HERZBERG (mb). Das Herzberg Festival ist nun so gut wie zu Ende und die letzten Besucher lassen zusammen mit „DeWolff“ und „Have Blue“ auf den kleineren Bühnen den Tag ausklingen. Ganz dem Motto entsprechend gab es keine Schlägereien, diese sind laut Festivalordnung offiziell verboten und führen zum Ausschluss des Festivals. Aber das Prinzip der Liebe und Fürsorge zeigte sich auch in anderen Bereichen des hessischen Woodstocks.

Schirm vergessen? Jacke verloren? Kein Geld mehr? Alles kein Problem auf dem Hippie Festival. Mehr als 10.000 Besucher versorgen sich gegenseitig, helfen einander und sorgen dafür, dass es dem Nachbarn gut geht. Während man von anderen Festivals Stuhl und Pfandklau gewöhnt ist, kann man auf dem Herzberg entspannen: Pfanddosen, Handys und Stühle stehen quer verteilt auf dem Campinggelände. Angst hat hier niemand, dass etwas abhandenkommen könnte.

Auf dem Herzberg ist alles erlaubt.

Ganz im Gegenteil: Das Pfand wird sogar bereitwillig gespendet und entsprechende Container sind auf dem Festival verteilt. Aber auch Lebensmittel werden auf dem Festival gespendet. Foodsharing heißt das neue Konzept und es gibt eigens einen Stand für die kostenfreie Lebensmittelverteilung. Phillip beginnt mit seiner Schicht nachts um halb drei. Dann geben die Essensstände ihre übrig gebliebenen Lebensmittel weiter an den Stand der Foodsharer.

Niemand muss auf dem Herzberg frieren oder hungern

Im „Fairteiler“ kann man sich dann Essen abholen und für die Hungrigen ist der Morgen gerettet. Phillip durfte aber auch selbst von der Herzlichkeit der Festivalbesucher profitieren. Auf dem Weg zum Herzberg hat er seine Jacke verloren. Kaum hat er seine Geschichte erzählt, bekommt er für das Wochenende ein breites Angebot an Jacken geboten.

Freiheit, Tanz und Liebe sind das Motto des Festivals.

Auf dem Herzberg herrscht das Prinzip der Liebe und des Friedens und das merkt man an jeder Stelle auf dem Berg. Böse ist hier niemand jemanden, wenn man ihn ausversehen anrempelt. Es wird zusammen getanzt und gelacht, egal ob man sich seit vier Jahren oder vier Minuten kennt. Freundschaften schließen sich hier und das merkt man auch auf dem Campinggelände, wenn der Nachbar den zehnten Besuch bekommt, mit den Worten „Ja Mensch endlich habe ich Dich gefunden, wie ist es Dir denn ergangen im letzten Jahr?“

Konzerte wohin das Auge reicht

Das Hippie Festival ist eben mehr als nur ein Festival. Es ist ein Prinzip und eine Lebenskultur. Begleitet wird diese von mindestens 70 Bands, die auf großen und kleinen Bühnen ihre Künste darbieten. Aber auch Newcomern werden hier viele Gelegenheiten geboten, um sich zu präsentieren. So zum Beispiel am Pizza Tank, wo Kleinkünstler noch während des Festivals die Möglichkeit haben, ins Programm aufgenommen zu werden. Und selbst der ein oder andere Künstler der Main Stage hält aus Spaß an der Freude zu später Stunde noch ein Privatkonzert.

Viele Künstler geben auf dem Gelände Privatkonzerte und Präsentationen.

Zum ersten Mal: Poetry Slam

Eine andere Neuheit dieses Jahr: Das Poetry Slam. Am Freitag und Samstag präsentierten die Teilnehmer in zwei Vorrunden im Lesezelt ihre poetischen Künste. Dabei durfte gesungen, gedichtet oder andere künstlerische Formen der Poesie eingesetzt werden. Beschränkt war das Ganze einzig auf sechs Minuten Vortragszeit und einem Zettel in der Hand. Am Samstag war dann das große Finale auf der Freak Stage und der Andrang war bombastisch.

Hunderte Zuschauer kamen zum Finale des Slam Poetry.

Veranstalter wie Besucher waren überrascht von den mehreren hundert Besuchern. Viele von ihnen hörten zum ersten Mal diese Art des Vortrags und die Dichtung war eine interessante Abwechslung zu den musikalischen Darbietungen. Gewonnen hat am Ende Leticia aus Marburg mit ihrem rhythmischen Vortrag über den Verlust des Herzens.

Während Bröselmaschine eher zum gemütlichen Beisammensitzen einlud …

…brachte Emersound die Masse auf gleich zwei Bühnen zum Tanzen.

Am Ende begeisterte das Herzberg Festival, das übrigens seit 1968 stattfindet, mal wieder Jung und Alt sowie Besucher aus Deutschland über Polen bis in die Schweiz. Für jeden Musikgeschmack lässt sich hier eine Band finden und Camper erfahren hier ein einmaliges Campingerlebnis.

Viele Musikrichtungen bieten spannende Abwechslung

Tanzen auf drei Sprachen mit Emersound, Ausrasten mit Espana Circo Este oder fetziger Deutsch-Rock, der zum Nachdenken anregt mit Cynthia Nikschas & Friends. All diese Genres und vielleicht noch viel mehr sind  beim Herzberg 2017 wieder anzutreffen. Also Friede und Liebe bis zum nächsten Jahr.

Weitere Impressionen: