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Kolumne "Rike's Report" am Samstag: Wie ein unterschätzter Mann die Welt in Atem hältMy name is Trump, Donald Trump

Auf der Erde leben fast 8 Milliarden Menschen. Manche von ihnen sind reich. Sehr reich. Einige davon haben Macht. Ein paar sind Wirtschaftsbosse, Medienmogule – oder Politiker. Zur Gruppe letzterer darf sich nun auch Donald Trump zählen: Ab Januar ist er der Neue im Weißen Haus. Und das zum Leidwesen vieler Amerikaner. Meine Meinung: „Unterschätze nie einen Menschen, der einen Schritt zurückmacht. Er könnte Anlauf nehmen.“

Erinnern Sie sich, noch was Sie am vergangenen Mittwochmorgen getan haben? Nachdenklich in die Kaffeetasse gestarrt? Eine bessere Idee hatte ich jedenfalls nicht. Denn die Entscheidung stand fest. Es war vorüber: die wochenlangen Diskussionen in den Medien, die verbalen Ausschreitungen in den sozialen Netzwerken, die harten aber herzlichen Statements bedeutender Persönlichkeiten. Schlichtweg: der Wahlkampf. Ein Wahlkampf, der nicht nur die amerikanische Bevölkerung aufwühlte und auf die Barrikaden rief. Ein Wahlkampf, der Individuen quer über den Erdball verteilt zusammenschweißte. Und bei Vielen Einigkeit hervor rief: auf keinen Fall Donald Trump an der Spitze Amerikas! Dieser Traum ist nun vorbei.

Denn so sieht es wenige Tage später aus: Jugendliche demonstrieren vor dem weißen Haus – „Das ist nicht mein Präsident“. Weltweite Organisationen, ausländische Zeitschriften, bekannte und selbst ernannte Stars – auf Facebook, Twitter und Co ist die Überraschung, ja die Entrüstung und Bestürzung über das Ergebnis der Wahl groß. Nicht wenige äußern sich direkt, manche halten sich zurückt, andere entwickeln ein Maß an Ironie und Zynismus, bei dem man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Kurzum: Trump geht um die ganze Welt. Und dennoch bleibt es dabei: Die Wahl ist zu Ende, die Demokratie hat entschieden, irgendwie müssen wir uns damit abfinden und irgendwie werden wir einen Weg finden, damit umzugehen. Denn für die nächsten vier Jahre ist der gute Donald der mächtigste Mann auf der Welt. Und siehe da: Der Wahlkampf mag zwar vorüber sein, doch die Schlacht geht für viele weiter – oder erst jetzt richtig los?

Bild Kolumne Trump

„Oh my God!“ Foto: fg.

Dass für manche mit dem Wahlergebnis eine Welt zusammenbricht, kann ich nachvollziehen. Aber ich würde sagen: Meine lieben Leute – es ist vielleicht noch viel schlimmer, als gedacht. Betrachten wir das Verhalten des kommenden Präsidenten nüchtern: „Ich könnte mitten auf der 5th Avenue stehen und auf jemanden schießen, und ich würde trotzdem keine Wähler verlieren.“ Aha. „Ich brauche kein Geld von irgendeinem. Ich brauche die Lobbyisten nicht. Ich brauche die Spender nicht. Das ist mir egal. Ich bin wirklich reich.“ Herzlichen Glückwunsch. Oder auch sehr nett: seine zahlreichen Aussagen über Frauen. Aber immerhin: Dafür hat er sich entschuldigt.

Wie einige andere vermutlich auch, habe ich aufgrund der medialen Bekanntmachungen auf Donald Trump wie folgt reagiert: Himmel, Herrgott – nein! Ich empfand sein ganzes Auftreten als charakterschwach, als entwürdigend für viele Frauen und Homosexuelle, schlichtweg als unmöglich. Und: Ich konnte mir in keinster Weise vorstellen, dass ein Mann, der von vielen Menschen als „Witzfigur“ gesehen wird, dessen politische Pläne ganze Staaten zur Vorsicht ermahnen ließ, dessen Aussagen für Proteste und weltweiten Aufschrei sorgten – dass ein solcher Mann Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden könnte. Oder sollte. Oder dürfte. Ein Mann, der in aller Öffentlichkeit mit unpassenden und beleidigenden Worten nur so um sich wirft, kein Schamgefühl zu besitzen scheint und sich mehr als Entertainer einer Fernsehshow denn als ernst zu nehmender Politiker gibt. Zusammengefasst: nicht vorstellbar. Dennoch denke ich, dass viele einen Fehler machen. Und dieser Fehler lautet: Unterschätzung.

Wenn man sich den Lebenslauf des Republikaners näher anschaut, fällt auf: Wir haben einen Menschen vor uns, der aus reichem, gut situiertem Hause kommt und zu Beginn der Selbstständigkeit vermutlich mit einem Sack voll Geld beschenkt wurde. Ein Mensch, der studiert ist, der sein Vermögen geschickt gehandhabt und sich nach oben gearbeitet hat. Man muss zugeben: Dieser Mann, egal wie man seine bisherigen Taten beurteilen mag, ist keineswegs ein Dummkopf. Jemand mit seinen Ressourcen, seinen Erfahrungen, seinen Möglichkeiten, hätte der ganzen Welt einen Wahlkampf bieten können, dass uns allen das Hören und Sehen vergeht.

Nun gut – das hat er. Einen unüberlegten, ungeplanten, verwirrenden, von Gefühlsausbrüchen geleiteten Wahlkampf – oder? Tatsächlich ist es so: Das hätte er nicht gemusst. Donald Trump ist ein Mann, der jedwede Chance hat, sich mit politisch versierten Menschen zu umgeben, die seine Reden schreiben und die Menschen dazu bringen könnten, in Massen hinter ihm zu stehen. Doch er hat einen anderen Weg gewählt: Gut durchdacht, wie ich denke. Ein Weg, den man keinesfalls gutheißen und unterstützen sollte, aber von dem man nun sagen muss: Er hat seine Aufgabe erfüllt.

Deshalb möchte ich meinen Gedanken weitergeben: Ich glaube, dass mehr auf uns zukommen wird, als wir bisher dachten. Wir haben einen zukünftigen Präsidenten vor uns, der ganz genau weiß, was er tut. Der keinesfalls unüberlegt handelte – sondern der mit seinem Auftreten, seiner Art, seiner Provokation genau die Menschen erreicht hat, die er erreichen wollte. Und es hat funktioniert. Nun wird eine Zeit auf uns zukommen, deren Auswirkungen wir nur erahnen können. Und gerade deshalb ist es wichtig, sich zu besinnen: Auf das, was die Welt im Innersten zusammenhält. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, was eine Gesellschaft ausmachen sollte: Toleranz und Gleichberechtigung, gegenseitiger Respekt. Eine Gesellschaft, in der wir uns unterstützen, uns Halt geben. Und in der wir nicht den Mut verlieren für jene Ideale zu kämpfen, die ein friedliches Miteinander gewährleisten.

 

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,

Ihre Rike

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