigkeitsüberwachung ist ab dem 23. März mit dem „enforcement trailer“ ein neuartiges Einsatzgerät in Osthessen verfügbar. Der „Blitzanhänger“ ermöglicht mit eigener Stromversorgung einen autarken Messbetrieb über fünf Tage und kann durch seinen Aufbau schnell an verschiedenen Orten aufgestellt werden.

Im Hinblick auf mögliche Sabotagen verfügt das Gerät über eine Alarm- und Diebstahlsicherung. Hessenweit gibt es erst zwei solcher Geräte, die Anschaffungskosten beliefen sich auf 140.000 Euro. Besonderen Einsatz soll der Anhänger auf der Autobahn 4 in Richtung Thüringen im Bereich einer Baustelle finden, da sich dort die Unfälle häuften. Am 19. April ist der nächste Blitzmarathon geplant. Für ältere Autofahrer startete die Polizei das Projekt „MAXimal mobil bleiben – mit Verantwortung“. Polizeidirektionsleiter Andreas Böhm unterstrich, dass eine möglichst lange Mobilität das Ziel des Vorhabens sei. Es ginge nicht um Verbote, sondern die Vernunft. Für Motorradfahrer findet die Kampagne „Du hast es in der Hand“ am 23. April ihren Auftakt am Plateau des Hoherodskopfs, schon jetzt gibt es ein Video im Netz.

Leiter der Polizeidirektion Vogelsberg Kriminaldirektor Andreas Böhm

Drei tödliche Unfälle im Bereich Alsfeld und vier tödliche Unfälle im Bereich Lauterbach

Im Bereich Alsfeld kam es im Vorjahr zu 1.276 Unfällen mit 148 Leichtverletzten, 58 Schwerverletzten und drei Toten, im Bereich Lauterbach kam es zu 1.010 Unfällen mit 153 Leichtverletzten, 62 Schwerverletzten und vier Toten. Die Leiter der Polizeistationen Alsfeld und Lauterbach stellten im Rahmen des Berichts besonders schlimme Verkehrsunfälle vor. So berichtete Lauterbachs Erster Polizeihauptkommissar Peter Muth von zwei tödlichen Unfällen bei Ulrichstein und Lauterbach, bei denen junge Fahrer ums Leben kamen. In einem Fall raste ein Autofahrer frontal in den Gegenverkehr, im weiteren Fall prallte ein Motorrad frontal in ein Auto und ging in Flammen auf.

Leiter der Polizeistation Lauterbach Erster Polizeihauptkommissar Peter Muth

Alsfelds Erster Polizeihauptkommissar Jörg Stein griff einen tödlichen Autounfall nahe Romrod auf, bei dem zwei junge Männer verbrannten. „Den Einsatzkräften bot sich ein grausames Bild“, so Stein. Im Vorjahr waren 21 Kinder, 41 Jugendliche, 445 Fahranfänger, 183 Senioren im Alter zwischen 65 und 74 Jahren sowie 177 Senioren über 75 Jahren an Unfällen beteiligt. Bei den beteiligten Fahrzeugen handelte es sich um 2006 Autos, 276 Lastwagen, 74 Motorräder, 25 Fahrräder und 16 Busse. Insgesamt 45 mal waren Fußgänger involviert. Auffällig waren siebzehn Verkehrsunfälle mit Lastwagen auf dem Rastplatz Pfefferhöhe. Motorradunfälle ereigneten sich besonders häufig im Bereich von Schotten, insbesondere am Wochenende. Oft betroffen ist die Bundesstraße 276 zwischen Laubach, Schotten und Gedern. Dort kam es im Vorjahr zu 22 Unfällen mit Motorrädern, bei denen es einen Toten, sechzehn Schwerverletzte und neun Leichtverletzte gab.

Leiter der Polizeistation Alsfeld Erster Polizeihauptkommissar Jörg Stein

Gefährliches rasen: mit 198 Stundenkilometern auf der Bundesstraße geblitzt

Über die Hintergründe zu Unfallursachen informierte der Leiter des Regionalen Verkehrsdienstes Martin Fischer. So kam es zu 190 Verkehrsunfällen wegen Raserei, dabei wurden 123 Menschen verletzt. Mit welchen Geschwindigkeiten auf den Vogelsberger Straßen teilweise gerast wird, machte Fischer an einer Geschwindigkeitskontrolle nahe Wartenberg deutlich. Dort „blitzte“ die Polizei einen Autofahrer mit 198 Stundenkilometern auf der B 254.

Eine Besonderheit stellten 927 Verkehrsunfälle mit Wildtieren dar, dabei wurden sieben Autofahrer verletzt. Alkohol und Drogen führten zu 47 Unfällen mit 18 Verletzten. Einen örtlichen Schwerpunkt für Alkoholunfälle machte die Polizei im Stadtgebiet von Alsfeld sowie entlang der B 275 zwischen Lauterbach und Grebenhain aus. Zu geringer Abstand zum Vordermann führte zu 139 Unfällen, davon 46 mit Verletzten. Unvorsichtiges Rückwärtsfahren oder Wenden führte in 235 Fällen zu einem Unfall. Die Zahl der Unfallfluchten bezifferte die Polizei im Vogelsbergkreis auf 433. Die Unfallursache „Handy am Steuer“ will die Polizei demnächst mehr in den Fokus rücken. „Elektronische Geräte am Steuer lenken ab und führen zu einem Blindflug“, so Kriminaldirektor Andreas Böhm. Laut Polizeiangaben bedeutet bei Tempo 80 eine Sekunde Unachtsamkeit einen Blindflug von 22 Metern.

Leiter des Regionalen Verkehrsdienstes Martin Fischer

Ein Gedanke zu “Sieben Autofahrer in 2016 tödlich verunglückt

  1. Jeder Tote ist einer zuviel. Und denkt an den Lärm: Innerorts Tempo 30. Jetzt!

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