Kulturstammtisch in Homberg zeigt Vielfalt und Zukunftsperspektiven der Vogelsberger KulturszeneEin Abend voll lebendigen, kulturellen Austauschs
HOMBERG OHM (ol). Der Kulturstammtisch des Projekts TraVogelsberg brachte am 27. August zahlreiche Kulturschaffende und Interessierte in Homberg (Ohm) zusammen. Nach einem Kunstspaziergang zu den „Kunsthaltestellen“ der Künstlerin Sandra Jaques folgte ein intensiver Austausch im Schloss, bei dem Netzwerken, Fördermöglichkeiten und neue Ideen im Mittelpunkt standen.
Der Vogelsbergkreis, so einwohnerklein er auch sein mag, im kulturellen Austausch ist er ganz groß. Das war am Kulturstammtisch auf Einladung des Projekts TraVogelsberg am 27. August in Homberg deutlich zu spüren. Der von der Homberger Künstlerin Sandra Jaques geführte Spaziergang zu den von ihr initiierten Kunsthaltestellen brachte gleich zu Beginn Bewegung in die Gruppe, so heißt es in der Pressemitteilung der Kreisverwaltung.
Sechs Orte in Homberg (Ohm) verwandeln sich für jeweils ein halbes Jahr in kleine Kunsträume – offen, kostenlos und rund um die Uhr zugänglich. „Kunst soll raus aus geschlossenen Räumen, mitten ins Leben“, so Jacques. Für die kommende Saison ab November ist sogar noch ein Ausstellungsplatz frei – auch digitale oder musikalische Beiträge sind willkommen. Interessierte können sich unter folgendem Link informieren und bewerben: https://www.dieweltimblick.de/kunsthaltestellen/bewerberfragebogen/.
Inspiriert von der dort gezeigten Kunst, trafen sich die aus dem gesamten Vogelsbergkreis angereisten Gäste danach im Schloss zum lebendigen Austausch. Während draußen ein Spätsommersturm toste, hatten Künstler und Kuratorinnen, Schriftsteller, Musikerinnen, Schlosspatriotinnen, Veranstalter und kulturell Interessierte Gelegenheit sich auszutauschen, sich gegenseitig zu „finden“ und sich zu vernetzen. Gerade für die oft zurückgezogen und alleine arbeitenden Künstler ohne direkte Kollegen für den schnellen Austausch an der Kaffeemaschine im Büro ist der Stammtisch eine wertvolle Bereicherung.
Gemeinsam für eine lebendige Kulturszene
Nach der offiziellen Begrüßung durch Carolin Henningsen (Kulturförderung Vogelsbergkreis) und Klaus Scheuer (KulturSpinnerei) war klar: Der KulturStammtisch ist mehr als ein Treffen – er ist ein Zukunftsformat. Entstanden im Rahmen des Projekts TraVogelsberg, soll es über das Projektende hinaus fortgeführt werden.
Die anschließende Vorstellungsrunde zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig das kulturelle Leben im Vogelsberg ist – von Lesungen über Malworkshops bis zu Ausstellungen, offenen Ateliers und Festivals. Besonders emotional wurde es bei der Rückschau auf das Projekt „planB“ in Homberg – das viele Menschen bewegte, aber an Ressourcen und Raum scheiterte. Die Botschaft war deutlich: Kultur braucht Unterstützung, Sichtbarkeit – und Räume.
Fördertipps und ein großes Kulturfinale
Zahlreiche Förderprogramme wurden vorgestellt, etwa vom Land Hessen oder vom Kultursommer Mittelhessen. Auch digitale Beratungsangebote und Plattformen zur Vernetzung wurden genannt – ein wichtiger Baustein für die nachhaltige Stärkung der Kulturszene.
Ein Höhepunkt des Abends: die Ankündigung der Kulturplattform 2025 am 8. November in Schlitz. Hier soll sich die Kulturregion noch einmal in ihrer ganzen Breite zeigen – mit Workshops, Vorträgen, interaktiven Formaten und viel Raum zum Netzwerken.
Mit Herz und Haltung: Ausblick
Das nächste Treffen des KulturStammtischs ist bereits in Planung – mit ersten Interessensbekundungen der Schmuckschule Rainrod und dem Museum im Vorwerk in Ulrichstein. Der Wunsch nach mehr Sichtbarkeit wurde geäußert – vielleicht durch eine gemeinsame Kulturzeitschrift oder eine digitale Landkarte mit Künstler:innen und Kulturorten.
Auch eine gemeinsame Besichtigung der Ausstellung „WiederMALWeiber“ stand auf dem Programm und bot zum einen Einblick in die Kunst des Aquarells mehrerer Künstlerinnen, unter anderen die Homberger Malerin Mila Schaal. Genauso bot diese Ausstellung Einblick in das abwechslungsreiche Schaffen der Kunst und Kulturgruppe, die unter dem Dach der Schlosspatrioten monatliche wechselnde Ausstellungen kuratiert.
Die in Homberg lebende Schriftstellerin Astrid Ruppert berichtete von ihren Plänen, das Erzählfestival zu wiederholen. Das Festival fand 2023 zum ersten Mal in Homberg statt und bot an einem Wochenende mehr als 20 Lesungen und Workshops. Durch die Unterstützung zahlreicher regionaler Sponsoren, der OVAG, dem Vogelsbergkreis und der Stadt Homberg und großes persönliches Engagement war dies gestemmt worden. Das Interesse am Erzählen, am Zuhören, auch daran, eine eigene Geschichte zu finden, war vor zwei Jahren auf so große Resonanz gestoßen, dass die Initiatorin es weiterhin für die Region anbieten möchte: „Gerade die buntgefächerte Mischung des Erzählfestivals hat den Erfolg ausgemacht: Lesungen von Bestsellerautoren neben unbekannteren, total interessanten Stimmen, die Mitmachangebote, die zum eigenen Erzählen inspirieren neben Angeboten für Jugendliche und Kinder und die kleinen Lesebühne mit dem „Mikrofon für alle“ – Es ist für jeden etwas dabei, das muss man unbedingt wiederholen“, sagt Ruppert.
Dafür wird nun tatkräftige Unterstützung gesucht. Wer Lust hat, bei der Organisation des nächsten Festivals mitzuwirken, ist herzlich eingeladen zu einem ersten Treffen am 7. Oktober oder kann sich unter: info@astridruppert.de melden.
Der Abend endete mit vielen offenen Ideen, neuen Kontakten und dem Gefühl: Kultur im Vogelsberg lebt – wenn wir sie gemeinsam gestalten.
Kontakt für Kulturschaffende und Interessierte:
www.vogelsbergkreis.de/kulturfoerderung
www.kulturspinnerei.com
Foto: Vogelsbergkreis
Zum Projekt
Das Projekt „TraVogelsberg – eine Region bricht auf“ wird gefördert im Programm TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel, eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Es wird im Vogelsberg vom Vogelsbergkreis als Projektträger zusammen mit der Partnerinstitution Lauterbacher Musikschule e.V. umgesetzt.
Im Rahmen des Projekts „TraVogelsberg“ entwickelt sich die Lauterbacher Musikschule zum inklusiven soziokulturellen Zentrum, der KulturSpinnerei, einem Ort, der Raum für Begegnungen und Möglichkeiten zur Partizipation bietet.
TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel
Mit TRAFO hat die Kulturstiftung des Bundes 2015 ein Programm initiiert, das ländliche Regionen in ganz Deutschland dabei unterstützt, Veränderungsprozesse in der regionalen Kulturarbeit anzustoßen. Die beteiligten Kulturinstitutionen, Kulturämter und Kulturaktiven reagieren auf gesellschaftliche Herausforderungen vor Ort, entwickeln ein neues Selbstverständnis ihrer Aufgaben und neue Formen der Zusammenarbeit – miteinander und im Austausch mit Politik, Vereinen und Initiativen. Museen, Theater, Musikschulen und Kulturzentren verstehen sich als Begegnungsorte, öffnen ihr Programm und ihre Räume. Kulturämter entwickeln sich zu regionalen Netzwerkstellen für Kultur, befördern Beteiligungsformen und etablieren neue Unterstützungsangebote. Sie alle richten den Blick auf regional relevante Themen und die Anliegen der Menschen in ihrer Region. TRAFO trägt dazu bei, die Bedeutung der Kultur in der öffentlichen Wahrnehmung und die kulturpolitischen Strukturen in den Kommunen und Landkreisen dauerhaft zu stärken.
Von 2015 bis 2021 unterstützte TRAFO vier Regionen bei der Weiterentwicklung
ihrer kulturellen Infrastruktur. In der zweiten Phase werden von 2020 bis 2026
sechs weitere Regionen gefördert. www.trafo-programm.de
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