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Bea’s Bücherwelt: Wer Bücher liebt, liest mit Herz & VerstandDer Tod, der liebe Gott und ein Einhorn

ALSFELD (bk). Wenn der Tod, die Sense gegen einen Kescher tauscht, der liebe Gott einen Autor zum neuen Messias bestimmt und der Weltuntergang bei Kaffee und Kuchen verhandelt wird, dann kann nur einer seine Finger im Spiel haben. Richtig! Sebastian Niedlich. Diesmal werfen wir einen intensiven Blick auf den Comedy Autor schlecht hin und fragen nach, wie es sich so lebt, wenn man den Tod und die Religion auf die Schippe nimmt.


Sebastian Niedlich ist sicherlich vielen ein Begriff. Spätestens seit seinem 1. Platz beim LovelyBooks Leserpreis 2016 in der Kategorie Bester Buchtitel. Bei ihm treffen Humor, klasse Charaktere und flüssiger Schreibstil aufeinander.

Das Interview mit dem überaus sympathischen Autor war so ergiebig, dass ich gar nicht so viele Worte vorab machen möchte und gehe nun nahtlos über zum Interview.

Der Comedy Autor schlecht hin: Sebastian Niedlich Foto: Kathleen Friedrich

Interview mit Sebastian Niedlich

Oberhessen-live: Hi Sebastian, magst Du Dich unseren Lesern kurz vorstellen?

Hallo, mein Name ist Sebastian Niedlich, ich bin 41 Jahre alt und gelte somit fast noch als junger Schriftsteller. Und wehe jetzt behauptet einer was anderes.

Nein, definitiv noch jung! Wie bist Du zur Schriftstellerei gekommen?

Eigentlich habe ich mich schon immer für Storys interessiert und hatte bereits als Kind eine blühende Fantasie. Zur Schriftstellerei bin ich allerdings nach einem Umweg über das Drehbuchschreiben gekommen, was ich wiederum nur probiert habe, weil ich einen Film gesehen habe, bei dem ich dachte: Mensch, das kannst Du vielleicht auch.

Also sozusagen schon von Kindheit an. Cool und kannst Du davon leben, das heißt, machst du es Hauptberuflich?

Momentan mache ich das hauptberuflich. Was im Grunde nur heißt, dass ich letztes Jahr von meinem alten Beruf die Schnauze voll hatte und dachte „Scheiß drauf“. Darf ich hier „Scheiß drauf“ sagen?

Ausnahmsweise, weil Du es bist!

Obwohl das momentan mein Hauptberuf ist und ich einen ziemlich erfolgreichen Roman geschrieben habe, muss ich aber mal sehen, ob das auch auf Dauer so bleiben kann. Die goldenen Wasserhähne bezahlen sich ja nicht von allein.

Soso, lieber Themenwechsel *hust* Thanatos, ein Schmetterlings einsammelnder Tod, wie kamst Du auf diese Idee?

Ich bin schon seit meiner Jugend ein Fan von Mythen, Sagen und dergleichen. Insofern fand ich auch schon immer die Figur des Sensenmannes interessant. Die Idee den Tod mit einem Kescher auszurüsten und ihn Schmetterlinge fangen zu lassen, stammt aber streng genommen gar nicht von mir.

Vor Jahren habe ich mal ein Drehbuch geschrieben, in dem es um die Urlaubsvertretung vom Tod ging. Dieser hatte allerdings eine Sense. Bei einer Besprechung in einer Produktionsfirma kam eine Produzentin auf die Idee, ob der nicht auch was anderes haben könnte. So entstand die Sache mit dem Kescher. Die Idee war für das Drehbuch damals nicht zu gebrauchen, aber losgelassen hat sie mich nicht mehr. Und so entstand plötzlich Thanatos.

Find ich grandios und viel liebenswerter als die kalte Sense! Aber ein humorvoller Umgang mit dem Tod und der Bibel hast Du da auch mit Kritik von kirchlichen Vertretern zu kämpfen oder wie ist die Resonanz?

Also bis jetzt hat sich der Papst nicht bei mir beschwert. Auch ansonsten hält sich die Kritik in Grenzen. Sicher gibt es mal die eine oder andere Rezension, in der recht deutlich wird, dass der Rezensent sehr religiös ist und sich auf den Schlips getreten fühlt. Aber da zucke ich meistens nur mit der Schulter.

„Der Tod …“ hat da auch weniger mit zu kämpfen als mein zweites Buch, dass deutlich mehr Religionskritik ist. Aber auch da stelle ich ja niemanden bloß. Wenn sich da irgendwer drüber aufregt, dann sind das auch eher die Humorlosen.

Wohl wahr! Denn ein nur unter Pseudonym bekannter Autor, kurz Jonas, wird zum neuen Messias … Ist das auch als teilverarsche auf die heutige Situation zu sehen, wo Prediger ja scheinbar aus dem Boden zu wachsen scheinen?

Spenden Sie 500 Euro und Sie werden errettet! Der Gedanke war natürlich schon damit Kritik an den Leuten zu üben, die mit ihrer merkwürdigen Auslage der Bibel, des Korans oder sonstigen geistlichen Büchern anderen den Kopf verdrehen. Natürlich kritisiere ich auch die Religionen an sich ein wenig, denn im Grunde ist das alles wie ein Zirkus, in der gerne die Hauptinhalte (Liebe, Toleranz usw.) vernachlässigt werden. Jonas kann das Ganze ja recht simpel zusammenfassen: „Sei kein Arschloch!“ Im Grunde ist damit alles gesagt. Fernsehprediger scheinen mir nicht nach diesem Grundsatz zu leben.

Sei kein Arschloch!aus: Und Gott sprach es werde Jonas

Oh ja, damit ist wirklich alles gesagt. Dennoch, die heiligen drei Könige auf Sebastian Niedlich Art. Wie tief ging da Deine Recherche? Ist ja schon zu sehen, dass Du in der Materie drin bist!

Ironischerweise bin ich weder religiös noch habe ich die Bibel jemals wirklich von vorn bis hinten gelesen. Ich habe es probiert, aber nach gefühlten fünfhundert Seiten Abstammungsgeschichte hatte ich erst mal genug.

Aber, ja, ich habe natürlich recherchiert, um mir beispielsweise ein Bild von Jerusalem zur damaligen Zeit machen zu können. Und mir war zwar aus der Grundschule noch die grobe Story der drei Weisen bekannt, aber bis ins letzte Detail dann doch nicht mehr.

Und wie ist die Zusammenarbeit mit dem Verlag? Kommt es da auch mal zu künstlerischen Differenzen, oder darfst Du alles so schreiben, wie Du es möchtest?

Die Frage amüsiert mich, weil ich gerade in der Überarbeitung für mein drittes Buch stecke und es doch einige unterschiedliche Sichtweisen von mir und dem Verlag in Hinblick darauf gibt.

Ich bin mit der Zusammenarbeit zwischen dem Verlag und mir eigentlich sehr zufrieden. Es ist ohnehin immer gut jemanden zu haben, der einem Feedback gibt. Als Autor sitzt man ja zunächst erst einmal in seinem Elfenbeinturm und es fehlt die Sicht von anderen darauf. Da ist Kritik angebracht und hilfreich.

Ah, also ein sehr aktuelles Thema. Ist Dir denn einer Deiner Buchcharaktere besonders ans Herz gewachsen?

Natürlich mag ich alle meine Charaktere auf ihre eigene Art, wobei einige davon natürlich wesentlich weniger sympathisch als andere sind. Aber ich glaube der Charakter, der sich am meisten entwickelt hat und mich dadurch auch am meisten überrascht hat, ist der Bodyguard aus meinem zweiten Roman „Und Gott sprach: Es werde Jonas“. Dmitri war von Anfang an eher als Stereotyp angelegt und für die Komik etwas überzeichnet. Aber beim Schreiben ist dann auf einmal etwas ganz anderes aus ihm geworden. Tatsächlich ist er von einem kleinen Seitengag zu einer der wichtigsten Figuren darin gewachsen. Ich liebe das.

Das stimmt. Er bleibt auch sehr gut in Erinnerung. Neben dem Sammelband der Kurzgeschichten, stehen denn für dieses Jahr noch weitere Veröffentlichungen an?

Der Sammelband mit den Kurzgeschichten kommt im April, glaube ich. (Anm. der Redaktion: Ist am 1. April erschienen) Mein drittes Buch, das, was ich gerade noch überarbeite, soll im Oktober als Print und Ebook erscheinen.

Irgendetwas, was du unseren Lesern zum Abschluss noch mit auf den Weg geben möchtest?

Vielen Dank für das schöne Interview!
Was ich den Lesern noch mitgeben könnte? Hm…
Esst immer euren Teller leer, dann seid ihr bald zwei Zentner schwer!
Nee, nicht wirklich inspirierend. Vielleicht zitiere ich Jonas… Macht’s gut und seid kein Arschloch!

Gewinnspiel

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Wir wünschen allen Teilnehmern viel Glück!

Das Gewinnspiel endet am Donnerstag, 13. April 2017 um 23.59 Uhr.

Die Gewinner werden am Freitag, 14. April 2017 per Los gezogen und benachrichtigt. Gewinnspielteilnahme ab 18 Jahren.

Zu gewinnen gibt es zwei Mal ein Exemplar von Sebastians neuem Werk „Am Ende der Welt gibt es Kaffee und Kuchen“ welche vom Schwarzkopf&Schwarzkopf Verlag extra dafür zur Verfügung gestellt wurden. Der Gewinn ist ausschließlich per ABHOLUNG in der Zentrale von Oberhessen-live.de – Ludwigsplatz 1, 36304 Alsfeld – zu erhalten. (ACHTUNG! Neue Adresse!!!)

Zwei glückliche Gewinner dürfen sich je über ein Exemplar dieses Buches freuen. Foto: le

Facebook hat mit dem Gewinnspiel nichts zu tun und steht in keinerlei Zusammenhang.

Gewinnspiel Disclaimer / Teilnahmebedingungen

 

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