
Mittwochs ist Babyzeit: Sinnesübung und BewegungDie Sportstunde für Mama und Baby
VOGELSBERGKREIS (kiri). „Wie schön, dass du da bist…“ singt der Mama-Chor, die Babys im Arm wiegend. Vor ihnen liegt eine gemeinsame Stunde „Sport“. Doch bevor es richtig los geht, wird eben gesungen, Fingerspiele gespielt und – ganz wichtig – werden die Babys nackt gemacht, damit sie sich frei bewegen und mit allen Sinnen wahrnehmen können. Es ist kuschelig warm im Aktivzentrum – wie künftig jeden Mittwochvormittag, denn ab sofort ist dort mittwochs Babyzeit.
Die Geburtshilfliche Abteilung des Kreiskrankenhauses und das Aktivzentrum der Physikalischen Praxis der Klinik haben gemeinsam zwei neue Angebote ins Kursprogramm aufgenommen, die sich speziell an junge Eltern und ihre Babys richten: „Babys in Bewegung – mit allen Sinnen“ und „PEKiP – das Prager-Eltern-Kind-Programm“.
Die Kinderkrankenschwester Gabriele Krauß und die Hebamme Rita Schmidt haben sich in den letzten Jahren nebenberuflich weitergebildet, um Eltern und deren Kinder früh fördern und unterstützen zu können. Dabei geht es vorwiegend um die Entwicklung der Sinne und Muskulatur, Bewegung und Wahrnehmung der Kleinen, aber auch um die Entwicklung und Festigung einer guten Mutter-Kind- bzw. Vater-Kind-Beziehung.
„Babys in Bewegung“ ist ein Projekt des Deutschen Turnerbundes. Dort hat die Schrecksbächerin Gabriele Krauß auch im vergangenen Jahr ihre Ausbildung absolviert. Die Idee des Programmes ist es, Babys im Alter von drei bis zwölf Monaten über Sinnes- und Bewegungsanregungen sowohl psychosozial als auch geistig zu fördern, aber auch die Muskulatur frühzeitig aufzubauen und zu stärken. Tragen, Greifen, Tasten, Fühlen und Strampeln, Drehen und Streichelmassagen – dies und vieles mehr sind die Inhalte des Projektes. Die Eltern lernen, ihr Babys durch Lieder, Finger- und Schaukelspiele sowie durch Bewegungsanregungen auf schiefen Ebenen, auf selbst gebauten Kletterrutschen und Kletterbergen oder mit Bällen, Schnüren und Luftballons zu sensibilisieren und zu fördern. „Jede Woche setze ich in der Stunde einen anderen Schwerpunkt und baue entsprechend einen Parcours auf“, erläutert die 47-Jährige, die ebenfalls Mutter ist, und schmunzelt: „Eine Stunde widme ich aber auch speziell den Müttern, dann müssen sie Sport machen und sich bewegen – mit den Kindern im Arm als Gewicht.“
Begleitung im ganzen ersten Lebensjahr
Seit vier Wochen bietet Gabriele Krauß in Alsfeld einen solchen Kurs an – mit Erfolg, er ist ausgebucht. Allerdings nur in der „mittleren Klasse“. Sprich: Mütter mit Babys im Alter von sechs bis neun Monaten nehmen momentan das Angebot der Alsfelder Geburtshilfe wahr. Möglich wären auch noch Kurse für Kinder von drei bis sechs oder neun bis zwölf Monaten. Denn das Projekt sieht vor, die Eltern und Kinder im ganzen ersten Lebensjahr zu begleiten.
Die meisten der zehn Mütter, die am aktuellen Kurs mit ihren Babys teilnehmen sind „alte Bekannte“ aus dem „Storchencafé“ der Geburtshilfe. Schon hier haben sie sich kennen gelernt, sich ausgetauscht und gemeinsam die ersten Monate in der neuen Lebenssituation als Mama erlebt. Durch das neue Angebot haben sie eine weitere Möglichkeit, sich zu treffen und gemeinsam aktiv mit ihren kleinen Kindern zu werden. Auch unter den Kindern bahnen sich schon erste Freundschaften an, jetzt, da sie anfangen die Welt zu erkunden, anders wahrzunehmen und aktiver zu werden. Anna-Lena (8 Monate) beispielsweise: Sie hat in der letzten Baby-in-Bewegung-Stunde das erste Mal gekrabbelt. Eine Woche später krabbelte sie zu Beginn der Stunde fröhlich drauf los und zu Carlotta hin, die gerade von ihrer Mama auf der weichen Spielmatte positioniert wurde. Anna-Lena möchte Carlotta begrüßen – wenn auch nur durch einen direkten Stich mit dem Finger ins Auge. Carlotta ist dennoch glücklich. Ihre Mama auch. Und erst die Mama von Anna-Lena – sie platzt vor Stolz über die Fortschritte ihrer kleinen Prinzessin.
Solche Erfolgserlebnisse sind wunderbar, sie gemeinsam mit Gleichgesinnten zu erleben stärkt und gibt Kraft für die auch anstrengende Zeit mit einem Kleinkind. Gabriele Krauß: „Auch das ist Sinn und Zweck einer solchen Gruppe – zu merken, dass die aktuellen Empfindungen von Anstrengung über die totale Erschöpfung bis hin zu unendlich schönen Glücksgefühlen völlig normal sind.“ Hilfreich sind diese gemeinschaftlichen Erfahrungen auch im PEKiP, dem Prager-Eltern-Kind-Programm, dass seit Jahren in der Welt der Mütter einen hohen Stellenwert hat. Hebamme und Soziale Verhaltenswissenschaftlerin Rita Schmidt macht die PEKiP-Ausbildung gerade in Viernheim. Ab 30. April möchte sie hier in Alsfeld mit einem PEKiP-Kurs starten, ebenfalls mittwochs im Aktivzentrum.
Maximal 20 Minuten lang spielen
Die Methodik der Kurse ist ähnlich die des „Babys in Bewegungs“-Kurs, dennoch geht es hierbei noch stärker um ein pädagogischen Gruppenkonzept, das Verständnis von Eltern und Kindern, die Beziehungsstärkung der Familie und die frühen Kontakte der Kinder zu Gleichaltrigen. Auch im PEKiP werden die Familien das erste gemeinsame Jahr unterstützt – allerdings kann dabei die Unterstützung bereits ab der sechsten Woche stattfinden.
„In dem Alter sind die Kinder maximal 20 Minuten lang in der Lage zu spielen“, erzählt die Wartenbergerin, die ebenfalls im Alsfelder Krankenhaus arbeitet. „Dennoch üben wir bereits da schon mit ihnen einen Gegenstand zu fixieren, ihn mit den Augen, später mit Kopfbewegungen zu folgen. Auf Geräusche zu hören, die Reflexe zu trainieren – wie beispielsweise den Greifreflex – und richtige Trageanleitungen gehören zu den ersten Aufgaben der Stunden.
Nähere Informationen unter Telefon 06631-981320.
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