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Lauterbachs Stadtparlament tagt am Mittwoch zum letzten Mal im RathausEin etwas festlicher Abschied von dem alten Saal

LAUTERBACH (aep). Wenn am kommenden Mittwoch Lauterbachs Stadtverordnete im Sitzungssaal des Rathauses tagen, dann geht es um den Stadtbus, um Haushaltsthemen und eine Kapitalerhöhung für die Stadtwerke. Und es geht um das Ende einer Jahrzehnte alten Tradition. Denn das ist die letzte Sitzung, die das Parlament der Kreisstadt in jenem Saal abhält – die letzte in einer Reihe von obwohl mehr als 400 Parlamentssitzungen im gleichen Ambiente.

Der Sitzungssaal fällt der Rathaussanierung zum Opfer, die ab dem frühen Herbst stattfinden und das Gebäude auch energetisch modernisieren soll. Teil der Refinanzierung des Millionenprojekts ist die Zusammenfassung von Rathausabteilungen unter den Dach, und so sollen im alten Saal künftig das Touristcenter und das Bürgerbüro unterkommen. Während Lauterbachs Stadtverordnete für Sitzungen künftig in die Aula der Alexander von Humboldt-Schule umziehen.

Wer Bürgermeister Rainer Hans Vollmöller nach dem Alter des Sitzungssaals fragt, der erntet ein wissendes Lächeln. Lauterbachs Rathauschef, der seine berufliche Karriere bis auf neun Jahre, drei Monate und drei Tage – so weiß er sofort – in jenem Verwaltungssitz verbrachte, hat in diesem Holz vertäfelten Saal wahrlich viel erlebt. Und er weiß: So, wie er jetzt zu sehen ist, existiert der Saal seit 1966. Sogar die Stühle seien noch aus der Zeit, erhielten lediglich inzwischen eine neue Polsterung. Nur bei der Zahl der Sitzungen muss er passen. Hochgerechnet, müssten in fast 50 Jahren mehr als 400, vielleicht sogar 500 Parlamentssitzungen dort stattgefunden haben. Und noch eine entsprechende Anzahl Ausschuss-Sitzungen – alles in allem wohl rund 2000 politische Zusammenkünfte. „Das müsste man anhand der Protokolle nachvollziehen.“

Dabei diente dieser Raum in dem 1871 errichteten Rathausgebäude auch schon davor als Sitzungsort des Stadtparlaments, wenngleich in einer kleineren Form: etwa halbiert. Und ganz am Anfang, so lässt sich nachlesen, gab es an der Stelle eine Markthalle, die von dem Vorgängerbauwerk übernommen worden war. Hätten die Lauterbacher das nicht einmal baufällige Haus damals nicht dem Neubau geopfert, hätte Lauterbach heute ein Rathaus sogar aus dem Jahr 1509.

Und deshalb gibt es am kommenden Mittwoch in der Stadtverordnetenversammlung nicht nur Themen zu besprechen, sondern die Kommunalpolitiker wollen sich mit einem kleinen Festakt von dem altehrwürdigen Saal verabschieden.

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