Politik1

Eine Nachtschicht in der Bäckerei Karl in Storndorf – Der Landrat will „mittendrin“ direkte Erfahrungen sammelnLandrat Görig: „Die Arbeit des Handwerks wertschätzen“

STORNDORF (ol). Im Verlaufe dieser Woche möchte Landrat Manfred Görig (SPD) bei der Bäckerei Karl in Storndorf in Erfahrung bringen, was es heißt, Nacht für Nacht die Versorgung mit Brot und Backwaren sicherzustellen.

Dazu werde er den Betrieb nicht nur besuchen, sondern eine ganze Nachtschicht als „Helfer“ mitarbeiten, teilt die Kreispressestelle mit. Der Landrat wolle vor Ort Erfahrungen sammeln, neue Erkenntnisse gewinnen und den Blickwinkel öffnen für wichtige Erkenntnisse. Das könne für die tägliche Politik nur eine Bereicherung sein. „Gleichzeitig möchte ich zum Ausdruck bringen, wie sehr ich die Arbeit des Handwerks ganz allgemein in unserem Heimlandkreis wertschätze“, so Görig.

Er wolle nicht nur in Erfahrung bringen, wie die Abläufe im Betrieb sind und was der Chef denkt, entscheidet und anordnet, erklärte der Landrat. Er möchte „mittendrin“ mitarbeiten, um besser verstehen zu können, wie es den Arbeitnehmern am Arbeitsplatz geht.

Das Handwerk sei im Vogelsbergkreis ein wesentlicher Wirtschaftssektor. In den 1506 Handwerksbetrieben seien 7155 Mitarbeiter tätig. „Eine stolze Zahl“, so Görig. 501 Auszubildende seien mit Stichtag 31. Dezember 2016 im Handwerk dabei, „sich auf den Weg in eine stabile Zukunft zu machen“, berichtete der Landrat. Allgemein gelte im Vogelsbergkreis: Hier gibt es sehr viele sehr kleine aber sehr stabile Unternehmen. Das gelte für die Handwerksbetriebe in besonderem Maße. Die meisten Unternehmen im Landkreis haben deutlich unter zehn Beschäftigte, erläuterte Görig. Aber das sei kein Nachteil, „sondern es ist genau der Vorteil“. Denn die Beschäftigten fühlten eine hohe Bindung zu „ihrem“ Betrieb, sie seien zuverlässig, gut ausgebildet und flexibel. Und diese Zuverlässigkeit sei auch ein Garant für hohe Arbeitsplatz-Stabilität und ein Schutz gegen Arbeitslosigkeit.

Um eine Sache mache sich Görig im Einklang mit den Vertretern aller Innungen Sorgen: die Nachwuchsgewinnung. Daher möchte er herausfinden, was im Einzelnen unternommen wird und werden könnte, damit genügend Azubis die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit des Handwerks erkennen und ihre Chance ergreifen. Außerdem komme es ihm darauf an, „niemanden zurückzulassen“. Jeder und jede müsse eine Chance bekommen – wenn nötig eine Zeitlang auch mit einer Unterstützung, damit Jugendliche mit schlechten Start-Chancen in den Betrieben „erst einmal Fuß fassen können“.

Denn eine Region mit Zukunft – das bedeute für ihn: „Wirtschaftskraft und sozialen Zusammenhalt gleichzeitig nach vorne bringen“. Niedrige Arbeitslosigkeit, mehr Beschäftigung in allen Branchen, mehr Produktivität, wachsende moderne Firmen, vermehrte Firmenansiedlungen, mehr Zuzüge als Wegzüge. Der Vogelsbergkreis sei ein erstklassiger Wohn- und Arbeitsstandort, stellte Görig heraus.

Neben den harten wirtschaftlichen Fakten gehe es dem Landrat auch um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, um den sozialen Aspekt. Gerade was das Gerechtigkeitsempfinden der Arbeitnehmer angehe, reiche es dem Landrat nicht aus,  „in Gutachten von Sorgen oder gar Abstiegsängsten der Menschen zu lesen“. Ich wolle „mittendrin“ mitbekommen, was es heißt, Tag für Tag teils unter schwierigen Bedingungen – Nachtschicht, Zeitdruck, Erwartungsdruck, Vereinbarkeit von Familie und Beruf – den Alltag zu meistern.

Ein Gedanke zu “Landrat Görig: „Die Arbeit des Handwerks wertschätzen“

  1. Um wirklich realistische Eindrücke aus dem Arbeitsleben sammeln zu können, reicht aber verständlicherweise 1 Nacht in 1 Betrieb absolut nicht aus!

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren