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Drei Preisträgerinnen des OVAG-Jugend-Literaturpreises lasen für die ASSGefragt: Märchen, Kurzgeschichten und mehr

ALSFELD (ol). Die Lesetournee durch 40 oberhessische Schulen ist für die Preisträger des OVAG-Jugend-Literaturpreises ein Teil des Wettbewerbs, der, wie es im Vorwort der diesjährigen Buchausgabe der preisgekrönten Texte heißt, längst nicht bei der reinen Textproduktion Schluss macht. Der Wettbewerb bietet den Preisträgern einen viertägigen Lektoren-Workshop, eine Buchveröffentlichung und eben die Lesereise.

 

Nachhaltig ist der Wettbewerb, betonten am Donnerstag  Rainer Schwarz und Rolf Gnadl, Vorstände der OVAG und Herausgeber der Gesammelten Werke 2014, als drei der diesjährigen Preisträger auf ihrer Lesetournee einen Stopp in Alsfeld machten, um die Schülerinnen und Schüler der E-Phase der Albert-Schweitzer-Schule mit ihrer Literatur zu erfreuen  und zugleich für die Teilnahme an dem renommierten Wettbewerb zu werben.

Aufgrund der Abiturprüfungen in der Aula des Oberstufenstandorts in der Krebsbach fanden sich die Schüler in der Aula der benachbarten Technikakademie ein, ebenso wie Alsfelds Erster Stadtrat Jürgen Udo Pfeiffer, Thomas Weidemann, Fachbereichsleiter der Albert-Schweitzer-Schule, und Julian Klein von der OVAG.

Weidemann begrüßte alle Gäste und die drei Vorleserinnen Caroline Benz, selbst Schülerin an der ASS, Katharina Clauss, Schülerin des Lauterbacher Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, und Annika List, Schülerin an der Lauterbacher Vogelsbergschule. Er lobte sowohl das Engagement der jungen Autoren, sich mit so viel Einsatz in ein Projekt zu werfen, als auch das der OVAG, die es schafft, alljährlich mehr als 300 jungen Menschen in der Region zum Schreiben zu bringen. Jürgen Udo Pfeiffer schloss sich diesem Lob an. Es gehöre Mut dazu, sich und seine Gedanken so offen einem Publikum zu präsentieren, fügte er an, und schloss ganz klar: „Diesen Mut ist es aber wert!“

Annika List: Über die Auswüchse einer nur auf Schönheit fixiertebn Wahrnehmung

Über die Auswüchse einer nur auf Schönheit ausgelegten Wahrnehmung hat Annika List geschrieben. Und mehr als das: Sie offenbart nicht nur, was der Glaube an die Macht der Schönheit und die Ohnmacht des Hässlichen in den Menschen, die sich hässlich wähnen, auslöst, sondern beschreibt, wie sehr der vermeintliche Schutz, den eine Mutter ihrer Tochter schaffen will, sich in das Gegenteil verkehrt. Aus was die subjektive Hässlichkeit der Mutter und der Tochter besteht, lässt Annika List offen, dafür beschreibt sie auf wenigen Seiten zwei Arten mit einem vermeintlichen Makel umzugehen: daran zu Grunde gehen oder mit ihm leben.

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Viel Ehre für die Preisträgerinnen der OVAG Caroline Benz, Katharina Clauss und Annika List (Bildmitte, von links nach rechts): Erster Stadtrat Jürgen Udo Pfeiffer, Fachbereichsleiter Thomas Weidemann und Julian Klein von der OVAG würdigen ihr Engagement und ihr literarisches Schaffen.

Ein wahnsinnig schönes, witziges und nicht ganz ernstzunehmendes Märchen hat Katharina Clauss ins Rennen um den Preis der OVAG-Jury geschickt, ein seltenes Genre unter all den häufig sehr ernsten und traurigen Geschichten ihrer Altersgenossen. Natürlich bricht dort ein armer mutiger Knabe auf, die schöne Prinzessin zu retten, und natürlich helfen ihm viele Zufälle dabei, dass er es am Ende schafft. Oder liegt es vielleicht doch nur daran, was die Prinzessin, dem Tod geweiht, ohnehin die ganze Zeit wusste: „Ich bin eine Prinzessin. Und Prinzessinnen werden immer gerettet.“ Wie praktisch, dass diese Prinzessin aber nebenbei auch die Art Frau ist, die ohne hinzusehen und mit gefesselten Händen die Bombe der bösen Hexe selbst entschärften konnte!

Caroline Benz und die traurige Liebesgeschichte von Jonas und Nele

Ein Heimspiel hatte Caroline Benz. Die Albert-Schweitzer-Schülerin war bereits in den beiden Vorjahren unter den Preisträgern und las ihren Mitschülerinnen und Mitschülern die traurige Liebesgeschichte von Jonas und Nele vor. Jonas, der in einem türkischen Imbiss jobbt, trauert seiner Oberstufenliebe Nele nach, die ihn kalt abserviert hat, als sie beschloss, nach dem Abitur nach Australien zu gehen. Dabei ist nicht nur die Geschichte sehr fesselnd, absolut beeindruckend ist auch, wie Caroline Benz die Atmosphäre des titelgebenden „Istanbul Imbiss“ einfängt und beschreibt. Von der zerbeuteln Regenrinne und den durchweichten Kartons hinter dem Imbiss oder von den Riesenvorräten an Alufolie, Pizzakartons und türkischen Gewürzmischungen, zeichnet sie ein Bild, das der Leser sich genau vorstellen kann, und das – natürlich an einem Regentag – genau die richtige Kulisse bildet für Jonas‘ Trauer um seine verlorene Liebe Nele.
Wie die beiden Preisträgerinnen vor ihr, stand auch Caroline Benz den Gästen in der Aula der Technikakademie Rede und Antwort. Sie habe etwas von der Aufbruchstimmung ihres Abiturjahrgangs einfangen wollen, berichtete sie, von den großen Plänen, denen hier und da die erste Liebe weichen muss. Dabei habe sie ausprobiert, aus der Sicht des Mannes zu schreiben – gar nicht so einfach, wie sie zugab, schließlich „wissen Frauen ja nicht wirklich, wie Männer denken.“
Begeistert berichtete die junge Autorin von dem Lektoren-Workshop, der ihren Text und sie weiter vorangebracht habe, auch, weil sie gelernt habe, sich von einigen Worten und Satzkonstruktionen zu trennen, was nicht immer leichtfiel.
Der Wettbewerb biete den richtigen Anlass, sich zu trauen, etwas zu schreiben und vielleicht Angefangenes nicht in der Schublade zu lassen, sondern zu Ende zu bringen. Dafür bedarf es keinerlei literarischer Kenntnisse, betonte Caroline Benz. Wichtig sei, was man selbst zu sagen und zu schreiben habe. Gemeinsam mit Julian Klein ermutigte sie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler, es ihr gleich zu tun!
Der Einsendeschluss für den diesjährigen Jugend-Literaturpreis ist der 15. Juli. Den Preisträgern winken neben dem Workshop und der Veröffentlichung auch Geldpreise, und auch die Schulen profitieren, weil die OVAG jede Schule, die ein Preisträger besucht, mit einer finanziellen Unterstützung der Schulbibliothek belohnt. Der Wettbewerb richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Versorgungsgebiet der OVAG, erlaubt sind Erzählungen, Reportagen, Lyrik, Science Fiction, Satire, Dramen, Humor, Märchen, Historisches und alle anderen literarischen Genres.

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