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Entscheidung gefallen: Donald Trump ist neuer US-PräsidentStephan Paule: „Das Ergebnis überrascht mich“

ALSFELD (fg). Nicht nur in den USA, auch in Deutschland hielten viele heute Morgen den Atmen an. Gegen 8.32 Uhr Mitteleuropäischer Zeit war es schließlich klar: Donald Trump ist neuer Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Vor allem durch die Stimmen der Swingstaaten Florida, Pennsylvania und Ohio überholte er seine Konkurrentin Hillary Clinton. Der Wahlkampf hat ein Ende. Der Alsfelder Bürgermeister Stephan Paule besuchte die USA im vergangenen Monat. Wie hat er das Land erlebt?

Ob Urlaub, Geschäftsreise oder Schüleraustausch, immer wieder zieht es auch Deutsche in die Vereinigten Staaten. So auch Stephan Paule, der das Land seit vielen Jahren regelmäßig besucht: „Ich habe viele Verwandte und Freunde in der Nähe von Washington D. C., die ich seit den 90er Jahren fast jährlich besuche“, berichtet der amtierende Bürgermeister der Stadt Alsfeld.

Seiner Meinung nach seien die USA sehr vielseitig und die Menschen in vielen Bereichen sehr aufgeschlossen und offen für Veränderungen. „Dies gilt natürlich immer nur für einen gewissen Teil und kann nicht auf alle Menschen übertragen werden“, gibt er zu bedenken. Das Leben und die Entwicklung des Landes zeichne eine große Dynamik aus, bereits nach einem Jahr könne man am selben Ort zahlreiche Veränderungen erfahren. Dass es trotz allem viele Gegensätze gäbe und sich die Lebensbedingungen zwischen einzelnen Gegenden und sozialen Gruppen stark unterscheide, gehöre seiner Meinung nach auch zum Charakter des Landes.

Gegen 7.00 Uhr MEZ wurden die letzten Wahllokale in den USA geschlossen, wie unter anderem Hr1 auf seiner Internetseite bekannt gab. Foto: fg.

Gegen 7 Uhr MEZ wurden die letzten Wahllokale in den USA geschlossen, wie unter anderem Hr1 auf seiner Internetseite bekannt gab. Screenshot: fg

Gespaltene Bevölkerung während Wahlkampf

Vor allem diese starken Unterschiede im gesellschaftlichen und politischen Meinungsbild konnte man im Wahlkampf der letzten Wochen deutlich miterleben: Harte Aussagen bis hin zu starken Anfeindungen prägten das Bild der politischen Auseinandersetzungen, die auch in den deutschen Medien und der Politik hierzulande genaustens beobachtet wurden (Oberhessen-Live berichtete am 19. Oktober).

Bei seiner Reise im vergangenen Monat hat Paule den Wahlkampf hautnah miterlebt. Anders als in Deutschland spiele die politische Programmatik in den Debatten kaum eine Rolle. „Politische Positionierung erfolgt durch die Übernahme von Wert- und Zielvorstellungen des jeweiligen politischen Lagers. Bei Themen wie Trumps Vorschlag, eine Mauer an der mexikanischen Grenze zu bauen, die Mexiko auch noch bezahlen soll, ist es vermutlich die Absurdität des Vorschlags, die Donald Trump im Gespräch halten soll“, so der gelernte Gymnasiallehrer für Geschichte und Englisch. Die Bevölkerung sei sehr gespalten gewesen, schon in einzelnen Familien und Freundeskreisen sei man sich uneinig darüber gewesen, ob Clinton oder Trump das kleinere Übel für das Land sei. „Einig sind sich die meisten darin, dass man am liebsten keinen der beiden Kandidaten wählen würde“, berichtete Paule.

Zahlreiche Wahlen in Amerika am heutigen Tag

Nicht nur der neue Präsident der USA wurde heute gewählt. „Neben der Präsidentschaftswahl fanden am selben Wahltag zahlreiche weitere Wahlen und Abstimmungen statt: Alle 435 Mitglieder des Repräsentantenhauses, 34 der 100 Senatoren und zahlreiche Gremien auf Ebene der Bundesstaaten sowie der Kommunen wurden gewählt. Dazu gehören auch Richter, Sherrifs, Schulaufsichtsbeamte und Staatsanwälte“, weiß Paule. Bereits heute Morgen stand fest: Die Republikaner,behalten sowohl die Mehrheit im US-Senat als auch im US-Repräsentantenhaus. Auch dies hat Einfluss auf die politischen Verhältnisse im Land und die Entscheidungsfreiheit des neuen Präsidenten und darf in seiner Bedeutung keinesfalls unterschätzt werden.

Seit heute Morgen steht fest: Auch im US-Senat und im US-Repräsentantenhaus haben die Republikaner weiter die Nase vorn. Foto: fg.

Seit heute Morgen steht fest: Auch im US-Senat und im US-Repräsentantenhaus haben die Republikaner weiter die Nase vorn. screenshot: fg.

USA auch in Alsfeld präsent

Ein Teil der amerikanischen Bevölkerung war von Anfang an klar auf der Seite des heutigen Siegers, obwohl in den Umfragen der letzten Tage die Demokratin Hillary Clinton die Nase vorn gehabt hatte. Weshalb diese Umfragen sich schlussendlich nicht bewahrheiteten, wird zurzeit heiß diskutiert. Ebenso welche Folgen dieser Wahlausgang haben wird: Viele deutsche Politiker sind geschockt und sehen der Zukunft Amerikas und den politischen Beziehungen zu Deutschland mit Unbehagen entgegen.

Doch auch wirtschaftlich sind beide Länder miteinander verknüpft: „Die Vereinigten Staaten sind Deutschlands wichtigster Bündnis- und Handelspartner außerhalb Europas. Mit fast zehn Prozent seiner Ausfuhren exportiert Deutschland in kein Land der Welt, auch in keinen einzelnen europäischen Staat, mehr Waren und Dienstleistungen als in die USA.“, berichtet Paule. Auch in Alsfeld würden zahlreiche mittelständische Unternehmen Geschäftsbeziehungen in die USA unterhalten. Und nicht nur das: „Ich habe schon einen Amerikaner im Rathaus getraut“, erzählt er. Im Alltag der Stadtverwaltung gäbe es aber wenige Berührungspunkte mit den USA.

Der Alsfelder Bürgermeister Stephan Paule vor dem Weißen Haus bei seinem Besuch im vergangenen Monat. Foto: privat.

Der Alsfelder Bürgermeister Stephan Paule vor dem Weißen Haus bei seinem Besuch im vergangenen Monat. Foto: privat.

Dennoch werden auch wir in Deutschland in absehbarer Zeit die Folgen der heutigen Wahlen in Amerika spüren. Bereits seit dem Morgen kochen die Gemüter in Sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter über. Vielerorts liest und hört man Statements zum Sieg Donald Trumps, welche nicht selten mit Ungläubigkeit versehen sind. Auch Paule ist überrascht über das Ergebnis: „Es wird nun spannend zu sehen, welche politischen Schritte Trump tatsächlich umsetzen wird. Das hängt auch wesentlich von seiner Zusammenarbeit mit dem Kongress ab. Wir werden ein paar spannende Monate erleben. Ich hoffe, dass seine Entscheidungen die USA nicht in die internationale Isolation führen“, gibt der Christdemokrat Paule zu bedenken. Hillary Clinton sei seiner Meinung zwar weit davon weg gewesen eine optimale Kandidatin zu sein, gegenüber Trump sei sie jedoch das kleinere Übel gewesen.

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Die Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel war für die OSZE als Beobachterin vor Ort in Washington. Foto: privat.

Birgit Kömpel: „Weiter für demokratische Ideale kämpfen“

Auch die Bundestagsabgeordnete der SPD für die Wahlkreise Fulda, Lauterbach sowie die Gemeinden Grebenau und Schwalmtal, Birgit Kömpel, zeigte sich nach der endgültigen Wahlentscheidung alles andere als begeistert. Sie habe die Wahl vor Ort in Washington im Auftrag der OSZE beobachtet. „Die Stimmung in den Tagen zuvor habe ich nicht so deuten können, als wende sich das Blatt. Ich bin überrascht und erschrocken über den Sieg Donald Trumps, der im Wahlkampf ein entsetzliches Verständnis gegenüber Frauen, Homosexuellen und ethnischen Minderheiten an den Tag gelegt hat. Ich hoffe auf Mitarbeiter/innen und Berater/innen, die den neuen Präsidenten in demokratische Bahnen lenken“, gibt sie in einer Pressemitteilung bekannt.

Weiter sagt sie: „Unsere Antwort muss ein Europa sein, das demokratische Grundwerte und die Gleichberechtigung von Mann und Frau und die Menschenrechte klar verteidigt. Nicht ein Weniger, sondern ein Mehr an Europa muss die Antwort sein. Für uns heißt es nun: Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern weiter für demokratische Ideale kämpfen. Wir haben jetzt die Aufgabe und die Pflicht, die Menschen davon zu überzeugen, dass Politik, die andere ausgrenzt und verachtet, nicht die richtige für unser Land ist.“

Michael Brand: „Das darf jetzt kein Regierungsstil werden“

Aus dem selben Wahlkreis äußerte sich auch der Bundestagsabgeordnete Michael Brand: „Das Phänomen Trump ist dramatisch unterschätzt worden – von Politik, Medien, Think Tanks und Meinungsforschen. Es ist gefährlich, Risiken kleinzureden oder auch Wut bei Wählern zu ignorieren. Als großer Freund der USA ist für mich der Wahlausgang eine Enttäuschung. Außenpolitisch werden wir uns auf unruhigere Zeiten einstellen. Für Europa muss das heißen, gemeinsam mehr Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig keinen transatlantischen Riss zuzulassen. Niemand wird bestreiten, dass dieser Wahlkampf schmutzig war – mit Diffamierung, Respektlosigkeit und Lügen. Das darf jetzt kein Regierungsstil werden. Der Wahlausgang ist auch ein Weckruf an alle bei uns, die nicht einverstanden sind mit Vereinfachern und Populisten. Solche entzaubert man aber weder durch Wegducken noch durch Ausgrenzung, sondern durch kundiges Argumentieren und aktive Haltung.“

4 Gedanken zu “Stephan Paule: „Das Ergebnis überrascht mich“

  1. Dann noch ein letztes Beispiel unserer eigenen Aufrichtigkeit: soeben diskutierten in der Sendung Maischberger u.a. Oskar Lafontaine, ein Bild Reporter und als Krönung ALICE SCHWARZER über die US Wahl wobei alle drei lauthals die Unerlichkeit, Unsachlichkeit und Faktenunterschlagung Trumps verurteilten, allen voran die unlängst wegen Steuerhinterziehung vorbestrafte Alice Schwarzer. Merke: ich bin kein Trump Fan und auch Nix AFD aber alleine das macht mich sehr nachdenklich und auch noch im öffentlich rechtlichen TV!

  2. Wer hat 2015 Europa verändert und die Trumps in allen Ländern der EU gestärkt und damit mittelfristig ,ohne es zu wollen,die Bevölkerung zum Aufwachen gebracht?? Danke.

  3. In Wirklichkeit wissen wir nichts von Trump, überhaupt nichts! Außer das, was uns unsere Medien so servieren, demzufolge sei Trump so dumm das er nicht mal wisse was für Aufgaben als Präsident er habe und was der Kongress entscheidet usw. Demnach sind wir Deutsche alle so schlau die Dummheit und Unfähigkeit eines Trump aus der Ferne zu erkennen während die ach so dummen Amis ihn mehrheitlich wählen. Denken Sie mal in Ruhe darüber nach und beziehen dabei die Worte Überheblichkeit, Arroganz, Ignoranz, Besserwisserei, Stimmungsmache und Einseitigkeit mit ein!

  4. Holt schon mal die anderen Fähnchen raus!!!! Das was A.M macht geht ja nicht so weiter. Die Geschichte wird schreiben, 2015 hat A.M ……. 2/3 von Europa und Amerika hat es kapiert nur A.M nicht und die regierenden Parteien in Deutschland. Die Verwunderung von Stephan Paule kann man die ernst nehmen????

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