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15 Euro Mindestlohn: 8.900 Menschen würden profitierenVogelsbergkreis hätte 6,1 Mio. Euro mehr Kaufkraft pro Jahr

VOGELSBERGKREIS (ol). Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Nord-Mittelhessen fordert eine Erhöhung des Mindestlohns von derzeit 12,82 Euro auf 15 Euro pro Stunde. Laut Berechnungen des Pestel-Instituts würde diese Maßnahme etwa 8.900 Menschen im Vogelsbergkreis zugutekommen und die regionale Kaufkraft um 6,1 Millionen Euro jährlich erhöhen. Die NGG drängt auf schnelle Entscheidungen der Mindestlohnkommission, um die finanzielle Situation von Niedriglohnempfängern zu verbessern und die lokale Wirtschaft zu beleben.

Gewerkschaft sieht beim Lohn „Luft nach oben“: Im Vogelsbergkreis arbeiten heute rund 2.900 Menschen zum Mindestlohn. Sie verdienen 12,82 Euro pro Stunde. Das geht aus dem Mindestlohn-Monitor hervor, den das Pestel-Institut als regionale Lohndaten-Analyse für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat, wie es in der Pressemitteilung der NGG heißt.

Die NGG Nord-Mittelhessen ist unzufrieden mit dem Mindestlohn, heißt es. Die Gewerkschaft will, dass „sich beim Niedrigstlohn etwas bewegt“ – nach oben: „Steigende Mieten, höhere Preise im Supermarkt, steigende Eintrittspreise und Gebühren. Dazu der Tank vom Auto als Euro-Fresser. Und auch die Bahn, die ständig an den Ticketpreisen schraubt: Die dünnen Portemonnaies müssen dringend dicker werden. Der Mindestlohn muss deutlich nach oben gehen“, fordert Andreas Kampmann.

Der Geschäftsführer der NGG Nord-Mittelhessen setzt dabei auf die Mindestlohnkommission: „Sie muss die unterste Lohnkante jetzt unbedingt deutlich anheben. Wichtig ist, dass das nicht in Tippelschritten passiert, sondern schnell in Richtung 15 Euro ansteigen wird. Wer Vollzeit arbeitet und den gesetzlichen Mindestlohn verdient, hätte dann am Monatsende rund 375 Euro brutto mehr“, rechnet Andreas Kampmann vor.

Von einem 15-Euro-Mindestlohn würden nach Berechnungen des Pestel-Instituts rund 8.900 Menschen im Vogelsbergkreis profitieren. „So viele arbeiten heute nämlich für weniger als 15 Euro pro Stunde“, sagt NGG-Geschäftsführer Kampmann. Gerade Mini-Jobber bekämen oft nur einen Niedriglohn für ihre Arbeit.

Eine Anhebung des Mindestlohns um 2,18 Euro auf 15 Euro pro Stunde würde vor allem der Kaufkraft im Vogelsbergkreis einen „enormen Push“ bringen: Rund 6,1 Millionen Euro hätten die Mindestlohn-Beschäftigten im Vogelsbergkreis dann pro Jahr mehr in der Tasche. Das hat das Pestel-Institut berechnet.

„Das macht also auch volkswirtschaftlich richtig viel Sinn, denn wir reden immer noch vom Niedriglohnbereich und hier geht jeder Cent nahezu eins zu eins in den Konsum. Wer nämlich wie viele Beschäftigte zum Beispiel in der Systemgastronomie am untersten Lohn-Limit verdient, der braucht das Geld für alles, was nötig ist – von der neuen Waschmaschine bis zum ausgewogenen Essen. Wer nur den Mindestlohn verdient, der hat sowieso keine Chance, Geld auf die hohe Kante zu legen“, sagt Andreas Kampmann von der NGG Nord-Mittelhessen.

Es sei deshalb auch „richtig und wichtig“, dass die schwarz-rote Koalition in Berlin einen Mindest-Stundenlohn von 15 Euro als Zielmarke gesetzt habe. Jetzt komme es auf die Mindestlohnkommission an. Ihr gehören Arbeitgeber und Gewerkschaften an. „Die Kommission muss schon bei ihrer nächsten Sitzung Ende Juni den ersten entscheidenden ‚Lohn-Pflock‘ Richtung 15 Euro setzen“, so Kampmann.

Wichtige Kriterien für eine Anhebung des Mindestlohns seien nicht nur die generelle Tarifentwicklung, sondern auch die Kaufkraft des gesetzlichen Mindestlohns. Hier solle die 60-Prozent-Marke vom mittleren Bruttolohn erreicht werden. Ein Einschreiten des Gesetzgebers wäre laut Kampmann demnach derzeit gar nicht erforderlich, denn: „Die Kommission hat für die sinnvolle Erhöhung auf 15 Euro ja alle notwendigen Kriterien zur Hand.“

Der Geschäftsführer der NGG Nord-Mittelhessen sagt auch, warum er aufs Tempo drückt: „Wer am unteren Lohn-Limit arbeitet, hat mehr Respekt verdient. Mehr Respekt bedeutet dabei vor allem aber auch mehr Lohn. Es ist traurig genug, dass viele Menschen auf Bürgergeld angewiesen sind. Aber es ist bitter, dass die, die heute zum Mindestlohn arbeiten, nur ein ‚Bürgergeld plus‘ im Job verdienen“, so Andreas Kampmann. Wirklich fair bezahlt werde ohnehin nur, wer den Tariflohn seiner Branche bekomme.

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