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Förderverein ermöglicht hessenweites Alleinstellungsmerkmal in der ProktologieGroße Kliniken schicken Patienten nach Alsfeld

ALSFELD (ol). Es ist eher ungewöhnlich, dass große Kliniken Patienten zur Diagnostik ins Alsfelder Kreiskrankenhaus überweisen. In letzter Zeit kommt dies allerdings häufiger vor. Der Grund: Die Abteilung von Dr. Steffen Lancee, die Sektion der Proktologie, hat ein neues Untersuchungsverfahren zur Diagnostik von Darm- und Schließmuskelproblemen und damit ein Alleinstellungsmerkmal in der Region, denn das nächste Gerät steht erst wieder in Mainz.

Die sogenannte „3D-Anorektal-Manometrie“ kann man mithilfe dieses neu angeschafften Diagnostikinstrumentes durchführen, berichtet das Kreiskrankenhaus. Angebracht ist diese Untersuchung, wenn man unter Stuhlinkontinenz oder im Gegenteil – permanenter Verstopfung – leidet. Anhand einer spezielle Meßsonde, kann sich seit Beginn des Monats Dr. Lancee jeden Millimeter des Enddarmes anschauen, in 3 D darstellen und die sogenannten Druckverhältnisse im Darm testen. Letztes bedeutet beispielsweise, das provokativ herausgefunden wird, ab welcher Druckstärke der Stuhlreflex ausgelöst wird – oder eben nicht.

Ursache für Inkontinenz können Schließmuskelfehlfunktionen durch Nervenprobleme, Geburtsverletzung, Gewebeschwäche oder aber auch – dies kommt bei Männern nach Prostatakrebs häufig vor – durch Bestrahlungsschäden sein.

Spenden ermöglichen medizinisches Alleinstellungsmerkmal

Die Anschaffung der hochauflösenden Meßsonde für den Afterbereich hat der Förderverein „Freunde und Förderer des Kreiskrankenhauses Alsfeld“ möglich gemacht. Mit Hilfe von Spenden konnte der Verein die Meßsonde für rund 16.000 Euro kaufen und damit die Allgemein- und Gefäßchirurgie des Alsfelder Hauses, in der die Proktologie angesiedelt ist, qualitativ aufwerten und sogar „ein ausgezeichnetes Alleinstellungsmerkmal in der Kliniklandschaft“ schaffen.

Glücklich und stolz sind der Vorstand des Krankenhaus-Fördervereins, Chefarzt Dr. Steffen Lancee und Schwester Bianca über die Spende des neuen Diagnostikgerätes und neue Möglichkeiten in der Proktologie. Bild: kiri

„Wir wissen, dass Inkontinenz ein großes Problem ist und das viele Betroffene sich schämen, deshalb nicht zum Arzt gehen und so darunter leiden, dass sie sich auch sozial isolieren“, erklärt der Vorstand des Fördervereins, an dem Tag vertreten durch den ersten Vorsitzenden Friedhelm Kalbhenn, sowie den Vorstandskollegen Dr. Erich Heinz, Eckhard Hermann und Ulrich Grosse.

„Aufgrund der hohen Scham, haben wir unsere proktologische Sprechstunde auch in die allgemeinchirurgische Sprechstunde integriert“, erläutert Dr. Lancee vorausschauend. „So weiß im Wartezimmer niemand, weshalb der Patient das ist – es kann wegen Gallenbeschwerden, Krampfaderleiden, verkalkten Halsschlagadern, Schilddrüsenproblemen oder eben auch Enddarm-Funktionsstörungen sein.“

Effektiv handeln und behandeln

Der Chefarzt zeigte sich glücklich darüber, dass er diese Untersuchung jetzt auch anbieten kann. Schon bei der Anschaffung der hochauflösenden Ösophagus-Manometrie im vergangenen Jahr hat er darauf hingewiesen, wie wichtig eine genaue Untersuchung und Diagnostik ist, um verschiedene Behandlungsoptionen nutzen zu können. „Nur, wenn man genau weiß, was die Ursache des Problems ist, kann man effektiv handeln und behandeln.“

Die Ösophagus-Manometrie ist die hochauflösende Untersuchung der Speiseröhre, bei der die Beweglichkeit der Speiseröhre untersucht wird oder eine Diagnostik der Reflux-Erkrankung erfolgt. Schon damals hatte das Krankenhaus den Computerturm gekauft, der – mithilfe vom Arzt und eigens geschulten Pflegepersonal – die Diagnostik aufzeichnen und auswerten kann. Daher war jetzt nur die Anschaffung der neuen Meßsonde notwendig, um eine weiteres als bedeutsam geltendes Diagnostikverfahren ins Portfolio des Alsfelder Krankenhauses aufnehmen zu können.

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