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Lauterbacher Stadtbus läuft aus – Seniorenbeirat schlägt in Ausschüssen Alternative vorDas Bürger-Taxi soll Busverbindungen ersetzen

LAUTERBACH (aep). Geht es nach diesen Ausschüssen, dann bekommt die Stadt Lauterbach demnächst ein sogenanntes Bürger-Taxi, das dem Anrufsammeltaxi nicht unähnlich funktioniert – allerdings nicht zusätzlich zum bestehenden Angebot an Öffentlichem Personenverkehr (ÖPNV), sondern als ein Ersatz für den wegfallenden Stadtbusverkehr. Der steht zur Disposition, seit die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) mit der Stadt einen Vertrag mit einem Zuschuss von 68.000 Euro plant. Dazu zeigten zwei Ausschüsse am Dienstagabend keine Neigung.

Rat holten der Haupt- und Finanzausschuss sowie der Wirtschafts-, Bau- und Planungsausschuss sich in dieser Frage bei Lauterbachs Seniorenbeirat, deren Klientel zu den meisten Nutzern des ÖPNV im Lauterbacher Stadtgebiet zählt – übrigens in der letzten Ausschusssitzung im Sitzungssaal des Rathauses. Die Voraussetzung: Der Vertrag mit der VGO über bestehende Linien läuft aus, ein neuer würde ab dem Fahrplanwechsel im Dezember hohe Zuschüsse für Erweiterungen bereits bestehender VB-Linien erfordern, die diese Funktion erfüllen. 68.000 Euro sieht der von der VGO vorgelegte Vertrag vor.

„Was kann man machen“, fragte dazu in der Sitzung der Seniorenbeiratsvorsitzende Michael Duschka. Ohne diese Transportmittel seien viele immobile Lauterbacher im „südlichen Gürtel“ praktisch abgeschnitten in einem Stadtgebiet, das keine Infrastruktur anbiete. Die älteren Leute fragten sich: „Wenn man nicht mehr mobil ist, ist Lauterbach dann noch lebenswert, oder soll man nach Fulda ziehen?“

Es geht um Grundbedürfnisse, führte Duschka aus: um den Arztbesuch, den Einkauf, den Friedhofsbesuch. „Daran denkt man gar nicht.“ Deshalb habe man sich im Seniorenbeirat bei der Suche nach einer Lösung auch nach einem Modell aus dem Burgenland erkundigt, bei dem bestehende Taxi-Unternehmen mit einbezogen werden. Dort können Einwohner unter einer 0800-er-Nummer ein Taxi vorbestellen, das für wenig Geld vom Haus zum ziel bringt. Als Arbeitspreis für eine Fahrt, bei dem man auch schon bei Lauterbacher Unternehmen nachgefragt habe, würden fünf Euro gehandelt – „aber das ist noch zu verhandeln.“ Denkbar wäre, die Fahrgebiete nach Tarifzonen einzuteilen.

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Beratung über den Bürgerbus: Es war die letzte Sitzung eines Haupt- und Finanzausschusses in diesem Sitzungssaal des Rathauses.

Angenommen, so rechnete der Seniornebeiratsvorsitzende vor, die Stadt würde sich entschließen, 20.000 Euro im Jahr hinzu zu schießen, dann könnte ein Fahrticket nach den bisherigen Erfahrungen mit dem Bus um einen Euro verbilligt werden.

„Wir halten den Denkanstoß für weiter verfolgbar“, erklärte daraufhin der SPD-Fraktionsvorsitzende Berthold Habermehl. Die laufenden Kosten dürften allerdings nicht zu hoch werden, etwa indem für den Ticketverkauf eine zusätzliche Stelle geschaffen werden müsste. Er gab zu bedenken. Der Preis liege immer noch deutlich über dem des ÖPNV. Da sollten die Taxi-Unternehmen doch eine glaubhafte Kalkulation vorlegen.

„Wir sind gezwungen, uns Gedanken zu machen“, signalisierte Dr. Jens Mischak auch seitens der CDU-Fraktion den Willen, die Idee weiter zu verfolgen. Denn 68.000 Euro für die Aufrechterhaltung des Busangebots seien zu viel. „Insgesamt sind da Fragen offen“, schloss er, aber Interesse sei da, das weiter zu verfolgen. „Es scheint eine Möglichkeit zu sein, sich das vorhandene System nutzbar zu machen.“

Ihm gefalle das System gut, so erklärte der Stadtverordnetenvorsteher Lothar Pietsch (CDU), „weil das ein sehr individuelles Angebot ist.“ Seitens der Grünen zeigte auch Daniel Schmidt Interesse, obwohl die Grünen eigentlich den ÖPNV bevorzugten. Dessen Angebot sei in diesem Fall aber „nicht attraktiv“. Bedenken zeigte er wegen hoher Kosten und regte an, dass in jedem Fall die Stadtteile miteinander vernetzt werden sollten – und ein Austausch mit dem System des Anruf-Sammeltaxi sei auch sinnvoll.

Bei der Frage nach einer Empfehlung für die Stadtverordnetenversammlung blieben die Ausschüsse dann aber bewusst vage: Wenn das eine abgelehnt wird und das andere nicht kommt, stünde Lauterbach ganz ohne öffentliche Innenverbindung da. Daher zunächst einfach die Empfehlung. Die Verwaltung möge die Idee des Bürger-Taxis weiter verfolgen. Weitere Entscheidungen sollen später folgen.

Ein Gedanke zu “Das Bürger-Taxi soll Busverbindungen ersetzen

  1. Nur ein kleiner Hinweis: Der Artikel liest sich so, als würde der gesamte ÖPNV eingestellt. Dies ist nicht der Fall. Es geht hier um die Linie 20 Die Linien 21 und 26 bleiben wie bisher bestehen. Nur, um immer wieder kehrende Missverständnisse auszuräumen.

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