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Windpark „Goldner Steinrück“ bei Ulrichstein offiziell eingeweihtHessens größtes Repowering-Projekt abgeschlossen

ULRICHSTEIN (ol). Mit fünf neuen Windkraftanlagen ist am Standort „Goldner Steinrück“ Hessens bislang größtes Repowering-Projekt abgeschlossen worden. Die Anlagen erreichen zusammen eine Leistung von 28 Megawatt und produzieren jährlich rund 80 Gigawattstunden Strom – genug für etwa 20.000 Haushalte. Der von der HessenEnergie entwickelte Windpark wurde nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit eröffnet und soll durch die Energiegenossenschaft Vogelsberg auch Bürgerbeteiligung ermöglichen. Insgesamt investierten die Projektpartner rund 50 Millionen Euro in das Vorhaben.

Es sind beeindruckende Zahlen: 166 Meter hoch, 241 Meter bis zur Flügelspitze und 5,6 Megawatt Leistung – 28, wenn man die insgesamt fünf neuen Windkraftanlagen zusammenzählt. Und schließlich die beeindruckendste Zahl des neuen Windparks „Goldner Steinrück“ bei Ulrichstein: Rund 80 Gigawatt Strom sollen die Anlagen pro Jahr liefern. Genug, um rechnerisch den Jahresstrombedarf von rund 20.000 durchschnittlichen 4-Personen-Haushalten zu decken. Am Freitag wurde der Windpark offiziell nach nur eineinhalb Jahren Bauzeit eingeweiht. Hessens bis dato größtes Repowering-Projekt ist damit abgeschlossen, das berichtet die OVAG in einer Pressemitteilung.

Dabei wird am Standort „Goldner Steinrück“ schon lange erneuerbare Energie genutzt. Im Zuge eines sogenannten Repowerings wurden dort zunächst 18 alte Anlagen zurückgebaut und durch die fünf neuen, deutlich größeren und leistungsstärkeren ersetzt. So reduziere sich nicht nur die Fläche des Windparks, er liefere auch deutlich mehr Strom. Denn die fünf neuen Anlagen haben zusammen im Vergleich zu den alten Windrädern eine rund dreifach höhere Leistung, der jährliche Stromertrag werde sich fast verfünffachen. Damit ist der von der HessenEnergie entwickelte Windpark, die als 100-prozentiges Tochterunternehmen der OVAG die Planung und Projektierung und Baubegleitung des Projektes übernommen hat, der bisher leistungsstärkste im Portfolio des Unternehmens. Gekostet hat das Projekt insgesamt rund 50 Millionen Euro. Betrieben wird er künftig von der Windpark Goldner Steinrück GmbH, an der neben der OVAG auch die Alaris Windenergie GmbH & Co. KG sowie die Energiegenossenschaft Vogelsberg eG über ihre Tochter VOBEG Wind GmbH beteiligt ist. Über die Energiegenossenschaft erhalten die Bürgerinnen und Bürger der Region die Möglichkeit, sich über attraktive Beteiligungsmodelle direkt am Windpark zu engagieren.

Zur Eröffnung waren neben Vertretern der Projektpartner auch Vertreter des Bundesverbandes Windenergie (BWE), des Anlagenbauers Vestas sowie Landrat Dr. Jens Mischak, Ulrichsteins Bürgermeister Dr. Steffen Scharmann und Lautertals Bürgermeister Lukas Becker gekommen. Im Anschluss an die offizielle Eröffnung hatte die Windpark Goldner Steinrück GmbH die Bevölkerung zu einem Tag der offenen Tür eingeladen, bei dem es neben interessanten Informationen rund um den Windpark auch ein Programm für Kinder mit Hüpfburg und Kinderschminken gab, auch für das leibliche Wohl war gesorgt.

„Klimaschutz benötigt als wesentlichen Baustein die intensive Nutzung von erneuerbaren Energien. Dies findet vornehmlich dezentral statt und fordert daher regionales Engagement, unterschiedliche Akteure und neue Kooperationen“, erklärt Dr. Hans-Peter Frank, Geschäftsführer der Windparkgesellschaft sowie der HessenEnergie und gleichzeitig Verantwortlicher für den Bereich Handel & Erzeugung bei der OVAG. „Die Möglichkeit des ‚Repowerings‘ gibt uns dabei die Gelegenheit, die Effizienz bestehender Windparks dank moderner Technik deutlich zu steigern und zugleich die Anzahl der Anlagen zu reduzieren.“

Zunächst wurden im Sommer 2024 die alten Anlagen abgebaut – auch dafür war ein eigenes Genehmigungsverfahren notwendig. Im darauffolgenden Herbst und Winter wurden der Tiefbau für Zuwegungen sowie Kranstell- und Anlagenflächen durchgeführt. Dafür wurde der Betonbruch aus den vollständig entfernten alten Fundamenten eingesetzt. Die Fundamente wurden im Frühjahr 2025 gebaut, die Türme folgten ab Mitte Juni. Sie bestehen etwa bis zur Hälfte aus Beton-Schalen-Elementen, der obere Teil aus drei Stahlrohrsegmenten sowie schließlich den Gondeln, den Naben und Rotorblättern.

Foto: OVAG/Kaufmann

„Die OVAG sieht sich als vor Ort präsenter Partner, wenn es darum geht, lokale Verantwortung für das Thema erneuerbare Energien zu übernehmen und damit nicht zuletzt auch für die Lebensqualität und die Wirtschaftskraft im Vogelsberg“, erklärt OVAG-Vorstandsvorsitzender Joachim Arnold. Dafür stelle sie Engagement, Innovationskraft und jede Menge Erfahrung zur Verfügung. Sein Vorstandskollege Oswin Veith präzisiert: „Bereits 1992 begann mit dem ersten Windpark im Vogelsberg die Geschichte der Windenergienutzung bei der OVAG-Gruppe. Damals haben wir als Pionier der Windkraftnutzung im Vogelsberg erste Meilensteine für eine zukunftsfähige Energieversorgung gesetzt.“ Mittlerweile drehen sich für die OVAG Windenergieanlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von rund 165 Megawatt.

Beim Repowering werden ältere Anlagen eines Windparks durch neue ersetzt. Moderne Windkraftanlagen sind höher, haben einen größeren Rotor und Generatoren mit größerer elektrischer Nennleistung als alte. Ersetzt man alte Anlagen eines Windparks durch neue, steigert man nicht nur die Stromerzeugung deutlich, sondern benötigt dafür auch weniger Anlagen, heißt es. Repowering sei ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel. Denn, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen, soll in Deutschland die Nutzung der Windkraft weiter deutlich ausgebaut werden. Bis 2030 sieht das EEG ein Ausbauziel der Onshore-Windenergie – also auf dem Land genutzter Windenergie – von115 Gigawatt installierter Leistung vor. Momentan stehen wir bei etwa 61 Gigawatt. Fraglich, ob dies durch den Bau neuer Windparks bei bestehendem Tempo zu schaffen ist. Zumal Flächen für neue Windparks knapp seien. Repowering ist deshalb eine Möglichkeit, bei der Energiewende mehr Tempo zu machen, heißt es.

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