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Ein Videobesuch im Zustellstützpunkt der Deutschen Post in AlsfeldDie stillen Helden der Weihnachtszeit

ALSFELD (akr). Vor etwa einem Monat hat es im Alsfelder Postverteilzentrum am BGS-Gelände gebrannt. Mit dem ehemaligen Hafu in der Jahnstraße hat man schnell einen neuen Standort gefunden. Wie hat man sich mittlerweile mit der Situation arrangiert? Wie läuft die Arbeit in einem sogenannten Zustellstützpunkt eigentlich ab? Und vor allem: Wie hoch ist der Stresspegel so kurz vor Weihnachten? Ein Besuch mit der Videokamera bei den stillen Helden der Weihnachtszeit.

Draußen ist es noch dunkel, als um 7.20 Uhr die Schicht für die Mitarbeiter am Zustellstützpunkt der Deutschen Post im ehemaligen Hafu in Alsfeld beginnt. Während sich die einen noch ihren letzten Zug an der Zigarette genehmigen, sind einige im Inneren schon fleißig am werkeln. Maschinen, Fließbänder oder technischen Schnickschnack sucht man vergebens. Alles, was hier geschieht, geschieht per Hand. Dafür zuständig sind aktuell 35 Mitarbeiter, beziehungsweise „Postler“, die stillen Helden der Weihnachtszeit.

Zu keiner anderen Zeit im Jahr wird so viel gekauft, bestellt und verschickt wie rund um das Weihnachtsfest. Kein Wunder, dass in den Zustellstützpunkten der Deutschen Post Hochbetrieb herrscht, so auch in Alsfeld – und das nicht erst eine Woche vor dem Fest. „Die Hochsaison startet so Mitte November. Ende September merkt man aber schon, dass mehr Sendungen kommen“, erklärt Angelo Micino, Leiter des Zustellstützpunktes hier in Alsfeld. Deshalb hat sich das Team für die Vorweihnachtszeit auch Verstärkung, sogenannte „Entlaster“, geholt.

Täglich bis zu 4.000 Pakete

Normalerweise gehen hier in Alsfeld am Tag rund 2.500 Pakete über die Bühne. Nicht so in der Zeit vor dem Weihnachtsfest, da sind es nämlich auch gut und gerne mal bis zu 4.000 Pakete täglich, die in die Ort Alsfeld, Feldatal, Kirtorf, Romrod, Antrifttal, Grebenau und Schwalmtal geliefert werden. Und wer jetzt denkt, dass die Pakete und Briefe dann einfach mal ein paar Tage im Stützpunkt lagern, der irrt sich. „Das, was heute kommt, stellen wir heute auch zu“, betont Micino.

Nach und nach werden die Rollcontainer, beladen mit Paketen, hereingeschoben. Fotos: akr

Auch wenige Tage vor Weihnachten wird es nicht ruhiger. „Am 24. hört es dann auf“, lacht Micino. Der 24. Dezember sei noch einmal der Highlighttag für alle Zustellkräfte, denn auch an diesem Tag werden die Briefe und Pakete noch zugestellt. „Es ist der heilige Tag, da warten kleine Kinder auf ihre Geschenke, Briefe von Großeltern, Patentanten. Ziel ist es, eben auch am Heiligabend das letzte Paket auszuliefern und in gewisser Weise den Weihnachtsmann zu spielen,“ erklärt der Stützpunktleiter mit einem Lächeln im Gesicht.

Und täglich grüßt das Murmeltier

Von Stress und Hektik ist an diesem Dienstagmorgen aber nichts zu merken, zumindest nicht äußerlich und das obwohl in einer Woche Heiligabend ist. „Hier läuft alles sehr routiniert ab, Stress und Hektik bringen uns ja nicht weiter“, lächelt der Leiter. Es gibt sehr viel zu tun, fast doppelt so viel wie sonst. Fleißig werden die großen, mit Paketen voll beladenden Rollcontainer in die Halle geschoben und die Pakete auf die Container für die jeweiligen Bezirke verteilt. Etwas mehr Sortierarbeit ist bei den Briefsendungen gefragt. „Fast alle sortieren die Briefe aus dem Kopf“, lacht Micino. Blitzschnell, routiniert, so wie bei „und täglich grüßt das Murmeltier“ eben.

Wofür manche Minuten brauchen würden, brauchen die Mitarbeiter nur Millisekunden: Blitzschnell werden die Briefe sortiert.

„Die Zusteller wissen genau was zu tun ist, egal ob das Gebäude rechteckig, dreieckig oder rund ist. Alles was sie brauchen sind ihre Arbeitsmaterialien“, erklärt Micino. Dank diesem Können, dieser Routine, war es auch möglich, dass der Postbetrieb nur zwei Tage nach dem Brand des Zustellstützpunktes am BGS-Gelände Mitte November wieder so schnell aufgenommen werden konnte. „Am Samstag, zwei Tage nach dem Brand, wurden bereits die Pakete und Teile der Briefpost zugestellt. Sonntag waren wir wieder komplett rückstandsfrei“, erzählt der Leiter und findet viel Lob für seine Mitarbeiter: „Sie haben das überragend gemacht“.

Die Tage nach dem Brand

Körperlich und geistig waren die ersten Tage nach dem Brand für alle sehr anstrengend. „Kriegen wir alles hin?“, „Finden wir eine Immobilie?“, „Bekommen wir die Zustellung gesichert?“ – viele Fragen schwirrten in den Köpfen aller Betroffenen. Bereits einem Tag nach dem Brand fand man mit dem ehemaligen Hafu einen neuen Standort. „Von da an ging es wieder bergauf“, lächelt Micino.

Musste man anfangs noch an Kirmes-Tischen arbeiten, konnte schnell das nötige Inventar wieder zusammengestellt werden. „Fast alles war verbrannt und das was von den Flammen verschont wurde, war mit Giftstoffen angereichert und damit unbrauchbar“, erzählt er. Und da man so etwas wie Zustellspinde natürlich nicht in Massen auf Vorrat hat, musste schnell Ersatz her – und der kam zügig. „Andere Niederlassungen haben uns unterstützt, damit wir den Betrieb so schnell wie möglich wieder aufnehmen können“, erzählt er sichtlich dankbar.

Auf den ersten Blick wirkt es so, als würde hier das Chaos regieren. Doch das Gegenteil ist der Fall: alles hat seine Ordnung, die Mitarbeiter wissen genau, wo was hin muss.

Nach seinem aktuellen Wissensstand soll das Gebäude in der Konrad-Adenauer-Straße  wieder auf Vordermann gebracht werden. „Ich gehe davon aus, dass wir dann wieder rein können, es ist ja auch zu unseren Zwecken gebaut worden“, sagt Micino. „Solange bleiben wir aber hier. Der einzige Umzug den wir überhaupt noch machen werden, ist in die alte Immobilie“, lacht er.

Langsam wird es im inneren des Stützpunktes ruhiger, die Zustellspinde sind bereits leer. Die Briefe haben schon ihren Weg in die Autos gefunden, jetzt gilt es noch die Pakete einzuladen. Aber auch hier ist schon der Großteil bereits verstaut. Doch dann kommt Nachschub. Ein großer gelber LKW aus dem DHL-Paketzentrum in Staufenberg kommt langsam angefahren, vollgepackt mit weiteren Paketen, die alle noch an diesem Dienstag zugestellt werden müssen. Für die stillen Helden der Weihnachtszeit gibt es also vor Heiligabend noch einiges zu tun, ehe nach der kurzen Feiertags-Pause die Arbeit von vorne beginnt – dieses Mal mit der Rücksendung ungewollter Weihnachtsgeschenke.

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