Gesellschaft0

Diskutiere wie im EU-Parlament: Planspiel zur aktuellen Asylpolitik der EU an der Max-Eyth-SchuleMax-Eyth-Schüler wie im EU-Parlament

ALSFELD (ol). An einem groß angelegten Planspiel von der externen Organisation Eurosoc digital im Auftrag der EU-Kommission nahmen die Teilzeitberufsschüler und Fachoberschüler der Alsfelder Max-Eyth-Schule in dieser Woche teil. Heiß diskutiert wurde dabei über die aktuelle Asylpolitik der EU.

„Wir haben richtig diskutiert, mehr, als wir es sonst so im Unterricht machen,“ so Jana Seifert, die die 12. Klasse der Fachoberschule besucht. Für einen Tag vertrat sie unter dem Namen Acimovic das kleine Land Slowenien im EU-Parlament. Auf einer Rollenkarte bekam sie nicht nur eine kleine Biografie, sondern auch Hinweise auf die Position, die sie in der Diskussion vertreten sollte: „ Zugang zum Arbeitsmarkt für Asylbewerber frühestens nach zwölf Monaten,“ war dort unter anderem zu lesen.

In dem groß angelegten Planspiel, das von der externen Organisation Eurosoc digital im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt wurde, wurde das europäische Gesetzgebungsverfahren am konkreten Beispiel der Asylpolitik simuliert. Parlament, Ministerrat und EU-Kommission waren dabei von Schülern aus insgesamt vier Klassen besetzt: Neben den Fachoberschülern beteiligten sich angehende Bäcker, BäckereifachverkäuferInnen und Einzelhandelskaufleute. Das geht aus einer Pressemeldung der Max-Eyth-Schule hervor.

Ein Crash-Kurs in Präsident-Sein

„Dass wir so viel diskutieren liegt auch an der guten Moderation,“ lobte Jana die vermeintlichen „EU-Präsidenten“ Camilleri und Bezzina, die hinter der italienischen Flagge saßen. „Wir haben einen Crash-Kurs im Präsident-Sein bekommen,“ grinste Camilleri, der eigentlich Max Pleier heißt und eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolviert. Bezzina, alias Philipp Rohland erklärte, dass es darum gehe, Redelisten anzulegen und Kontroversen zu moderieren oder auch mal Positionen zusammen zu fassen.

Wie das geht, das demonstrieren sie kurz darauf. Die EU-Kommission betrat den Raum und stellte dem Europäischen Parlament den Vorschlag vor, den sie in der letzten halben Stunde erarbeitet hatten: Asylbewerber sollten nach spätestens sechs Monaten Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Die Kommission überraschte das Parlament mit dem Vorstoß, Sammelunterkünfte komplett abschaffen zu wollen. Ein Mitglied der Kommission, im richtigen Leben mit dem Namen Kasandra Salievski, die eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin absolviert, die selbst als Flüchtling nach Deutschland kam, hielt eine eindrucksvolle Rede, in der sie von ihren eigenen Erfahrungen als junges Mädchen in einer Sammelunterkunft berichtete: „Ich konnte nicht alleine auf die Toilette oder in den Waschraum. Meine Eltern mussten mitkommen und Wache stehen. Deshalb lehnen wir Sammelunterkünfte insgesamt ab.“

EU-Politik für Schüler erlebbar machen

In der folgenden Abstimmung hätten die Vorschläge der Kommission trotzdem erstmal keine Mehrheit bekommen. Die Schüler hielten sich an ihre Rollenkarten. Danach musste – wie im richtigen EU-Parlament auch – erstmal weiter verhandelt werden.

„Das tolle ist, dass wirklich jeder Schüler und jede Schülerin eine eigene Rollenkarte bekommen hat. Die üblichen Klassenverbände haben sich sofort aufgelöst und alle haben die gleichen Mitspracherechte – so wird EU-Politik erlebbar,“ so Politiklehrerin Esther Krieg. Unter dem Jahresthema der hessischen Europaschulen „Europa in Bewegung“ sei das Planspiel in der Max-Eyth-Schule mit Geldern der hessischen Europaschulen finanziert worden.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren