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Kreisausschuss gibt grünes Licht für Förderstufe an der Geschwister-Scholl-Schule AlsfeldCDU-Vorwurf an den Schuldezernenten: Wortbruch

ALSFELD/VOGELSBERGKREIS (ol). Als „unglaublichen Vorgang“ bezeichnet die Vogelsberger CDU die Kreisausschuss-Vorlage des Schuldezernenten Peter Zielinski. Die sehe vor, dass der Vogelsbergkreis eine Förderstufe an der Geschwister-Scholl-Schule Alsfeld einrichten soll. Das Realschul-Angebot für die Schuljahre fünf und sechs wäre damit in Alsfeld abgeschafft, meinen der CDU-Kreisvorsitzende Dr. Jens Mischak aus Lauterbach sowie der Fraktionsvorsitzende, Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule in einer Pressemitteilung. Der Kreissausschuss hat inzwischen entschieden, diese kritisierte Förderstufe tatsächlich einzurichten.

„Noch im Oktober hat der Schuldezernent eine Vorlage, die ebenfalls die Einrichtung einer Förderstufe an der Geschwister-Scholl-Schule Alsfeld vorsah, nach massivem Druck zurückgezogen“, erklärt Paule. Damals habe der Schuldezernent mit der CDU verabredet und fest zugesagt, dass es bis zur Fortschreibung des Vogelsberger Schulentwicklungsplans ab dem Jahr 2016 „zu keinen Organisationsveränderungen kommen wird“. Wörtlich habe er versprochen, dass es an der Geschwister-Scholl-Schule weiterhin bei der bisherigen fünften Klasse der Realschule bleiben werde. Auf dieses Wort habe man sich bisher auch verlassen, jedoch lässt die neue Vorlage Zweifel daran aufkommen, ob die damals gegebene Zusage überhaupt ernst gemeint war.

Mit der neuen Vorlage für den nicht öffentlich tagenden Kreisausschuss habe der Schuldezernent Zielinski „alle im Herbst gemachten Zusagen gebrochen“, kritisierte der Fraktionsvorsitzende Paule. Es sei „völlig unklar“, warum der Erste Kreisbeigeordnete nun eine vollständige Kehrtwende vollziehe und den von ihm selbst ausgerufenen „Vogelsberger Schulfrieden“ aufkündige.

„Eine vollkommen absurde Situation“

Wenn die Vorlage beschlossen würde, so Paule, würde in Alsfeld eine „vollkommen absurde Situation“ entstehen, so dass es zwar kein Realschul-Angebot für abgehende Grundschüler mehr geben würde, aber dafür zwei verschiedene Förderstufenangebote an zwei Schulstandorten, die dann direkt um Schüler konkurrieren würden. Dies kann auch massive Folgen für Lehrer- und Raumbedarf an beiden Schulen haben.

Dr. Jens Mischak erklärt, er bedauere, dass Eltern von Grundschulkindern, die im Sommer auf eine weiterführende Schule wechseln, durch die erneute Diskussion „vollkommen verunsichert“ werden. Und das obwohl sie fast dieselbe Situation vor gut drei Monaten schon einmal diskutiert hätten. Sie seien sich einig gewesen, dass alle Parteien gemeinsam eine Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes unter Beteiligung der Öffentlichkeit auf den Weg bringen wollten.

Grünes Licht: Förderstufe an der Geschwister-Scholl-Schule kommt

Schuldezernent Peter Zielinski teilt am Donnerstag mit, dass der Kreisausschuss in seiner Sitzung am heutigen Donnerstag das Einvernehmen des Schulträgers zur Organisation der Jahrgangsstufen fünf und sechs in Form einer Förderstufe an der Geschwister-Scholl-Schule Alsfeld gegeben habe. „Das ist eine bildungspolitisch sinnvolle Weichenstellung“, so Zielinski. „Wer die Schulen im Vogelsbergkreis ernstnehmen will, kann sich vernünftigen Entscheidungen nicht verschließen.“ Die aktuelle Entwicklung entspreche auch den Vorgaben des gültigen Schulentwicklungsplans, der bereits in der vergangenen Legislaturperiode mit großer Mehrheit im Kreistag auf den Weg gebracht worden sei.

Zielinski weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass die Initiative zur Einrichtung der Förderstufe von der Schule in Alsfeld ausging. Die Schulkonferenz der Geschwister-Scholl-Schule habe am 10. Dezember 2014 einstimmig beschlossen, die Jahrgangsstufen 5 und 6 mit Beginn des Schuljahres 2015/16 in Form einer Förderstufe zu organisieren. Diese Möglichkeit der Ausgestaltung durch die Schulkonferenz sei ein ausdrücklich durch das Schulgesetz eingeräumtes Recht. Die Schulleitung hat den Schulträger dazu um das notwendige Einvernehmen gebeten. „Sachliche Gründe, dieses Einvernehmen zu verweigern, liegen nicht vor“, unterstreicht der Schuldezernent, der den Antrag der Schule bereits zur Genehmigung an das Staatliche Schulamt Gießen weitergeleitet hat.

Zielinski bedauert die Irritationen, die bei den Schulen und Eltern durch die Äußerungen der CDU-Kreisspitze entstanden sein könnten. „Es ist alles klar geregelt: Wenn das Staatliche Schulamt den Antrag genehmigt, wird es im Herbst zwei Förderstufen in Alsfeld geben.“ Der Beschluss der Schulkonferenz stehe nicht im Widerspruch zur regionalen Schulentwicklung, weil der gültige Schulentwicklungsplan ohnehin bereits eine Beschulung aller Haupt- und Realschüler des Einzugsbereiches an der Geschwister-Scholl-Schule vorsieht.

Von den im Vogelsbergkreis für die Schulentwicklung Verantwortlichen wurden schon langfristig die Weichen für eine Konzentration der Schülerströme in Alsfeld an der Geschwister-Scholl-Schule gestellt. Die Schule wurde mit großem Aufwand saniert und bietet Raum für die Aufnahme der Schülerinnen und Schüler. Diese Entwicklung war seitens der vorherigen Kreiskoalition aus CDU, FW und FDP als sinnvoll erachtet worden.

Der Schuldezernent weist zur Klarstellung ausdrücklich darauf hin, dass die Entscheidung für eine Förderstufe an der Geschwister-Scholl-Schule keine rechtlichen Auswirkungen auf die Organisationsform anderer Schulen hat. „Das bedeutet ganz konkret: Die Förderstufe an der Gerhart-Hauptmann-Schule kann zunächst weiter geführt werden“, so Zielinski abschließend.

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