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"Raus aus dem Klassenzimmer " – Erstmals zu Gast an der Albert-Schweitzer-SchuleBosnische Schüler entdecken, wie Deutsche leben

ALSFELD (ol). Von Bosnien und Herzegowina weiß man hierzulande nicht allzu viel. Vielleicht noch, dass das Land 1995 während des Kriegs auf dem Balkan mit dem Dayton-Abkommen einen Friedensvertrag erhielt, der jedoch die Spaltung auch 19 Jahre später noch nicht recht aufheben konnte. Grund genug für die Albert-Schweitzer-Schule, sich genauer mit dem Land und seinen Menschen zu befassen – und dafür Anfang des Jahres eine Kooperation mit der Organisation SHL (Schüler Helfen Leben) einzugehen. Erstes Ergebnis: 13 junge Leute aus der bosnischen Stadt Trebinje sind eine Woche lang in Alsfeld zu Gast.

Teil ihres Programms während des Aufenthalts in Alsfeld war eine Präsentation ihres Landes und ihrer Stadt vor zahlreichen interessierten Schülerinnen und Schülern der Oberstufe – wie die Gäste vom Balkan alle etwa 16 bis 17 Jahre alt. Sie starteten mit einem Film, der Bosnien und Herzegowina als gutgelauntes, traditionelles und doch sehr dynamisches Land präsentierte.

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Es gibt viel zu entdecken in Bosnien und Herzegowina, wie die Schülerinnen und Schüler in Alsfeld vorstellte.

Drei Staatsvölker leben heute auf dem Gebiet, das vor dem Balkankrieg zu Jugoslawien gehörte. Entsprechend vielfältig präsentierten die jungen Gäste ihr Land mit mehreren Sprachen und Schriften und auch Religionen. Sie stellten den deutschen Schülerinnen und Schülern in der Aula in der Schillerstraße die Hauptstadt Sarajewo vor, die alte Stadt Mostar und Neum an der Adria.

Auch über die Kultur ihrer Heimat sprachen die Gäste: über kulinarische Besonderheiten, über die Lage an der Weinstraße der Herzegowina, die zu einer besonderen Vorliebe für guten Wein geführt hat, über Tradition, Folklore und Musik. Spätestens als eine Schülerin begann, den Gastgebern der Albert-Schweitzer-Schule drei wunderschöne Lieder vorzusingen, Lieder, die mit dem Land und den Menschen auf dem Balkan zu tun haben, war klar: Obwohl sich die jungen Bosnier optisch überhaupt nicht von den deutschen Jugendlichen unterschieden, birgt ihr Land eine ganz andere Kultur und Geschichte.

Nicht nur, weil die bosnischen Gäste nur kurz nach dem Friedensabkommen von Dayton geboren sind. Der Krieg spiele in ihrem Leben aber keine Rolle mehr, gab der 18-jährige Nikola zu Protokoll. Er und seine Mitschüler haben gemeinsam mit ihren Lehrern Nemanja Milošević und Vedrana Pavićević eine 26-stündige Busfahrt auf sich genommen, um Deutschland, das Land ihrer zweiten Fremdsprache, kennenzulernen, zu erfahren, wie die Deutschen so leben und wie die deutschen Jugendlichen so unterwegs sind.

Überrascht waren sie von dem völlig anderen Schulsystem und davon, dass so viele Menschen auf dem Land und nicht in den Städten leben. „Raus aus dem Klassenraum“ – so lautet die Devise von Vedrana Pavićević, die sich für ihre Schülerinnen und Schüler mit Sicherheit und mit Unterstützung der SHL und des Deutschen Außenministeriums bewährt hat. Eine Woche verbrachte die bosnische Delegation in Alsfeld, nun ist es an den hessischen Schülerinnen und Schülern, die Adria zu entdecken und der Einladung ihrer Gäste zu folgen: „Wenn ihr mehr wissen wollt, müsst ihr zu uns kommen!“

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Mit drei Liedern brachte die bosnische Schülerin Sarah den deutschen Gastgebern die Seele ihres Landes dar.

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