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Online-Jubiläumstreffen würdigt Engagement und gibt Ausblick auf WeiterentwicklungenZwei Jahre Voraushelfer-System im Vogelsbergkreis

VOGELSBERGKREIS (ol). Seit zwei Jahren unterstützen rund 600 Voraushelfer im Vogelsbergkreis den Rettungsdienst und konnten in zahlreichen Einsätzen Leben retten. Beim Online-Jubiläumstreffen dankten Landrat Dr. Jens Mischak und weitere Verantwortliche den Ehrenamtlichen für ihren unverzichtbaren Einsatz. Für die Zukunft sind neue Maßnahmen wie die Einbindung von Defibrillatoren, regelmäßige Reanimationstrainings und eine kreisübergreifende Alarmierung geplant.

Sie retten Leben und das seit zwei Jahren: Das Voraushelfer-System im Vogelsbergkreis ist eine Erfolgsgeschichte und entwickelt sich kontinuierlich weiter, wie die Kreisverwaltung in einer Pressemitteilung berichtet. Das wurde nun bei einem Online-Jubiläumstreffen gefeiert. Rund 80 Voraushelferinnen und Voraushelfer aus dem gesamten Vogelsbergkreis hatten sich zugeschaltet, um den aktuellen Stand des Systems sowie Pläne für die Zukunft zu besprechen.

Begrüßung und Dank an die Ehrenamtlichen

Landrat Dr. Jens Mischak begrüßte die Teilnehmer und dankte allen Voraushelferinnen und Voraushelfern für ihr Engagement. Er betonte die wichtige Rolle jedes Einzelnen: „In vielen Fällen kann schnelle und angemessene Erste Hilfe das Überleben einer Person sichern und die Folgen eines plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstands entscheidend minimieren.“ Die Bereitschaft, vor Ort zu helfen, sei unverzichtbar, so der Landrat weiter. Auch Kreisbrandinspektor und Leiter der Gefahrenabwehr im Vogelsbergkreis, Marcell Büttner, stellte heraus, dass die Voraushelfer schon einige Leben retten konnten.

Hinweis auf Zahlen, Daten und Fakten

Martin Gonder, Rettungsingenieur und Projektleiter der Voraushelfer im Vogelsbergkreis, hatte das Online-Treffen organisiert und gab einen Überblick über den aktuellen Stand. Er erinnerte daran, wie stark das System gewachsen ist: „Wir haben vor zwei Jahren bei 0 angefangen und mittlerweile rund 600 Voraushelfer an Bord – das ist eine hervorragende Entwicklung.“ In den vergangenen zwei Jahren seien etwa 500 Reanimationen im Vogelsbergkreis durchgeführt worden – bei 193 Fällen seien Voraushelfer unmittelbar im Einsatz gewesen. Grafiken untermauerten diese Entwicklung: Aus der Statistik gehe unter anderem hervor, dass sich in 20 Prozent der Fälle der Zustand des Patienten verbessert habe, als der Rettungsdienst eintraf; in 76 Prozent konnte der Zustand stabil gehalten werden – ebenfalls eine Folge des schnellen Eingreifens der Ehrenamtlichen. Nur in vier Prozent der Fälle habe sich der Zustand der Patienten verschlechtert, bis der Rettungsdienst kam.

Dank an Führungskräfte und Projektbeteiligte

Der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, Dr. Dennis Humburg, der ebenfalls das Voraushelfer-Projekt betreut, lobte ebenfalls die Arbeit der Ehrenamtlichen und stellte heraus: „Ich habe bislang ausschließlich positive Rückmeldungen vom Rettungsdienst über den Einsatz der Voraushelfer erhalten. Die Kollegen sind sehr zufrieden mit dem System und der zusätzlichen Unterstützung.“ Im Deutschen Reanimationsregister liege der Vogelsbergkreis auf Platz 14 von 47 Referenzstandorten, an denen Patienten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand lebend, mit gutem neurologischen Ergebnis aus Kliniken entlassen wurden. Dr. Humburg ist sich sicher: „Das liegt unter anderem am Einsatz der Voraushelfer, denn: Je schneller mit der Reanimation begonnen wird, desto höher die Chance auf einen positiven weiteren Verlauf.“

Zukünftige Schritte und Entwicklungen

Für die Zukunft wurden mehrere Vorhaben skizziert: Bis Herbst dieses Jahres sollen die frei zugänglichen Automatisierten Externen Defibrillatoren (AED-Geräte) in das Voraushelfer-System integriert werden, sodass künftig ein zusätzlicher Voraushelfer direkt zu einem der tragbaren Geräte und anschließend zum Patienten geschickt wird.

Ab 2026 sind regelmäßig stattfindende Reanimationstrainings für die Voraushelfer geplant, heißt es. Zudem soll eine kreisübergreifende Alarmierung ermöglicht werden: Wenn jemand im Vogelsbergkreis wohnt, aber in einem Nachbarlandkreis arbeitet, kann dieser im Notfall auch dort alarmiert werden – und umgekehrt.

Ein zentrales Ziel bleibe es, weitere Menschen dafür zu gewinnen, Voraushelfer zu werden, um das System personell weiter auszubauen und mehr Menschen potenziell das Leben zu retten.

Im Anschluss an die Vorträge der Experten fand ein Austausch statt, in dem sich die Voraushelfer rege äußerten, von Einsätzen berichteten sowie Ideen und Vorschläge hervorbrachten. Georg Koch und Nora Mayer vom Fraunhofer Institut, in dem die Alarmierungs-App für die Voraushelfer entwickelt wurde, waren ebenfalls beim Online-Jubiläumstreffen dabei und nahmen die Gedanken der Voraushelfer mit auf. Ein Vorschlag soll auch schon direkt umgesetzt werden: Künftig wird auf der App vermutlich einmal im Jahr ein Probealarm ausgelöst werden, damit die Voraushelfer den Ton kennen und einordnen können.

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