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Am Tag des Denkmals drehte sich im Schloss Homberg alles um das Leinöl - am Freitag zuvor war "Kirchengedöns" angesagt„Kirchengedöns“ trifft auf Leinöl

HOMBERG (ol). Am Tag des offenen Denkmals am vergangenen Sonntag stand im Homberger Schloss alles im Zeichen des Leins: Leinöl für die Fenster, Leinöl für die Pellkartoffeln mit Quark und das herrliche Blau der Leinpflanzen, dem Flachs, dessen Felder man zumindest auf Fotos bewundern konnte.

Für die Schlosspatrioten bot es sich an, ihr Spendenprojekt, die Sanierung der Schlossfenster, unter strengen Denkmalschutzauflagen, dem Publikum zu präsentieren. Was lag da näher, als den weit über die Grenzen gefragten  Fensterrestaurator Johannes Mosler mit seinen Mitarbeitern aufs Schloss zu bitten, um die feine Kunst des originalen mittelalterlichen Fensteranstrichs mit naturbelassener Farbe und das zuvor notwendige  Einkitten des Glases, vorzuführen. Das berichteten die Schlosspatrioten in einer Pressemtteilung.

Den Besuchern sei hier sogar Gelegenheit gegeben worden, selbst die Technik des Kittens auszuprobieren und die Herstellung der Farbe aus eisenoxdhaltigem Lehm zu erleben. Dieser wurde durch eine handbetriebene Granitstein-Presse (Museumsstück) zu einem mit Leinöl versetzten rotbraunen Brei  verarbeitet, der wiederum durch mehrfache Öl-Verdünnung die Farbe ergab, die den schönen neuen Schlossfenstern ihr unverwechselbares Aussehen geben, so die Schlosspatrioten.

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Es durfte selbst Hand angelegt werden.

Die Schlosspatrioten freuten sich, einem größeren Publikum die Mühen ihrer eigenen Arbeit demonstrieren zu können, denn zu Beginn der Fensterrestaurierung führte Mosler einige von ihnen in die Anstrichtechnik ein und seitdem gibt es eine kleine Arbeitsgruppe der Schlosspatrioten, die in mühevoller Kleinarbeit Fensterrahmen und  Fensterflügel (pro Fenster bis zu acht)  mit  einem mehrfachen, sehr dünn aufgetragenen Anstrich versieht.

Um auch den kulinarischen Ansprüchen gerecht zu werden, hätten sich die Schlosspatrioten anlässlich des Motto des Tages: „Leinöl“, auch die dazu passende Speise ausgedacht. Und so gab es zu leckeren, frisch gekochten Pellkartoffeln die klassische Variante: Quark mit Leinöl. Vor den Augen des Publikums wurde der Leinsamen aus dem Jute-Sack in die Ölpresse geschüttet, so dass in einem kleinen Rinnsal das kostbare Öl frisch gepresst dem hungrigen Gast auf die Pellkartoffel lief, berichten die Schlosspatrioten.

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Nicht nur für die Fenster, sondern auch zum Verzehr war das Leinöl bestimmt.

Und wie so oft an sonnigen Sonntagen, sei das Kuchenbuffet mit selbstgebackenem Kuchen übergequollen. Nicht zuletzt der liebevoll angelegte Garten und die immer wieder herrliche Aussicht auf das Ohmtal hätten die Gäste wie auch die Schlosspatrioten aufs Neue verzaubern können, so dass der Elan für neue schöne Veranstaltungen trotz aller Mühen mit Freude erhalten bleibe. Dabei sei vor allem der mittlerweile legendäre „Weihnachtszauber auf dem Schloss“  zu nennen, der am 3. Dezember wieder viele Gäste aus der Region anlocken werde und dessen Vorbereitungen bald wieder auf Hochtouren laufen werden.

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Beate Goßfelder-Michel kündigte am Freitag den Vortrag von Dr. Richhardt an.

Vortrag über „Kirchengedöns“ zur Lutherzeit begeisterte das Publikum

Bereits am Freitagabend hat eine weitere Veranstaltung im Schloss stattgefunden. Als die engagierte Schlosspatriotin Beate Goßfelder-Michel den dritten Vortrag von Dr. Richhardt auf dem Homberger Schloss ankündigte, habe sie in ihrer herzlichen und humorvollen Einführung einen interessanten und zugleich unterhaltsamen Abend versprochen, an dem „Kirchengedöns“ zu Zeiten Luthers im Mittelpunkt stehen sollte.

Die recht zahlreich erschienenen Zuhörer seien am Ende begeistert gewesen. Auch einzelne Fachkollegen seien von weiter her angereist gewesen, um der lebhaft vorgetragenen Rede zu lauschen, die die Einflüsse der Reformationszeit insbesondere unter dem hessischen Landesfürsten Philipp I, dem Großmütigen, zum Inhalt hatte.

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Prall gefüllt war der Raum: Die Besucher wollten Wissenwertes über „Kirchengedöns“ erfahren.

Dieser sah sich von Luther inspiriert und zugleich zur konstruktiven Auseinandersetzung mit ihm berufen. Dr. Richard habe es verstanden, mit sympathisch einfachen Worten,  interessantem Anschauungsmaterial und kleinen Anekdoten auch die unkundigen Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. So habe so mancher am späteren Abend das Schloss mit dem angenehmen Gefühl verlassen, eine Menge über das Wirken dieses ungewöhnlich reformfreudigen Fürsten, zu einer absolutistischen Zeit gelernt zu haben.  Seinen vielfachen reformatorischen Neuerungen vor allem im Sozial- und Bildungs- und Rechtsbereich  hätten wir es zu verdanken, dass unser Land sich so schöpferisch entwickeln konnte und wenn wir heute am alt ehrwürdigen Gebäude der Marburger Universität oder am Philippinum-Gymnasium in Marburg vorbeikommen, dann bekämen sie eine ganz andere Bedeutung, wissend, dass ihre Gründung dem großmütigen Philipp aus dem Jahre 1527 zu verdanken ist.

So könne man sich  auf einen im Frühjahr 2017 geplanten weiteren Vortrag freuen, der anlässlich der im Schloss gezeigten Ausstellung „Luther in Europa“ jetzt schon zu empfehlen sei.

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