Entwicklung von lokalen Energiesystemen und kommunalen KonzeptenGeneralversammlung der Energiegenossenschaft Vogelsberg eG präsentiert Zukunftsszenarien – Dividende von fünf Prozent beschlossen
ALSFELD (ol). Die Generalversammlung der Energiegenossenschaft Vogelsberg eG unterstrich die Bedeutung lokaler Energiesysteme und beschloss eine stabile Dividende von fünf Prozent für ihre Mitglieder. Neben der Erweiterung des Windparks Goldener Steinrück setzt die Genossenschaft auf zukunftsweisende Projekte wie Nahwärmenetze und Kooperationen mit Kommunen, um die Energiewende in der Region voranzutreiben.
Auf große Resonanz stieß auch in diesem Jahr wieder die Generalversammlung der Energiegenossenschaft Vogelsberg eG, die Ende Mai in der Alsfelder Stadthalle stattfand. Die Aufsichtsratsvorsitzende Ulrike Seip begrüßte neben mehr als 260 Mitgliedern auch Vertreter der Politik und der OVAG, Geschäftsfreunde und verbundene Genossenschaften. Die Erneuerbaren Energien seien Stellschrauben innerhalb des Klimawandels, betonte Seip, auch weil der Bedarf an Energie stetig steige, so hieß es in der Pressemitteilung der Energiegenossenschaft.
Die Bedeutung der Energiegenossenschaft für die Region unterstrich auch der Erste Kreisbeigeordnete Patrick Krug. Die Energiewende selbst sei immens wichtig nicht nur im Kampf gegen den Klimawandel, sondern auch für das Erreichen von Unabhängigkeit in der Versorgung. Darüber hinaus sei die Energieerzeugung auch ein Wirtschaftsfaktor. Großen Konzernen, die hier investierten, gehe es jedoch nicht um den Vogelsberg, sondern um Profite. Ein essenzieller Ansatz der Energiegenossenschaft hingegen sei es, die Wertschöpfung aus der Energieerzeugung in der Region zu belassen. Damit sei sie ein verlässlicher und vertrauensvoller Partner auch der Kommunen. „Ein echter Erfolg ist, wenn erneuerbare Energien lokal bleiben“, so Krug.
Aus dem Hessischen Landtag war Maximilian Ziegler (SPD) der Einladung zur Versammlung gefolgt. Die Energiewende sei eine riesige Kraftanstrengung, sagte der Abgeordnete. Es gehe neben der Erzeugung und der Versorgungssicherheit auch um den Abbau von Investitionsstaus und den großangelegten Ausbau von Infrastruktur: „Wir müssen in den nächsten sechs Jahren mehr an erneuerbarer Leistung zubauen als in den ganzen letzten 25 Jahren“, skizzierte Ziegler eine Anforderung. Dabei spielten nicht nur Technik und Tempo eine Rolle, sondern auch die Akzeptanz in der Bevölkerung. „Hier kommt die EGV ins Spiel“, sagte Ziegler, „sie bringt die Energiewende in die Fläche.“
Wie die Energiegenossenschaft Vogelsberg eG dies tut, stellte der Geschäftsführende Vorstand Björn Köhler in seinem Bericht dar, den sein Vorstandskollege Udo Pfeffer ergänzte. Beide skizzierten die Erlöse aus Sonne und Wind und präsentierten verschiedene Kennzahlen: Die Anzahl der Mitglieder ist 2024 weiter angestiegen (Ende 2024 auf 1739) und damit auch die Geschäftsanteile, das Geschäftsguthaben und die Summe der Nachrangdarlehen. Knapp 22 Millionen Euro betragen inzwischen die Aktiva der EGV. Aufgrund des bekannt schlechten Sonnenjahres 2024 und im Vergleich zu dem sehr guten Windjahr 2023 blieb der Jahresüberschuss der Genossenschaft zwar leicht hinter dem Vorjahr zurück, dennoch schlugen Aufsichtsrat und Vorstand der Versammlung vor, erneut eine Dividende von fünf Prozent an die Mitglieder auszuschütten – ein Zeichen für anhaltend hohen Erfolg und für die Stabilität der EGV.
Im Zuge ihres Aufsichtsratsberichts betonte Ulrike Seip die engagierte Arbeit des Vorstands und des Teams: Begeisterung für die Sache, Herzblut und Leidenschaft würden hier sichtbar. Im Lauf der Versammlung beschlossen die Stimmberechtigten sowohl die Feststellung des Jahresabschlusses 2024 als auch die Verwendung des Jahresüberschusses. Ebenfalls entlasteten sie Vorstand und Aufsichtsrat. Aus dem Vorstand, der noch für 2024 entlastet wurde, verabschiedete die Versammlung zwei Mitglieder. Zum einen hat sich Vorstandmitglied Wolfram Mohr einem neuen Betätigungsfeld zugewandt, zum anderen hat Günter Mest, Vorstandsmitglied seit 2011, seinen Ruhestand angetreten. Als Gründungsmitglied der Genossenschaft und Geschäftsführender Vorstand der EGV war Mest das Gesicht der Organisation. Vorstand, Aufsichtsrat und Versammlung würdigten seine herausragenden Leistungen für die Energiegenossenschaft und dankten ihm mit viel Applaus. Vorstandsmitglied Lorenz Kock ließ Mests Engagement in einer Laudatio Revue passieren und überreichte ihm die Urkunde mit Silberemblem des Genossenschaftsverbandes .
Der Vorstand nutzte die Versammlung auch, um das gewachsene Team der EGV vorzustellen: Zu Christina Jäger, die schon seit vielen Jahren für die Mitgliederverwaltung zuständig ist, kamen nun Eike Hucke (Technik), Daniela Schojan (Finanzen und Controlling), Dr. Sebastian Guth (Wärme und Sektorenkopplung) und Sabrina Bera (Buchhaltung) hinzu.
Für die turnusgemäßen Wahlen in den Aufsichtsrat stellten sich die ausscheidenden Mitglieder Thomas Groll, Rüdiger Rausch, Frank Rechmann und Ulrike Seip zur Wiederwahl. Sie alle wurden wieder in den Aufsichtsrat gewählt, dem neben ihnen Gerlinde Becker, Lothar Bott, Hans-Gerhard Gatzweiler, Ulrich Künz, René Paulus, Birgit Richtberg, Walter Ritz und Edwin Schneider angehören.
Nach den Formalia war es dem Vorstand wie immer ein Anliegen einen Ausblick zu geben – sie tat dies zunächst mit einem Film, in dem das Team der EGV die verschiedenen Standbeine der Genossenschaft präsentierte. Neben der Energiegewinnung aus Sonne und Wind über die Speicherung hin zu der Erzeugung von Wärme und die Erarbeitung von Energiekonzepten als starker Partner für Kommunen. Dazu äußerten sich im Film (einzusehen auf der Website unter https://www.energie-vb.com/) auch eine Reihe von Bürgermeistern, die mit ihren Kommunen schon Kooperationen mit der EGV abgeschlossen haben.
Perspektivisch blickte Vorstand Björn Köhler zunächst auf die Projekte mit Nachrangdarlehen. Hier stehen insbesondere Windkraftprojekte in den Startlöchern: So soll der Windpark Goldener Steinrück in Ulrichstein noch in diesem Sommer ans Netz gehen. Hier wurden 18 Alt-Anlagen abgebaut und durch fünf neue ersetzt, die die fünffache Menge an Strom erzeugen. Die Betreibergesellschaft setzt sich aus der OVAG, einem Hamburger Unternehmen und der EGV zusammen. Nachrangdarlehen können ab Juli gezeichnet werden. Für 2026 stehen der Windpark Trillrodt und Beteiligungen in Eitzing und Diemelstadt an. 2027 soll die Anlage im Kommunalwald Kirtorf (KoWaKi) erweitert werden und der Windpark Drei-Herren-Stein ans Netz gehen.
Neben den Investitionen in die Windparks nimmt die Planung von Zukunftsprojekten in der EGV Fahrt auf. Björn Köhler: „Der Energiemarkt hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Lokale Energiesysteme gewinnen zunehmend an Bedeutung, Speicherlösungen werden dringend benötigt, und Nahwärmenetze können Haushalten erhebliche Einsparungen ermöglichen.“ Da Nahwärmenetze nur gemeinsam vor Ort entstehen können, handele es sich hier um eine sehr erklärungsbedürftige Materie, die die Anstrengungen jedoch wert sei, ist man sich bei der EGV einig. Kooperationen mit Kommunen, Partnern oder mit neu gebildeten Genossenschaften seien hier gefragt. Als Vermittlerin von Wissen und Anbieterin von lokalen Energiesystemen und innovativer kommunaler Konzepte spiele die EGV eine bedeutende Rolle für die energetische und wirtschaftliche Zukunft der Region.
Fotos: Traudi Schlitt
Schreibe einen Kommentar
Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.
Einloggen Anonym kommentieren