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Weitere organisatorische Umstrukturierungen in der Gynäkologie im Alsfelder KreiskrankenhausGynäkologen operieren künftig auch in Marburg

ALSFELD (cdl). Soeben wurde auf einer Pressekonferenz im Alsfelder Kreiskrankenhaus bekannt, dass im Zuge der Schließung der Geburtshilfe größere Operationen der Gynäkologie künftig in Marburg stattfinden. Kleinere ambulante Eingriffe wird es dagegen weiterhin in Alsfeld geben.

Außerdem werden weiterhin Untersuchungen und die Diagnose vorgenommen. Der Schritt der Umstrukturierung werde aber nicht ad hoc erfolgen, sondern im Laufe des nächsten halben Jahres schrittweise durchgeführt. Erfreulich sei für die Patientinnen, dass sie weiterhin von den Alsfelder Gynäkologen betreut werden und diese dann selbst in Marburg operieren. Das teilten die Gynäkoligen der Gemeinschaftspraxis Dr. Hermann Vogel, Dr. Stefan Schindler und Dr. Heike Winsel auf einer Pressekonferenz gemeinsam mit Landrat Manfred Görig mit.

Durch die Kooperation mit Marburg bestehe weiterhin die Möglichkeit, die Patientinnen aus einer Hand zu versorgen. „Der Patient steht im Vordergrund, das ist keine Floskel, sondern ernst gemeint“, betonte Dr. Vogel. In Marburg seien anspruchsvoller Operationen möglich. „Wir werden in Marburg vor Ort sein und werden dort selbst operieren – auch nach dem stationären Aufenthalt in Marburg wird die Behandlung in Alsfeld fortgeführt“, ergänzte Dr. Schindler.

Der fachärztliche Bereitschaftsdienst könne aber nicht mehr fortgesetzt werden. Jedoch seien die Patienten damit aber nicht schlechtergestellt, als in der Rhön oder im Schwalm-Eder-Kreis. „Das war eine Zusatzleistung, die auf Normalniveau heruntergebrochen wurde“, fügte der Landrat erklärend an. „Uns war wichtig, dass Leute, die nicht so mobil sind, weiter bei kleinen Operationen nach Alsfeld kommen können.“ Etwa geplante Kaiserschnittentbindungen würden künftig in Marburg vor Ort durchgeführt. „Wir reisen quasi mit unseren Patienten“, so Dr. Schindler. „Das ist Prima, dass sie dort mit hingehen. Das gibt den Frauen Sicherheit“, betonte Görig.

Bei großen Kliniken bleibe das Persönliche auf der Strecke und „das wird es bei uns so nicht geben“, so Dr. Schindler. „Wir haben eine Schnittstelle geschaffen. In dieser Konstellation können wir das gut abfedern und abfangen“, ergänzte Dr. Winsel.

Beispiele für künftige Operationen in Alsfeld und in Marburg

Als Beispiel für größere Operationen nannte Dr. Schindler etwas die Gebärmutterentfernung, die künftig in Marburg stattfinden müsse. Bei einer Blutung in der Memopause könne man aber weiter direkt in Alsfeld helfen. Falls jedoch der Verdacht auf Eierstockkrebs bestehe, gehe es sofort nach Marburg, „Alles, was in Zukunft ambulant machbar ist, wird in Alsfeld durchgeführt“, so Dr. Schindler. Ebenso würden sämtliche Voruntersuchungen weiterhin in Alsfeld gemacht. Es werde immer einen OP-Tag pro Woche in Marburg geben. In der Regel würde mit einer Vorlaufzeit von zwei bis vier Wochen vor dem OP-Termin geplant. Seltene frühe Fehlgeburten könne man aber direkt nach der Sprechstunde noch vor Ort operieren. „Vorher wurde auch nicht alles hier, gemacht, das muss man dazusagen“, erklärte Görig im Anschluss an die Ausführungen der Ärzte.

Frauenärzte machen erst den Anfang einer nicht auzuhaltenden Entwicklung

„Wir bekommen nicht nur bei den Allgemeinärzten ein Problem, sondern auch bei den Fachärzten“, so Görig. Insbesondere, wenn viele Ärzte aus Altersgründen ausscheiden würden. „Es kommt in der Medizin immer mehr zur Zentrumsbildung. Vieles ist in kleineren Häusern einfach nicht mehr möglich. Das ist leider noch nicht das Ende der Entwicklung. Das greift in alle medizinischen Fächer ein“, so Dr. Schindler. In den nächsten fünf bis zehn Jahren kämen riesige Herausforderungen auf alle Beteiligten und Akteure zu. Alle waren sich einig, dass der Druck auf die kleineren Häuser zunehme, aber das sei alles bereits bekannt und politischer Wille. Hinzu käme zusätzlich steigender Druck durch die Versicherungen. Man müsse aber auch berücksichtigen, dass größere Häuser besser ausgestattet seien und zielgerichteter behandeln könnten.

Auszug aus der offiziellen Stellungnahme der Gemeinschaftspraxis
Es besteht ab dem ersten Januar 2017 eine Kooperation mit dem Universitätsklinikum Marburg. Dabei werden wir einerseits geplante Kaiserschnittentbindungen selbst in der Marburger Klinik durchführen. Zudem werden wir weiterhin eigene oder auch von Kollegen zugewiesene Patientinnen mit gynäkologischen Erkrankungen, die umfangreichere Eingriffe erfordern selbst dort operieren.

Sehr wichtig ist uns allerdings auch, hier im Vogelsbergkreis eine wohnortnahe Versorgung der Frauen anbieten zu können. Die Durchführung aller kleineren und ambulanten Operationen wird in vollem Umfang auch in der Zukunft hier im Kreiskrankenhaus Alsfeld durch unsere Gemeinschaftspraxis sichergestellt. Daneben werden wir für das Alsfelder Krankenhaus beratend als Konsiliarärzte zur Verfügung stehen. Die vertraglichen Voraussetzungen für diese Tätigkeitsfelder wurden in den letzten Wochen mit dem Träger geschaffen.

Ab dem ersten Januar 2017 kann jedoch nachts und an Wochenenden keine fachspezifische frauenärztliche Notfallversorgung neben dem allgemeinen ärztlichen Bereitschaftsdienst mehr vorgehalten werden.

 

 

 

 

2 Gedanken zu “Gynäkologen operieren künftig auch in Marburg

  1. Kann der Alsfelderin nur zustimmen. Selten so eine Umdeutung der Tatsachen gelesen. Es ist eine massive Verschlechterung. Aber die Beteiligten reden es schön.

  2. Für mich unerträglich dass eine schlechte Nachricht von den Herrn,im Bild, als gute Nachricht dargestellt wird.Das Alsfelder Krankenhaus wird Stück um Stück geschlossen. Raus wird kommen eine ambulante Anlaufstelle. Es dauert nicht lange dann kommt der Spruch,das ist alternativlos.Das Alsfelder Krankenhaus ist Geschichte!! Eine Operation kann in Alsfeld nicht durchgeführt werden aber vom gleichen Arzt in Marburg.Das sagt doch alles!! Wie irre ist denn das? Für wie dumm halten uns die Herrn?

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