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Auf einer Reise durch Uruguay nahm der Tramper Stefan Korn die Nationalgerichte unter die LupeChivito – Der König des Sandwiches

VOGELSBERGKREIS/JAPAN Stefan Korn aus Hopfgarten trampt um die Welt. Oberhessen-live hat bereits mehrmals über seine Reisen „Die Mission: als Tramper einmal um die Welt“ oder „Ein Tattoo besiegelt die erste Atlantik-Überquerung“ berichtet. Diesmal schreibt er über kulinarische Köstlichkeiten in Uruguay, die besonders für Tramper geeignet sind.

Ich versuche immer neue kulinarische Köstlichkeiten auf meiner Reise zu erforschen. Regionale Spezialitäten. Sowas wie gegrillte Kartoffelwurst mit Stampfkartoffeln und Zwiebeln, Salzekuchen oder auch die gute, alte grüne Soße. Es gibt da viele Streetfood Entdeckungen und genial einfache Kochkunst, die mir in Südamerika untergekommen ist. Aber es gibt nur einen Champion. Und den habe ich in Uruguay kennengelernt und niedergerungen. Mehrmals. Den Chivito. Der König des Sandwiches.

Der beste

Der beste Chivito auf seiner Reise.

Ich war mit meinem Kumpel Ralf in Uruguay unterwegs , diesem knuffigen Land mit den großen Wasserreserven und einer Menge Rinder. Uruguay ist übrigens das erste Land der Welt, was Marihuana komplett legalisiert und auch ein Recht auf Wasser in der Verfassung verankert hat. Also alles da, was man zum überleben braucht. Wir hatten uns eine kleine Tour zusammengebastelt. Ca. 1500 Kilometer durch das Landesinnere und zurück. Kleine Missionen, wie einen Güterzug trampen, ein Flugzeug trampen, ausgewählte Punkte erreichen oder eine Uhr überbringen, standen auf unserer Liste. Wir sahen das als Exkursion zur Erkundung Uruguays. Und wir hatten noch eine Spezialmission: Den besten Chivito des Landes finden.

Chivito ist sowas wie das uruguayanische Nationalgericht. Ein Deluxe Burger. Wobei Burger eine Beleidigung für dieses fantastische Stück Lebensmittelgenuß wäre. Der Chivito besteht zuallererst aus einem Stück Fleisch. Ich würde es als unpaniertes Schnitzel beschreiben. Ich weiß nicht genau, welcher Teil der Kuh, aber man kann spezielles Chivitofleisch im Supermarkt kaufen. Auf das Schnitzel werden mehrere Lagen Kochschinken geschichtet (reichlich!) und mit Käse überbacken. Anschließend kommt ein Spiegelei oben drauf. Das alles wird mit ein wenig Gemüse und hausgemachten Soßen in einem typischen Chivito Brot serviert. Das ist die eigentliche Spezialität. Das Brot. Es ist ein Rundbrot. Kennt ihr sicherlich vom Rohat Kebap-Haus in Alsfeld. Super lecker. Zusammen ergibt das den Daimler Benz unter den Sandwiches. Nicht vorzustellen dieses Monster mit den bloßen Händen zu bezwingen. Der Chivito wird ganz klassisch mit Messer und Gabel gegessen. Die Uruguayaner sind vielleicht ein Volk anarchistischer Spiesser, aber keine Barbaren. Genuß. Mit Stil.

Wir haben immer, wenn es sich anbot, einen Chivito gegessen. Den Besten gab es in einer Stadt Tranqueras, im Norden, an der brasilianischen Grenze. Wir kamen dort Nachts an, haben den Bahnhof ausgecheckt, weil wir hier einen Güterzug trampen wollten. Leider fuhr keiner, aber das ist eine andere Geschichte. Wir wollten Fußball schauen. Die U21 hat gerade gespielt, was im Fußball Verrückten Uruguay genauso wichtig ist, wie wenn die „La celeste“ (die Himmelblaue, das Nationalteam) antreten würde. Wir fanden einen kleinen Wohnwagen mit 10 Zoll Fernseher und ein paar anderen Menschen, die in Plastikstühlen um die 30 jahre alte Glotze herum saßen und das Spiel schauten. Auch eine Gruppe Jugendlicher die ihren Mate-Tee haben kreisen lassen. Klassisch Uruguay. Auch genannt das „Volk der Einarmigen“, weil jeder mit Thermoskanne unterm Arm rumrennt, in der das heiße Wasser für die Mate ist. Das ist schon fast als modisches Accessoire anzusehen.

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Zum Chivito gibt es in der Regel im Pommes

Wir haben uns dann ein Bier bestellt. Die Flaschen sind ausreichend groß in Uruguay. Man kriegt immer einen ganzen Liter aufgetischt. Und dann hat uns die Mutti im Wohnwagen einen Chivito gezaubert, dass einem hören und sehen vergeht. Keine Ahnung wieso gerade der, so gut war, aber es war von den 10-15 Chivitos, die ich in Uruguay gegessen habe, der Leckerste. Vielleicht auch wegen einem langem Tramptag, Fußball, Bier und diesem entspannten Marktplatz. Egal, das ist mein Gewinner! Zum „Chivito completo“ gehört dann noch eine Ladung Fritten und fertig ist das beste Sandwich der Welt. Hier noch eine kleine Auswahl dokumentierter Chivitos. Inklusive unserem Selbstversuch bei meinen Freunden zu Hause.

Neben den Chivito gab es in Uruguay noch eine erwähnenswerte Süßigkeit. Eine kleine „vülgäre Energiebombe“ das Alfajor. Es besteht aus zwei Stücken Biscuit, die entweder sehr trocken oder eher weich sein können. Je nachdem, wie man es gerne mag. Mein Freund schwörte auf die von Marleys. Munchies. Die werden als Kiffersnack gegen den Heißhunger angewendet wird. Zwischen dem Buscuit ist dann eine dicke Schicht „Dulce de leche“. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht genau weiß, was Dulce de Leche ist und auch gerade kein Internet habe, es nachzuschauen. Ich würde es als das Nutella von Südamerika beschreiben. Eine Art Milch-Karamell-Creme. Sehr lecker. Gibt es verschiedene Sorten, die nicht alle gleich gut sind, aber ich hab den Kram wirklich geliebt. Zu empfehlen in Kombination mit Banane und Brot, oder einfach nur mit dem Löffel. (Nachtrag: Hab es nachgeschaut. Eine Creme aus Zucker, Milch und Vanille.)

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Ein echte Kalorienbombe, der Alfajor

Alfajores haben wir uns beim Trampen reingezogen. Die kann man überall kaufen, sind sehr lecker und energieffizient. Wenn wir auf der Straße sind, dann ist Essen meist nur Mittel zum Zweck, damit unser eigener Motor weiter läuft und wir das nächste Auto klar machen können. Alfajores sind dazu super geeignet, wenn man sich nicht die Zeit für eine anständige Mahlzeit nehmen kann oder kein Chivito verfügbar ist. Auch gut gegen Kater. Unterstützt den Weltfriedensprozess. Gegen Krebs. Oder einfach zur Mate. Eine Allzweckwaffe.

Tja und wenn das noch nicht genug ist, dann kann man sich auch eine klassische Parila geben. Südamerikanisches Grillfest. Das ist im Grunde Fleisch. Mit Fleisch. Als Vorspeise gibt es Fleisch. Und als Beilage leckeres Fleisch. Später zum Abgang dann nochmal Fleisch hinterher. Und ein bißchen Baguette, wenns sein muss. Das Ganze, von einem auserkorenen Grillmeister zubereitet. Die Uruguayaner haben ne interessante Technik. Man kauft spezielle Holzbündel, die zum Grillen da sind, dann macht man ein kleines Feuer, in einer Art Korb neben dem Rost, und die Kohlestücke, die durch den Korb nach unten fallen, werden dann unter den Rost geschoben und grillen das Fleisch. Ihr macht also eure eigene Holzkohle. Dabei ist immer auch die Chorizo. In Uruguay übrigens der einzige Ort auf der Welt, wo ich sagen würde: Ja, die Wurst kann was! Das ist qualitativ vergleichbar mit der Heimat. Super lecker!

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Ganz Südamerika ist bekannt für seine Grillkünste.

Das Grillen erfordert eine gewissen Vorbildung. Ähnlich komplex wie das Zubereiten der Mate. Für Letzteres muss man schon fast einen eigenen Kurs absolvieren, um bei der Mate-Zeremonie bestehen zu können. Auch ein sehr guter Skill beim Trampen in Argentinien. Besonders Nachts haben viele Fahrer erstmal gefragt: „Weißt du wie man Mate macht?“ „Claro!“ „Okay, dann steig ein!“ Läuft.

Es gibt in Uruguay übrigens einmal im Monat einen offiziellen Gnocchi Tag, an dem alle Gnocchi Essen. Keine Ahnung wieso, aber das fand ich ziemlich witzig. Da merkt man, dass das Land aus italienischen und spanischen Auswanderern bevölkert wurde. Übrigens der Mix, welcher meiner Meinung nach die schönsten Menschen produziert. In Uruguay und Buenos Aires Area habe ich überdurchschnittlich viele attraktive Menschen getroffen. Aber das ist eine andere Geschichte. Wir belassen es bei der kulinarischen Exkursion für dieses mal.

Stefan Korn

https://warmroads.de/de/

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