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Gemeinsam für die Naturschutz im VogelsbergkreisNeues aus dem Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg

VOGELSBERGKREIS (ol). Zur Jahreshauptversammlung des Trägervereins des Naturschutzgroßprojektes „Natur und Lebensraum Vogelsberg e.V.“ auf dem Hoherodskopf waren nicht nur Mitglieder, sondern auch viele interessierte Gäste gekommen.

Angekündigt waren für diesen Abend neben den turnusmäßigen Neuwahlen des Vorstandes zusätzlich Informationen über die in 2016 durchgeführten Maßnahmen sowie für die Zukunft geplante Umsetzungen. Zudem sollte ein interessanter Vortrag „aus erster Hand“ über die Hochmoor-Renaturierung der Breungeshainer Heide gehalten werden. Das geht aus einer Pressemeldung hervor.

Karl-Peter Mütze, der langjährige Vorsitzende und Mitbegründer des Naturschutzgroßprojektes, habe die Anwesenden und Ehrengäste – Amtsleiter, Bürgermeister und Stadträte – willkommen geheißen. Danach seien einige Grußworte gesprochen worden. Den Anfang habe Kurt Wiegel als Mitglied der ersten Stunde gemacht, der noch einmal bekräftigte, dass so ein Projekt nicht ohne die Land- und Forstwirtschaft zu bewältigen wäre. Vizelandrat Dr. Mischak habe an dieser Stelle Karl-Peter Mütze im Namen des Vogelsbergkreises für seinen Einsatz gedankt: „Alles konnte nur so weit gedeihen, weil Sie immer mit Herzblut dabei waren.“

Kurt Wiegel, Mitglied der ersten Stunde, erwähnte die Kooperation mit der Land- und Forstwirtschaft.

Die Grüße der Schottener Bürgermeisterin habe Stadtrat Willi Zinnel ausgerichtet und ließ wissen, dass er sich freue, bei dieser Gelegenheit auch den Ort der Versammlung, den ehemaligen Berggasthof des Vogelsberger Höhenclubs, in seinem neuem Ambiente erleben zu können. Dann habe Andreas Kornmann gemeint, Kreislandwirt und Vorsitzender des Gebietsagrarausschusses, dass sich in diesem Projekt trotz aller anfänglicher Skepsis Natur und Landwirtschaft gut ergänzten und man durch sinnvolle Diskussionen letztendlich zu guten Lösungen fände.

2016: Rückblick auf ein bewegtes Jahr

In seinem nachfolgenden Tätigkeitsüberblick sei Mütze noch einmal kurz auf die Entstehungsgeschichte von 2003 eingegangen und gedachte der Anfänge mit dem damaligen NABU-Kreisverbandsvorsitzenden Walter Kress, der inzwischen verstorben ist. Gemeinsam mit ihm, dem Landtagsabgeordneten Kurt Wiegel, den Behörden und einigen Vogelsberger Landwirten sei 2005 schließlich der Trägerverein gegründet worden, der heute 100 Mitglieder stark sei.

Neben einigen Informationsveranstaltungen für Landwirte und Unternehmer über zu vergebende Arbeiten auf ökologischen Vorrangflächen im Naturschutzgroßprojekt seien im Laufe des Jahres mehrere Vorstandssitzungen abgehalten worden. Hinzu kämen verschiedene Arbeitstreffen zum Thema „Wiesendrusch“ und zur Hochmoor-Renaturierung.

Der öffentlich veranstaltete Bergmähwiesentag im Juni in der Lüderaue bei Grebenhain-Crainfeld sei trotz Dauerregens gut besucht gewesen. Bei dem umfangreichen Programm mit Führungen auf einem beschilderten Rundweg durch die dortige Bergmähwiese seien auch selten gewordene Nutztiere präsentiert worden. Mehrere Tierhalter, Imker und Experten hätten an einzelnen Stationen Informationen gegeben und auf die besonderen Facetten der Kulturlandschaft aufmerksam gemacht.

Daneben sei Heckenpflege mit Großtechnik gezeigt worden, und die Universität Marburg sei mit einem speziellen Arnikaprojekt vor Ort vertreten gewesen. Zusätzlich sei es den Vogelsbergern ein Anliegen gewesen, Walter Kress als dem „Vater des Naturschutzgroßprojektes“ einen Apfelbaum der Sorte „Ingrid Marie“ zu pflanzen.

Auch Vizelandrat Dr. Mischak sprach ein Grußwort.

Regionale Vermarktung

Als großen Erfolg habe Mütze zudem die Kooperation mit der Vermarktungsgemeinschaft für landwirtschaftliche Produkte „Nähe ist gut“ gezählt, bei der sich die Firmen Rewe (Supermärkte), die Licher Privatbrauerei, Hassia Mineralquellen und die Molkerei Schwälbchen in verschiedenen Projekten engagieren würden. Seit 2016 gehöre dazu jetzt der Erhalt der Bergmähwiesen im Vogelsberg.

Laut Satzung sollten dies sein: ein politischer Mandatsträger des Landkreises, drei Vertreter der Landwirtschaft sowie der Naturschutzverbände, dazu je ein Vertreter des Amtes für den ländlichen Raum und der Forstbetriebsgemeinschaften sowie des Landesbetriebes Hessen Forst.

Gewählt wurden für die nächsten drei Jahre der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak, die Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Stefanie Eggers, die beiden Landwirte Christoph Hardt und Volker Lein, der die Versammlung habe wissen lassen, dass er sich persönlich schon immer ganz besonders für die Natur interessiert habe. Der Biologe Dr. Wolfgang Dennhöfer vom BUND wie auch Karl-Heinz Zobich aus dem Vorstand des NABU und Ernst Happel, der vor Jahren den Vogelsberggarten in Ulrichstein ins Leben gerufen hatte, stimmten ihrer Wahl als Vertreter der Naturschutzverbände zu, heißt es in der Pressemeldung.

Weiterhin dabei blieben für die Forstbetriebsgemeinschaften Dr. Berthold Riedesel, Freiherr zu Eisenbach, genau wie Dr. Berndt Ott, der Leiter des Forstamtes in Schotten. Schließlich seo noch der langjährige Schriftführer Joachim Schönfeld in seinem Amt bestätigt worden. Neben Claudia Blum sei noch Landwirt Klaus Löffler als Kassenprüfer hinzugekommen. Und ganz zum Schluss sei die neue Leiterin des Amts für den ländlichen Raum Anja Püchner in den Vorstand gewählt worden, die ab jetzt drei Jahre lang gleichzeitig als Vorsitzende des Vereins „Natur und Lebensraum Vogelsberg“ fungiere.

Zum Abschied von Joachim Schönfeld an Karl-Peter Mütze überreicht: Ein Heukissen der Initiative ‚Nähe ist gut‘.

Es war zu schön, als dass man es vergessen könnte

Kurt Wiegel und Karl-Peter Mütze, der als Leiter des Amtes für den ländlichen Raum im letzten Jahr in Pension gegangen war, hätten beide nach einem Rückblick auf die gemeinsame Arbeit und ihre Mitwirkung am Naturschutzgroßprojekt von Anja Püchner je einen mit regionalen Erzeugnissen gefüllten Tonteller zum Abschied überreicht bekommen. Mütze revanchierte sich mit einem herzlichen Dankeschön und habe versprochen auf jeden Fall wieder zu kommen, wenn man ihn einlade.

Förderung zum Schutz und zur Sicherung des nationalen Naturerbes
Im artenreichen Vogelsberg sei eines der 76 deutschen Naturschutzgroßprojekte angesiedelt. Es erstreckt sich auf einer Gesamtfläche von 92.000 Hektar. Ziel ist es in insgesamt 53 Fördergebieten mit circa 7600 Hektar die Biodiversität zu erhalten und durch Naturschutzmaßnahmen und entsprechend angepasste Nutzung wild lebende Tier- und Pflanzenarten zu schützen.

Von bundesweiter Bedeutung sind im Mittelgebirge Vogelsberg die Buchenmischwälder sowie der außergewöhnliche Gewässerreichtum und die strukturreiche Kulturlandschaft mit ihren einzigartigen Berg- und Mähwiesen. Zukünftig sollen jetzt ebenfalls spezielle Offenland- und Waldlebensräume des Mittelgebirges weiterentwickelt und der Reichtum seltener Tier- und Pflanzenarten dieses Naturraums erhalten werden. Nach der Förderphase wird der Projektträger zusammen mit dem Land Hessen sicherstellen, dass die begonnenen Maßnahmen nachhaltig etabliert werden.

Für die zweite, die momentane Umsetzungsphase wurden knapp zehn Millionen Euro bewilligt – vom Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz (BMUB / BfN) kamen 65 Prozenzt (6,1 Millionen Euro), vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz und Landwirtschaft (HMUKLV) 25 Prozent (2,4 Millionen Euro). Dazu bringt der Verein Natur- und Lebensraum Vogelsberg e. V. als Projektträger mit dem Landkreis Vogelsberg zehn Prozent der Kosten auf.

Ade und Wilkommen: Kurt Wiegel, Anja Püchner und Karl-Peter Mütze

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