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Kolumne "Rike's Report" am Samstag: Mehr Sport und Schokolade - Resümee der Guten Vorsätze„Gut ist der Vorsatz, aber die Erfüllung schwer“…

… wusste schon Goethe. Vierzehn Tage ist das neue Jahr inzwischen jung. Das sind rund 336 Stunden. Oder auch: 20.160 Minuten. Genug Zeit, um schon einmal ein Resümee zu ziehen: Welche der geplanten Vorsätze will ich durchziehen? Und welche streiche ich nach reiflicher Überlegung lieber wieder von der Liste? Zu viel vornehmen will man sich ja auch nicht. Schließlich kann man in den kommenden 351 Tagen noch genug ändern. Und trotzdem: So ein bisschen gehören sie einfach zum Jahreswechsel dazu, die guten alten Vorsätze – egal ob man sie einhält, oder nicht.

Wer kennt das nicht: Kaum neigt sich der Dezember dem Ende zu, geht es rund. Auf Heiligabend und Weihnachten folgt Silvester. Das bedeutet jede Menge Essen und Schlangestehen im Supermarkt für die letzten Raketen und Knallfrösche. Bis er da ist, der letzte Tag des Jahres: Die einen murmeln das 3-2-1 leise in ihr Weinglas, die anderen schreien es sich gegenseitig mit Freunden in die strahlenden Gesichter. Vor allem letzte werden im Laufe des Beisammenseins nur allzu gerne mit der alles entscheidenden Frage konfrontiert, die so manches Mal zu peinlichem Schweigen führt: „Und, was nimmst Du dir so für das neue Jahr vor?“

Wer keine kreativen Ideen hat, rettet sich meist mit den 08/15 Antworten, um nicht total planlos auszusehen – oder über alle Maßen glücklich und zufrieden: Mehr Sport, weniger Süßigkeiten, stressfreie Arbeit, mehr mit Freunden und der Familie unternehmen. Fast für alle Vorhaben hat die Gesellschaft bereits vorgesorgt – ihr ungeschlagener Liebling: fit statt Fett. Zeitschriften locken mit den neusten Diäten zum Jahresbeginn, in den Läden kann man Sportgeräte von A bis Z zu günstigen Preisen mit nach Hause nehmen. Ob Bauch, Beine, Po – der Januar scheint für Speck-Weg-Aktivitäten offensichtlich besonders effektiv zu sein. Wer auf so etwas reinfällt? Ich.

Zu meiner Verteidigung muss ich hinzufügen: Wieder mehr Sport zu machen, steht schon lange auf meiner Agenda. Aber zuerst war da das Abitur, dann ein wohlverdientes Durchatmen, dann fing bereits das Studium an – und ab dem Zeitpunkt war Freizeit ohnehin kein Thema mehr. Dennoch hat mich gerade Letzteres aufgerüttelt: In der Medizin wird man mal auf angenehmere, mal auf sehr verstörende Art und Weise damit konfrontiert, welche Auswirkungen schlechte Ernährung, wenig Bewegung und eine ungesunde Lebensweise haben. Spätestens seit ich erkannt habe, dass sportliche Aktivitäten die Stimmung heben, die Durchblutung des Hirns unterstützen und das Nervenzellenwachstum im Hippocampus fördern ist klar: Was muss das muss! Denn dieser kleine wallnussartige Speicher in meinem Kopf braucht jede Menge Energie. Mit anderen Worten: Ich habe mich im Fitnessstudio angemeldet.

Die ganz schlauen Leser erheben nun den Zeigefinger und sagen: viel zu teuer, nur rausgeworfenes Geld! Geh doch in die Natur, Mädel! Nun, ein durchaus nachvollziehbares und verständliches Argument. Aber: Haben Sie schon einmal probiert bei Kälte durch Schneematsch zu joggen und dabei zu lernen, welches Tier der Parasit Trypanosoma Brucei als Zwischenwirt nutzt, während sie versuchen tiefgefrorenen Kothaufen auszuweichen? Mit Sicherheit nicht. Und da ich mich nur allzu gut kenne, beuge ich eventuellen Ausreden à la „Zu kalt für Sport“ vor, indem ich die ganze Aktion indoor verlege. Und wenn alles gut läuft, kann ich nicht nur meinem Hirn und Gemüt etwas Gutes tun, sondern nebenbei auch dem zeitweise ausgearteten Schokoladenkonsum entgegenwirken.

Sich so ganz und gar gegen die guten alten Vorsätze zu erwehren hat auch in diesem Jahr nicht funktioniert. Foto: fg.

Ich glaube mich zu erinnern, dass dieses Jahr das erste Mal ist, dass ich die Erfüllung meiner Vorsätze ernsthaft in Erwägung ziehe – und sogar noch im gleichen Monat in die Tat umsetze. Von Natur aus entspreche ich eher dem Typ „Du brauchst kein neues Jahr um Dein Leben zu ändern. Ein Montag reicht auch.“ Meine Erfahrung hat mich jedoch leider Gegenteiliges gelehrt: Reicht eben doch nicht. Nur weil eine neue Jahreszeit, eine neue Woche oder ein neuer Tag anfängt, schaffe ich es noch lange nicht gewichtige Störfaktoren aus meinem Alltag zu schmeißen. Jedenfalls nicht immer. Doch wo liegt der Unterschied zwischen dem 1. Tag eines neuen Jahres und allen anderen 365 Tagen zuvor? Fühlt man sich besser? Motivierter? Glücklicher? Ich für meinen Teil muss dies verneinen. Und trotzdem war da etwas. Irgendetwas, das mir gesagt hat: Hier ist ein kleiner Neuanfang, ein Start für all das, was Du auf Deinem Radar bisher ignoriert hast. Das mir gesagt hat: Mehr Reisen wäre toll, mehr Sport sehr sinnvoll, weniger Schokolade ein großer Fehler.

Und so hab auch ich meine kleine Liste mit Vorhaben angefertigt, die nun gut versteckt auf ihren Einsatz wartet. Mit dem entscheidenden Hinweis: Wenn es doch nicht alles klappt, ist das auch egal. Denn vermutlich war bereits die Tatsache sich Gedanken zu machen, der beste Schritt in die richtige Richtung. Und mal ehrlich: Was wäre das Leben ohne den kleinsten Laster? Ohne die winzigste Sünde? Oder auch: ohne Vorhaben, die man ohnehin nie verfolgt? Denn auch wenn einst Oscar Wilde sagte: „Gute Vorsätze sind Schecks, auf eine Bank ausgestellt, bei der man kein Konto hat.“ – hat er damit nur bedingt recht behalten. Doch zumindest stimme ich ihm zu, was die Süßigkeiten betrifft.

 

Allseits gutes Gelingen, wünscht

Ihre Rike

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