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Bahn will in Rimlos und Wallenrod Bahnübergänge schließenLauterbachs Streit um die kurzen Wege

RIMLOS (aep). Diesen Weg kennen nur Eingeweihte: den Feldweg von den Rotwiesen zum Alten-Berg bei Rimlos. Und dennoch ist dieser Weg jetzt Gegenstand einer auch für andere Ortschaften nicht untypischen Auseinandersetzung zwischen der Stadt Lauterbach und der Deutschen Bahn. Es gibt einen Bahnübergang; den möchte die Bahn beseitigen. Das geht nicht, schimpfen Vertreter des Ortes, der örtlichen Landwirtschaft und auch der Verwaltung: Der Weg ist als Verbindung wichtig. Die Bahn beharrt darauf – so wie auch in Wallenrod.

Gleich wegen zweier Bahnübergänge liefert sich die Stadt derzeit eine Auseinandersetzung mit der Deutschen Bahn: zwei Übergänge in den Gemarkungen der beiden Lauterbacher Dörfer – gar nicht weit voneinander entfernt. Beides sind nur Feldwege. Aber, darüber ist man sich einig: Es sind wichtige Feldwege, deren Verlust ein größeres Maß an Umwegen und Gefahren mit sich brächten. Die Bahn sieht das anders: Die mit Anrufschranken gesicherten Übergänge seien überflüssig und technisch überholt – und eine Nachrüstung daher unnötig teuer. In der Nähe gebe es weitere Übergänge.

Eine komplizierte Kreuzung im Ort

Wer den umstrittenen Übergang bei Rimlos sucht, der muss eine komplizierte Kreuzung bewältigen: jenen Punkt, am dem die Ortsdurchfahrt und die Bahnstrecke in spitzem Winkel aufeinander treffen und zugleich auch noch ein Feldweg parallel zu den Gleisen abgeht. Es ist eine unübersichtliche Konstruktion mit Warnlichtern in alle Richtungen und einer engen Kurve. Ein Schild besagt denn auch: Diese Kurve rechts auf den Feldweg dürfen nur Fahrzeuge nehmen, die nicht länger als zehn Meter sind.

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Rechtsabbiegen geht nur eingeschränkt: der unübersichtliche Kreuzungspunkt in Rimlos.

Darin liegt ein Problem, das Rimloser Landwirte bekommen, wenn der Bahnübergang gesperrt wird, erläutert der Ortsvorsteher Wolfgang Beitlich bei einem Ortstermin: Die Alternative zu dem Feldweg führt entweder über die gut befahrene Ortsdurchfahrt oder über einen Weg bei Heblos – Letzterer ist mit einem kilometerlangen Umweg verbunden und überdies mit einer Furt durch das Brenderwasser, was gelegentlich seine eigenen Tücken enthält.

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Funktioniert tadellos: Ortsvorsteher Beitlich hat am Übergang die Anrufschranke betätigt.

Beides seien keine guten Alternativen für die Nutzer des Weges, erklärt der Ortsvorsteher. Das seien einerseits drei Landwirte, die den Feldweg nutzen, um zu ihren Wiesen und Äckern zu kommen und andererseits auch Besucher der Ferienfahrschule für Kutschen am Alten-Berg, die auf dem Weg durch die Gemarkung mit ihren Pferdekutschen die Autostraße meiden. Vor allem aber die Landwirte seien betroffen. Die Alternative durch den Ort sei nämlich keine, sagt er, weil an der Abzweigung nur Gefährte von weniger als zehn Metern Länge abbiegen dürften. „Alles was mit Hänger unterwegs ist, darf da nicht abbiegen.“ Und das sind vor allem in der Erntezeit viele landwirtschaftliche Fahrzeuge. Ohne Bahnübergang wäre mancher Landwirt häufiger von seinem Land abgeschnitten.

Was nicht nur den Ortsvorsteher erbost: Als der Übergang im Ort vor wenigen Jahren in der jetzigen Form mit der Abbiege-Einschränkung konstruiert wurde, habe man den Plänen in Rimlos nur zugestimmt, weil eben jener Feldweg-Übergang in der Nähe eine Alternative bietet. „Jetzt soll der auch weg.“

„Wir lehnen die Schließung kategorisch ab“

Wolfgang Beitlich drückt am Streitpunkt, dem Übergang des Weges, den Knopf der Rufanlage, und nur Sekunden später öffnet sich die Anrufschranke. Funktioniert offenbar tadellos. Auf der anderen Seite warten bereits der Ortslandwirt Robert Weißgerber und Lauterbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller für den Ortstermin. Die drei sind sich einig, dass die Bahn von ihren Schließungsplänen abrücken muss – und wissen sich dabei in der Gesellschaft auch des Kreisbauernverbandes, der in einer Stellungnahme davor warnt. „Wir lehnen die Schließung kategorisch ab“, betont der Bürgermeister. Dass die Übergänge entbehrlich seien, „das ist für uns nicht nachvollziehbar.“ Die schreckhaften Ponys sollten nicht die Ortsdurchfahrt nutzen, erklärt der Ortslandwirt seine Abneigung – und längere, landwirtschaftliche Fahrzeuge: „Die müssten einen weiten Umweg über Lauterbach nehmen“.

Indes: Ein altes Gesetz gibt der Bahn weitgehende Rechte. Die nutzt sie, geht aus einer Stellungnahme hervor, indem sie jetzt die „Auflassung“ der Bahnübergänge in Rimlos und Wallenrod beim Eisenbahnbundesamt in Frankfurt beantragt habe. Der Stadt bleibt erst einmal nur, in dem folgenden Planfestellungverfahren Gründe dagegen zu erläutern: „Da werden wir noch einmal gehört“, erklärt Vollmöller.  Ob die berücksichtigt werden, ist völlig offen. Die Stadt hat noch ein Problem: An Sanierungsmaßnahmen, die die Bahn als notwendig für eine Erhaltung ansieht, müsste sich die Stadt beteiligen. Aber Geld habe man eigentlich nicht, bedauert der Bürgermeister: „Wir sind eine Schutzschirmgemeinde.“

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Der Umweg bei Wallenrod.

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Von der Schließung bedroht: der Bahnübergang bei Rimlos (Pfeil).

 

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