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450 Helfer und rund 50.000 Stunden Arbeit - Sommerinterview mit der DRK-Kreisbereitschaftsleitung„Es gibt Dienste, die wir nicht mehr besetzen können“

ALSFELD (ol). 50.000 Stunden von rund 450 Helfern in diesem Jahr: Zum traditionellen Sommerinterview hat die Kreisbereitschaftsleitung des Deutschen Roten Kreuzes am Dienstag eingeladen. Im halbjährlichen Resümee zogen Ulf Immo Bovensmann und Andreas Fischer schon jetzt eine beindruckende Bilanz für die Ehrenamtlichen in den neun Bereitschaften und dreizehn Ortsvereinen.

Von ihnen wird auch der erste Betreuungszug und der zweite Sanitätszug des Vogelsbergkreises gestellt, darin enthalten sind jeweils zwei Schnelleinsatzgruppen die bei größeren Unglücken mit vielen Betroffenen zum Einsatz kommen. Fast 50.000 Stunden wurden von den rund 450 Helfern in diesem Jahr schon geleistet, doch die Zahl der Aktiven im DRK nimmt weiter ab. „Früher hatten unsere Helfer eine hohe Flexibilität, heute ist der Beruf wichtiger und es gibt ein verändertes Freizeitverhalten“, sagte Ulf Immo Bovensmann.

Ausrichtung Sanitätsdienst keine Selbstverständlichkeit

Dies wirke sich besonders auf die sogenannten Sanitätsdienste aus, von denen bisher etwa sechzig geleistet wurden. „Es gibt Dienste, die wir nicht mehr besetzen können“, so der Kreisbereitschaftsleiter. Aus seiner Sicht sind hohe Anforderungen und fehlendes Personal ursächlich, dass die Ausrichtung eines Sanitätsdienstes nicht mehr zur Selbstverständlichkeit gehört. Die bisherigen Dienste liefen aus Sicht von Andreas Fischer relativ ruhig, abgesehen von zwei Extremen. So wurden im Juni an einem Wochenende insgesamt elf Sanitätsdienst gestellt und am Faschingsumzug in Mücke wurden an einem einzigen Tag 450 ehrenamtliche Stunden geleistet. Zwei besondere Sanitätsdienste stehen in den nächsten Wochen an, so wird von den DRK-Helfern aus der Region Alsfeld die steinexpo bei Homberg (Ohm) und die Weltmeisterschaft der Polizei- und Militärschützen abgesichert. „Viele unserer Ehrenamtlichen nehmen sich dafür extra Urlaub oder werden sogar von ihren Arbeitgebern für ihr Ehrenamt freigestellt“, hob Fischer hervor.

Kreisbereitschaftsleiter Ulf Immo Bovensmann (links) und sein Stellvertreter Andreas Fischer. Fotos: privat

Bei einem halben Dutzend Einsätze waren die Bereitschaften des DRKs im Vogelsbergkreis gefragt, meistens in Ergänzung zu Feuerwehreinsätzen. So kamen die Helfer auch bei dem Brand einer Flüchtlingsunterkunft in Schlitz zum Einsatz. Besonders gut laufe die Zusammenarbeit zwischen der Homberger Bereitschaft des Deutschen Roten Kreuzes und der dortigen Freiwilligen Feuerwehr. „Bei bestimmten Alarmstichworten werden die Rotkreuzhelfer automatisch mit der Feuerwehr alarmiert“, so die Kreisbereitschaftsleiter. Aus ihrer Sicht erhöht das die Sicherheit für die freiwilligen Feuerwehrleute und sorgt für eine bessere Versorgung von Verletzten. Bei der Schlammlawine in Ober-Ofleiden verpflegte die Bereitschaft die Einsatzkräfte.

Leicht steigende Zahl bei Erstspendern

Für den Blutspendedienst wurden rund 2.500 Stunden von den Ehrenamtlichen geleistet, doch auch hier merkt das DRK einen Rückgang. Die Spendenbereitschaft sinke und mit ihr auch die angebotenen Termine und Orte. Rund 2.000 Menschen konnten bei 20 Terminen an zehn Orten zum Aderlass motiviert werden. Erfreulich zeigten sich die Kreisbereitschaftsleiter über eine leicht steigende Anzahl bei den Erstspendern. Zur Entlastung der Ehrenamtlichen und zur Aufrechterhaltung des Services schloss sich in der Gemeinde Mücke eine Kooperation, so wechseln sich die Bereitschaften Atzenhain und Mücke jetzt bei der Ausrichtung der Blutspende in der Örtlichkeit ab. „Pro Termin konnten im Durchschnitt 86 Spender gezählt werden“, unterstrich Bovensmann zum Kooperationserfolg. Fast kein Thema mehr ist die Flüchtlingshilfe für die Bereitschaften des DRKs, lediglich bei der Kleiderkammer in Merlau ist das Engagement noch nötig.

Für den Bereich der Ausbildung hoben Bovensmann und Fischer eine engere Zusammenarbeit mit dem DRK Kreisverband Marburg/Gießen hervor, so werden dort bereits Lehrgänge absolviert. Bei mehreren Übungen trainierten die DRK-Einsatzkräfte ihre Schlagkraft, besonders hervorgehoben wurde die Großübung in der Gemeinde Mücke. Alle verfügbaren Einheiten des DRK-Kreisverbandes waren vor Ort, darunter drei Ärzte. „Die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Gemeindebrandinspektor Martin Schlosser klappt einfach hervorragend“, sagten die Kreisbereitschaftsleiter. Aus ihrer Sicht ist es ein werdender Trend, dass sich die Ehrenamtlichen verschiedener Behörden und Organisationen annähern.

Keine Sommerpause für Kreisbereitschaftsleitung

Dahingehend zeigten sich die Kreisbereitschaftsleiter erfreut, dass nun alle Helfer im Katastrophenschutz die Möglichkeit für die Gewährung von Anerkennungsprämien zugesprochen wurde. Wie bei den freiwilligen Feuerwehrleuten will das Land Hessen nun auch an DRK-Helfer Prämien für 10- bis 40-jährigen aktiven Dienst im Katastrophenschutz verleihen. Zur Einführung sollen auch Helfer berücksichtigt werden, die bereits mehr als vierzig Jahre aktiv sind. „Wir freuen uns über die Wertschätzung und dass nun alle Helfer auf die gleiche Stufe gebracht werden“, so Bovensmann und Fischer. Im Hinblick auf die Zusammenlegung der Rettungsdienste aus den Landkreisen Vogelsberg, Gießen und Marburg-Biedenkopf sahen die Kreisbereitschaftsleiter keine negativen Auswirkungen auf die Arbeit der Ehrenamtlichen.

Kreisgeschäftsführer Manfred Hasemann (Mitte) schaute in diesem Jahr den Kreisbereitschaftsleitern Ulf Immo Bovensmann (links) und Andreas Fischer (rechts) über die Schultern.

Zur technischen Ausstattung teilte die Kreisbereitschaftsleitung mit, dass unter anderem in der Gemeinde Gemünden (Felda) am Standort Ehringshausen die Unterkunft modernisiert wird. Zwei neue Garagen entstehen dort, in denen auch Einheiten des ersten Betreuungszuges des Vogelsbergkreises untergebracht werden. „Ein sehr reger und sehr aktiver Ortsverein“, stellten die Kreisbereitschaftsleiter fest. In der neuen Seniorenresidenz am Storchennest in Alsfeld wird ein Lehrsaal für die Ehrenamtlichen entstehen, teilte Kreisgeschäftsführer Manfred Hasemann zum Sommerinterview mit. Im Katastrophenschutzzentrum an der Au in Alsfeld laufen zudem Renovierungsarbeiten, um die Unterbringung von Einsatzfahrzeugen und Hilfsgeräten zu verbessern.

„Im Vogelsbergkreis werden aber auch Feldbetten, Zelte und Nahrungsmittel dezentral gelagert, um im Notfall über einen längeren Zeitraum zu helfen“, so die Kreisbereitschaftsleiter. Ihr Fazit nach mehrstündigem Interview: „Eine Sommerpause hat sich für die Kreisbereitschaftsleitung wie in den Jahren zuvor nicht ergeben“.

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