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Prozessauftakt - Vorwurf der Vergewaltigung, des sexuellen Übergriffs, der schweren Körperverletzung, der Freiheitsberaubung und Bedrohung27-jährigem Alsfelder drohen mehrere Jahre Haft

GIEßEN (akr). Vor dem Gießener Landgericht muss sich seit diesem Dienstag ein 27-jähriger Mann aus Alsfeld verantworten. Er soll seine damalige Ex-Freundin vergewaltigt und sie mehrfach schwer verletzt haben. Freiheitsberaubung, Bedrohung und sexueller Übergriff sind weitere Anklagepunkte, die dem Alsfelder vorgeworfen werden. Insgesamt sechs Verhandlungstage sind angesetzt.

Der Angeklagte wirkt ruhig und gelassen, als er von Beamten in Handschellen in den großen Saal des Gießener Landgerichts geführt und neben seinem Verteidiger Platz nimmt. Es ist nicht das erste Mal, dass der 27-Jährige auf der Anklagebank sitzt. Er hat bereits eine fünfjährige Haftstrafe wegen versuchten Totschlags hinter sich. Am 24. Januar diesen Jahres wurde er wieder vorläufig festgenommen und in Untersuchungshaft gesteckt. Dieses Mal wirft ihm die Staatsanwaltschaft nicht versuchten Totschlag vor. Vergewaltigung, sexueller Übergriff, schwere Körperverletzung, Bedrohung und Freiheitsberaubung – das sind die Anklagepunkte, die ihm in diesem Gerichtsverfahren zur Last gelegt werden.

Im Dezember 2018 soll der mutmaßliche Täter seine damalige Ex-Freundin aus der Nähe von Frankfurt sexuell missbraucht und fotografiert haben. Das mutmaßliche Opfer soll zum Zeitpunkt der Tat nicht ansprechbar gewesen sein, wie Staatsanwältin Jessica Schröder beim Verlesen der Anklageschrift sagte. Es gibt aber noch ein weiteres mutmaßliches Opfer – eine weitere Ex-Freundin des 27-Jährigen, die aus Alsfeld kommt. Diese soll er nicht nur vergewaltigt, sondern ihr auch mehrmals schwere körperliche Verletzungen zugeführt haben – beispielsweise mit einem Bambusstock, dem Stiel einer Axt, einem Schlüsselanhänger oder einem Laptop. Meist sollen sich die beiden zuvor gestritten haben, oft habe es sich auch um das Thema Sex gedreht. Sex – ein scheinbar wichtiger Punkt für den Angeklagten. Darüber wird später auch noch eines der Opfer sprechen. Insgesamt geht es also um zwei der Anklage zufolge geschädigte Frauen.

Die Vernehmung des Opfers auf Leinwand

Er soll seine Alsfelder Ex-Freundin aber nicht nur vergewaltigt, sie mehrmals geschlagen, getreten und auf sie eingeprügelt haben. Nein, ihm wird auch vorgeworfen, ihre Kinder eingesperrt und sowohl da Opfer als auch ihre Kinder bedroht zu haben. „Ich werde euch alle umbringen“, soll er unter anderem gesagt haben. Seine Ex-Freundin aus Alsfeld tritt in diesem Verfahren als Nebenklägerin auf. Anwesend ist das Opfer an diesem Tag jedoch nicht. Doch was sie zu erzählen hat, bleibt den Anwesenden im Gerichtssaal nicht vorenthalten, denn auf einer Leinwand wird das Video ihrer Vernehmung vom 17. Dezember 2019 gezeigt. „Das ersetzt aber nicht die unmittelbare Vernehmung“, betont Richter Jost Holtzmann. Das Opfer würde in den kommenden Verhandlungstagen auch noch im Gerichtssaal aussagen.

Insgesamt 14 Dateien sind es, auf denen die Ex-Freundin des Angeklagten das Zusammenleben der beiden beschreibt und erzählt, was er ihr in ihrer knapp drei Monate andauernden Beziehung alles angetan haben soll. Mit verschränkten Armen und einem leicht gesenkten Kopf beginnt die 30-Jährige in dem Video ihre Sicht der Dinge zu schildern. Als die beiden sich im August vergangenen Jahres kennengelernt haben, sei alles ziemlich schnell verlaufen, er sei quasi sofort bei ihr und ihren drei Kindern eingezogen. „Er war eigentlich ganz lieb. Aber dann eben auch schnell auf 180, wenn ihm etwas nicht gepasst hat“, berichtet sie, die Arme noch immer auf dem Tisch verschränkt. Das habe sich auch schon früh abgezeichnet. Streit habe es sozusagen täglich gegeben.

Jede Menge Streit und körperliche Übergriffe

Sex, die Kinder, der Haushalt – Streitpunkte habe es genügend gegeben. „Ich kann eigentlich viel wegstecken. Aber als er mich irgendwann anfing zu schlagen, da dachte ich mir nur ‚okay, das ist jetzt schon krass'“, erzählt sie. Bereits eineinhalb Wochen nachdem er bei ihr eingezogen ist soll er auf sie eingetreten und sie geboxt haben. Immer wieder sei Sex ein Thema zwischen den beiden gewesen. Nur kurze Zeit nach dem Beginn ihrer Beziehung soll er sie das erste Mal vergewaltigt haben. Angeklagt wurde der 27-Jährige hierfür aber nicht. Sie habe ihm nämlich nicht verständlich gemacht, dass es gegen ihren Willen geschehen ist – sei es verbal oder körperlich. Sie selbst, so erzählt sie es in dem Video, könne sich auch nicht mehr daran erinnern, ob sie überhaupt etwas gesagt habe. „Ich habe mich danach einfach dreckig und billig gefühlt. Aber ich wusste, ich muss für die Kinder stark bleiben“, betont sie.

Verlassen hat sie ihn danach nicht. Sie blieb bei ihm – aus Angst, wie sie erzählt. Auch als er mit dem Stil einer Axt oder einem Bambusstock auf sie eingeschlagen haben oder mit Glasscherben nach ihr und ihren Kindern geworfen haben soll, verließ sie ihn nicht. Als sie von der Situation mit den Glasscherben erzählt und darüber, wie er ihre Kinder bedroht habe, kullern ihr das erste Mal in der Vernehmung die Tränen über die Wangen. Sie braucht einen kurzen Moment, um sich zu fangen. Während die Beteiligten im Gerichtssaal das Geschehen auf der Leinwand verfolgen, blickt der Angeklagte nur ganz selten in Richtung des Videos. Er ist beschäftigt, macht sich Notizen. Fast drei DIN A4 Seiten wird er am Ende des Videos vollgeschrieben haben.

Der 19. Oktober 2019

Dann kommt sie in ihren Erzählungen zu einem wichtigen Datum, dem 19. Oktober 2019. An diesem Tag soll der Angeklagte sie mit einem – in Juristensprache ausgedrückt – „gefährlichen Gegenstand“ vergewaltigt haben. Dieses Mal ausdrücklich gegen ihren Willen: „Ich habe gesagt, dass ich das nicht will.“ Sie soll sich nach ihrer Aussage auch gewehrt haben. Ihn habe das aber nicht interessiert. Er soll dennoch in sie eingedrungen sein und sie zum Oralsex gezwungen haben. „Mir kam es vor wie eine Ewigkeit“, erzählt die Alsfelderin. Mittlerweile hat sie die Hände nicht mehr vor sich auf dem Tisch verschränkt. Sie klammert sie um das leere Glas, das vor ihr steht.

Zwei Tage nachdem er sie vergewaltigt haben soll, ist sie zur Polizei gegangen und hat Anzeige gegen ihn erstattet. „Meine Freundin hat mir da sehr geholfen. Ich hatte aber noch nie so Angst. Ich wusste ja nicht, was er machen wird“, erinnert sie sich, schließlich sei es nicht das erste Mal gewesen, dass er ihr und ihren Kinder gedroht habe, sie umzubringen. Am 24. Januar diesen Jahres wurde der Angeklagte dann vorläufig festgenommen und in Untersuchungshaft gesteckt. Einmal habe sie inh zuvor noch gesehen – allerdings nur aus größerer Entfernung.

Doch schon bald sollen die beiden wieder aufeinander treffen, nämlich dann, wenn die Alsfelderin nochmal im Gerichtssaal vernommen wird. Am Mittwoch nimmt aber erstmal seine ehemalige Partnerin aus der Nähe von Frankfurt im Zeugenstand Platz – das ist zumindest für den morgigen Verhandlungstag angedacht. Ob sich dann auch der Angeklagte zu den Vorwürfen äußert, ist bislang noch nicht klar. Der letzte Prozesstag ist für den 16. September angesetzt. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Angeklagten allein für die Vergewaltigung mit dem „gefährlichen Gegenstand“ eine Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren.

2 Gedanken zu “27-jährigem Alsfelder drohen mehrere Jahre Haft

  1. Was für ein sinnloser und hetzerischer Kommentar.

    Außerdem: Kennen Sie den Täter? Woher kommt er denn, wenn Sie es wissen?

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  2. Wo bleiben hier die Kommentare?Wäre das ein „Ausländer“würden sich die Aussagen überschlagen.
    Der Typ gehört auf jedenfall eingesperrt.

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