Kultur0

Über 44 verschiedene Länder bereiste Solero Schäfer bereits auf seiner Tour durch die WeltMachu Picchu, Taj Mahal und die Moai: auf Reisen

ALSFELD (ls). Wenn man jung ist möchte man am liebsten die ganze Welt bereisen. Die chinesische Mauer, Machu Picchu in Peru, das Taj Mahal in Indien oder die Maya-Ruinen auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko – nur wer sie selbst gesehen hat, weiß die wahre Größe, die fremde Kultur und die Einzigartigkeit, die dahinter steckt zu schätzen. Einer, der schon seit Jahren durch die Welt reist ist Solero Schäfer aus Romrod – was er mitbringt, ist mehr als nur eine außergewöhnliche Erfahrung.

Aus einer anfangs geplanten Reise von sechs Monaten, wurden schnell acht und ehe sich der 30-Jährige versah wurden es zehn Monate. Mittlerweile ist der Romröder seit gut zwei Jahren fast nur auf Reisen. Von Peru über Marokko nach Indien und Neuseeland bis hin zu den Oster- und Cookinseln: über 44 unterschiedliche Länder bereiste er und lernt dabei nicht nur völlig unterschiedliche Kulturen kennen, sondern auch deren Menschen, die ihm wohl am eindrücklichsten in Erinnerung bleiben werden.

Das Reisen führt uns zu uns zurück.Albert Camus über das Reisen

„Um die Welt wirklich in seiner ganzen Vielfalt kennen zu lernen, muss man sie bereisen“, so der junge Mann. „Allein durch Bilder erkennt man nie die wahre Größe und auch nicht die Kultur, die dahinter steckt.“

Deshalb reiste er die Welt und bekam dabei nicht nur spektakuläre Landschaften und Architekturen zu sehen, sondern durchlebte Umweltkatastrophen, hatte oft mit einem „Kulturschock“ zu kämpfen und wurde von der Menschlichkeit in der Welt überrascht.

Mit Neuseeland fing alles an - danach wollte Solero Schäfer die ganze Welt bereisen. Das tut er bereits seit zwei Jahren und kann sich nichts besseres vorstellen. Foto: Solero Schäfer

Mit Neuseeland fing alles an – danach wollte Solero Schäfer die ganze Welt bereisen. Das tut er bereits seit zwei Jahren und kann sich nichts Besseres vorstellen. Foto: Solero Schäfer

Oberhessen-live: Wie kamst du auf die Idee, die Welt zu bereisen?

Hauptsächlich geht es für mich darum, die Welt zu entdecken, denn für viele ist das gar nicht so leicht. Sie binden sich bei ihrer Entscheidung oft an Freunde oder Bekannte, die dann vielleicht doch keine Zeit haben oder das nötige Kleingeld fehlt. Und letztendlich bleibt man dann doch Zuhause sitzen und sieht nichts Neues, das ist schade und das wollte ich vermeiden – also mache ich mein eigenes Ding und reise durch die Welt.

Auch in Bali war der 30-jährige Solero Schäfer aus Romrod bereits. Beeindruckende Landschaft, beeindruckende Gebäude. Foto: Solero Schäfer

Auch in Bali war der 30-jährige Solero Schäfer aus Romrod bereits. Beeindruckende Landschaft, beeindruckende Gebäude. Foto: Solero Schäfer

Oberhessen-live: Bist du dabei dann meist alleine unterwegs? Ist das nicht langweilig?

Ja, ich reise eigentlich immer alleine. Manchmal kommt es vor, dass man auf seiner Reise andere Backpacker trifft, mit denen man dann mal ein Stück zusammen trampt, sich ihnen anschließt oder sie schließen sich dir an, aber überwiegend bin ich gerne alleine unterwegs. Viele Menschen haben Angst davor, alleine zu reisen und richten sich deshalb nach Freunden und Bekannten und wenn es dann doch nicht klappt, verpassen sie was. Ich will zeigen, was sie verpassen, wenn sie nicht aus ihrer Komfortzone kommen. Man lernt sehr viel über sich selbst kennen, wenn man alleine reist. Langweilig wird das nicht, man lernt sehr viele neue Eindrücke kennen – egal ob Menschen, Kultur, Architektur oder Landschaft. Außerdem kann man alleine genau das machen was man will. Ich unternehme praktisch alles worauf ich Lust habe. Ziehe durch das Land, feiere Partys, mache Sightseeing, lese ein Buch am Strand oder liege auch mal den ganzen Tag im Bett. Je nachdem wie mir ist.

Oberhessen-live: Was ist für dich daran das Wichtigste?

Das Wichtigste ist eigentlich, dass ich neue Menschen und Kulturen kennenlerne. Auf dieser Welt gibt es so viele unterschiedliche Kulturen und jede ist auf seine eigene Weise besonders.

In der Wüste Indiens: ein traditioneller Kamelritt darf nicht fehlen. Foto: Solero Schäfer

In der Wüste Indiens: ein traditioneller Kamelritt darf nicht fehlen. Foto: Solero Schäfer

Oberhessen-live: Was hat dich am meisten beeindruckt?

Besonders beeindruckt war ich natürlich von den sieben neuen Weltwundern – ich habe zwar noch nicht alle gesehen, aber die, die ich gesehen habe, waren auf jeden Fall die Reise wert. Allerdings musste ich auch da irgendwann unterscheiden: Die Christusstatue Cristo Redentor in Rio de Janeiro war jetzt für mich beispielsweise nicht so faszinierend wie beispielsweise die chinesische Mauer. Hinter ihr steckt nicht so eine große Geschichte, als dass ich mich damit lange beschäftigen kann. Die chinesische Mauer aber hat eine Länge von über 21.000 Kilometern, da kommen natürlich einige Fragen auf, die einen länger beschäftigen.

Besonders fasziniert war ich aber von den Osterinseln – deshalb war ich auch zwei Mal dort. Das war wirklich das absolute Highlight. Da stehen riesige Steinstatuen, die heißen Moai und stehen in Gruppen überall auf der Insel. Bis heute weiß man noch nicht, wie sie diese riesigen Stautuen da hinstellen konnten – die sind an einem Stück und sehr schwer. Man weiß auch nicht ganz genau, wann sie entstanden und welchem Zweck sie dienten. Das hat mich am meisten fasziniert und diese Fragen haben mich wirklich nicht mehr losgelassen.

Noch immer schwirren die Fragen in seinem Kopf: Wie wurden die Steinstatuen transportiert? Wozu dienten sie? Die Moais auf den Osterinseln waren eins der Highlights seiner Reisen. Foto: Solero Schäfer

Noch immer schwirren die Fragen in seinem Kopf: Wie wurden die Steinstatuen transportiert? Wozu dienten sie? Die Moais auf den Osterinseln waren eins der Highlights seiner Reisen. Foto: Solero Schäfer

Oberhessen-live: Das klingt wirklich spannend. Was hast du sonst noch erlebt? Wie waren die anderen Länder? Erzähl uns ein bisschen davon.

Ja, das ist es wirklich, auch heute habe ich noch keine Antwort. Kuba fand ich auch sehr spannend. Sobald man aus dem Flugzeug ausgestiegen ist, kam man sich vor als hätte man eine Zeitreise gemacht. Alte Autos, Gebäude aus der Kolonialzeit: alles war sehr alt. Da fühlte ich mich ein bisschen wie in einer Zeitkapsel – das war wirklich eine tolle Erfahrung.

Ungewöhnliche Traditionen

Auf den Philippinen beispielsweise blieben mir die Menschen ganz besonders in Erinnerung. Sie waren sehr warmherzig und gastfreundlich. Da hab ich aber auch etwas Skurriles erlebt. An Ostern machen die verschiedene Osterprozessuren und an Karfreitag führen die tatsächlich eine Kreuzigung durch – eine echte. Das ist wirklich eine blutige Angelegenheit. Sie kreuzigen sich selbst und wollen damit den Leidensweg Jesu nachgehen.

Sie nageln sich tatsächlich an ein Kreuz: Die Karfreitagsprozession auf den Philippinen. Foto: Solero Schäfer

Sie nageln sich tatsächlich an ein Kreuz: Die Karfreitagsprozession auf den Philippinen. Foto: Solero Schäfer

Dabei stirbt aber niemand oder?

Nein, das natürlich nicht. Sie stellen wirklich ein Kreuz in ihrem Vorgarten auf und nageln sich daran fest und jeder kann es sich angucken. Zu dieser Karfreitagszeremonie wurde ich von einer Familie eingeladen. Ich stand in deren Vorgarten und sah mir das Spektakel an. Es war sehr interessant und beeindruckend, das aus dieser Perspektive zu Gesicht zu bekommen.

Sie wollen den Leidenswegs Jesu nachvollziehen - Solero Schäfer war mittendrin. Foto: Solero Schäfer

Sie wollen den Leidenswegs Jesu nachvollziehen – Solero Schäfer war mittendrin. Foto: Solero Schäfer

Oberhessen-live: Was kannst du sonst noch erzählen? Verbringst du immer Zeit bei Einheimischen?

Ich lasse mich bei meinen Reisen einfach treiben. Mal verbringe ich Zeit in Hotels oder Hostels, mal lerne ich dort Einheimische kennen und wohne einige Tage bei ihnen. Auf den Cookinseln beispielsweise habe ich ein paar Tage bei den Maori verbracht und mir dabei ein echtes Tattoo stechen lassen. Mal davon abgesehen, kann man auf den Cookinseln wirklich gut Urlaub machen.

In Argentinien ist mir besonders das gute Essen in Erinnerung geblieben. Außerdem war die Landschaft wirklich beeindruckend. Dort siehst du alles: urbane Stadt, wilder Dschungel, tolle Architektur und triste Wüste.

Die Ruinenstadt Machu Picchu in Peru hat mich auch besonders gerührt – das stellt einen extremen Gegensatz zur derzeitigen Kultur dar. Das Bewässerungssystem, was dort gebaut wurde, ist sehr modern und war für diese Zeit sehr fortgeschritten.

Machu Picchu in Peru: hochmoderne Bewässerungsanlage im krassen Gegensatz zu weniger modernen Gegenwart des Landes. Foto: Solero Schäfer

Machu Picchu in Peru: hochmoderne Bewässerungsanlage im krassen Gegensatz zu weniger modernen Gegenwart des Landes. Foto: Solero Schäfer

Indien und China zum Beispiel stellen einen extremen Gegensatz dar. Da hatte ich wirklich einen kleinen Kulturschock – vor allem in China. Die konnten dort sehr wenig Englisch und ich musste mich mit Händen und Füßen verständigen. Ich habe mir sogar so ein Kinder-Wörterbuch gekauft. Da waren Bilder drin, sodass ich nur auf diese Bilder zeigen musste. Wenn dich niemand versteht, fällt es sehr schwer Kontakte zu knüpfen. Die Menschen waren teilweise sehr zugeknöpft und die Kultur dort war sehr anders.

Das Taj Mahal in Indien ist in Wirklichkeit um einiges größer, als es meist auf Bildern wirkt. Foto: Solero Schäfer

Das Taj Mahal in Indien ist in Wirklichkeit um einiges größer, als es meist auf Bildern wirkt. Foto: Solero Schäfer

Oberhessen-live: Gab es auch Länder bei denen du Vorurteile hattest, die sich vielleicht oder vielleicht auch nicht bestätigt haben?

Ja, in Malaysia hatte ich wirklich Vorurteile. Man denkt irgendwie, dass viele muslimische Länder eher alt und zurück geblieben sind. Das dachte ich auch von Malaysia, aber da hatte ich mich vollkommen geirrt. Zwar haben die keine guten Straßen, aber ansonsten sind sie hochmodern und wirklich sehr sauber und gut organisiert. Ganz anders als ich dachte.

Bedenken gab es nicht – aber Respekt

Oberhessen-live: Du bist auch in viele Länder gereist, in denen es nicht besonders sicher ist. Hattest du da keine Bedenken?

Ich sag mal so, in Südamerika beispielsweise ist zwar die Kriminalitätsrate höher und diese Reise bin ich schon mit Respekt angegangen. Ich habe mehr aufgepasst, besonders auf meine Sachen, aber ich bin nicht paranoid nur in meinem Zimmer sitzen geblieben. In Peru habe ich ein Dorf in den Anden besucht – davon wurde mir im vorhinein abgeraten, da sich dort die Drogenkartelle befinden. Einheimische sagten, dass ich diese Gegend meiden soll, aber ich habe es trotzdem gemacht und ich muss sagen: das war eines der besten Erlebnisse, die ich bisher hatte. Die Menschen dort waren sehr herzlich mir gegenüber. Obwohl ich fremd war, empfingen sie mich wie einen alten Freund.

Zwar wurde ihm abgeraten die abgelegenen Orte in den Anden zu besuchen, doch macht er dort seine wichtigsten Erlebnisse: Die Menschlichkeit und Herzlichkeit der Menschen in Peru überraschten Solero Schäfer aus Romrod auf seinen Reisen am meisten. Foto: Solero Schäfer

Zwar wurde ihm abgeraten die abgelegenen Orte in den Anden zu besuchen, doch macht er dort seine wichtigsten Erlebnisse: Die Menschlichkeit und Herzlichkeit der Menschen in Peru überraschten Solero Schäfer aus Romrod auf seinen Reisen am meisten. Foto: Solero Schäfer

Im Gegensatz dazu stehen Länder, vor denen ich eigentlich keine Angst hatte, in denen ich allerdings wirklich beängstigende Situationen miterlebt habe.

Es gab nicht nur Schönes: Umweltkatastrophen und Massenpanik

Oberhessen-live: Was war das?

Ich war damals in Indien an der Grenze zu Nepal und damals fand ein starkes Erdbeben in Nepal statt, durch welches 100.000 Menschen gestorben sind. Für mich fühlte es sich an, wie als würde ein riesiger LKW an mir vorbei fahren. Später habe ich dann realisiert, dass ich wirklich mit einem blauen Auge davon gekommen bin.

Ein anderes Mal war an Silvester 2014 auf 2015. Da feierte ich in Shanghai vor einem Hochhaus an einer bekannten Skyline dort. Jemand warf aus einem Fenster gefälschte Dollarscheine und plötzlich brach eine Massenpanik aus – das war wirklich kein schönes Erlebnis, aber eins, was ich sicherlich nicht vergessen werde.

Oberhessen-live: Das hört sich wirklich nach Abenteuer an. Wie lautet dein Fazit über das Reisen um die Welt? Gab es auch Schwierigkeiten dabei?

Ja ein richtiges Abenteuer. Schwierigkeiten hatte ich persönlich jetzt keine, aber das kommt meiner Meinung nach auch auf den Charakter an. Man darf sich nicht über alles ärgern, sondern sollte vieles lockerer nehmen. Ich habe Backpacker gesehen, die haben geweint, weil sie einen Bus verpasst haben – da dachte ich mir nur: „Ganz ruhig, nimm doch einfach den Nächsten“. Man muss so was einfach entspannt entgegen treten. Trotzdem bedarf es auch einiger Planung, das kommt natürlich auch hinzu, aber die positiven Auswirkungen überwiegen. Man lernt sehr viel über sich selbst, besonders dann, wenn man alleine reist. Man wird offener zu fremden Menschen und weiß gleichzeitig vieles mehr zu schätzen.

Oberhessen-live: Gerade bist du erst aus Marokko zurück, wo geht es als nächstes hin?

Ich gehe in ein paar Wochen nach Neuseeland zurück, um dort zu reisen und zu arbeiten. Vielleicht reise ich bald die Strecke der transsibirischen Eisenbahn nach. Auch Nepal und Tibet stehen noch aus – mal gucken wohin und wann es mich dorthin treibt. Geplant ist bis jetzt allerdings noch nichts.

Auf seinen Reisen drehte er kurze Filmsequenzen, die er zu Videos zusammenschnitt – aber sehen Sie selbst:

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren