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Landwirtschaft mit Roboter und TabletDr. Mischak zu Besuch auf dem Hof von Familie Schmitt in Strebendorf

STREBENDORF (ol). Dr. Jens Mischak, Landwirtschaftsdezernent und Erster Kreisbeigeordneter, besuchte kürzlich den Hof von Familie Schmitt in Strebendorf und machte sich ein Bild von den Fortschritten in der Landwirtschaft durch den Einsatz von Melkrobotern und digitaler Datenerfassung. Diese Technologie ermöglicht es dem Familienbetrieb, Arbeitsabläufe zu optimieren und den Fachkräftemangel zu umgehen. Allerdings stehen die Landwirte auch vor finanziellen Herausforderungen und einem hohen Regulierungsaufwand. Dr. Mischak appelliert an eine sachliche Diskussion über moderne Landwirtschaft.

Ein Transponder, etwa so groß wie ein Geldbeutel, baumelt am Hals einer Kuh. Er registriert, wenn sie kaut, sich bewegt und durch ihn wissen die Melkroboter, ob die Kuh tatsächlich schon wieder an der Reihe ist oder nur eine Portion Mineralfutter ergattern will, die sie sonst im Tausch für ihre Milch bekommen hätte. Im Stall von Dr. Tobias Schmitt in Strebendorf sind es knapp 160 Transponder an schwarz- und rotbunten Kuhhälsen, die rund um die Uhr Daten sammeln. Sie tun das, weil dort seit März drei Melkroboter in Aktion sind. Landwirtschaftsdezernent und Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak machte sich laut einer Pressemitteilung des Vogelsbergkreises kürzlich bei einem Besuch mit Ronny Mohr, dem Leiter des Vogelsberger Amtes für Wirtschaft und den ländlichen Raum, ein Bild vom modernen Milchviehbetrieb. „Der Familienbetrieb hat Antworten auf eine auch in der Landwirtschaft drängende Frage gefunden. Denn der Fachkräftemangel macht auch vor dem Agrar-Sektor nicht Halt. Zwei Wege helfen dem Betrieb allerdings weiter: sinnvolle Investitionen in die Melktechnik und Betriebsabläufe auf der einen, und Investitionen in den Berufsnachwuchs auf der anderen Seite“, kommentiert Dr. Mischak den Besuch im Lehrbetrieb.

Beim Rundgang skizzieren Dr. Tobias Schmitt und Senior-Chef Alwin Schmitt die Entwicklung des Betriebes, der aktuell 143 Hektar Grün- und Ackerland bewirtschaftet. Sie berichten, dass zum Jahrtausendwechsel die Hofstätte im Ort zu klein, und daher ein Boxenlaufstall außerhalb von Strebendorf errichtet wurde. Die Milchkühe zogen um, das Jungvieh blieb am alten Hof. Die Folge war ein erheblicher logistischer Aufwand und schließlich die Entscheidung, den Aussiedlerhof umzustrukturieren: Eine großzügig dimensionierte Lagerhalle wurde zu einem modernen Boxenlaufstall umgebaut und in 2013 der Betrieb an einem Standort zusammengezogen.

Beim letzten Modernisierungsschritt, der 2022 begann, stand auch die Melktechnik im Vordergrund – und natürlich die Verfügbarkeit von Arbeitskraft. Bewusst hat man sich daher für Melkroboter entschieden, denn das arbeitsintensive Melken im 12-Stunden-Takt verteilt sich nun fast über den gesamten Tag. Und die schwierige Suche nach Arbeitskräften entspannt sich für den Familien-Betrieb, in dem ein Mitarbeiter und ein Lehrling mitarbeiten, so der Landwirt. „Das ist auf jeden Fall eine Erleichterung. Allerdings ist die Arbeit nicht weniger, sondern anders“, sagt Schmitt. Denn der digitalisierte Stall sammelt viele Daten der Kühe. „Früher hatte man jedes Euter zwei Mal am Tag in der Hand – heute ist es der Roboter, der die Zusammensetzung der Milch misst und Gesundheitsdaten der Kuh sammelt“, macht der Landwirt deutlich. Zum prüfenden Blick auf die Herde ist nun eine umfangreiche Datenmenge gekommen, in der am PC nach auffälligen Werten Ausschau gehalten werden muss. „Die Entwicklung geht an vielen Punkten in der Landwirtschaft immer weiter“, erklärt Schmitt weiter.

Die stetigen Modernisierungen und Anpassungen seien daher unabdingbar, sorgen allerdings auch für Herausforderungen. Der Spagat zwischen hohen Investitionskosten und einem starken Preisdruck bei Futter- oder Betriebsmitteln sowie auf dem Milchmarkt stellen die Landwirtschaft vor große Probleme, lässt Schmitt durchblicken. Gepaart mit einem hohen Regulationsaufwand für die Betriebe durch Land, Bund und EU, erschwert das die Arbeit. „Oft fehlt dort, wo wichtige Entscheidungen für die Landwirtschaft getroffen werden, die Informationsbasis“, ist sich Schmitt sicher. Das sorge in der Praxis immer wieder für Unverständnis und Frustration. Hinzu komme, dass die Landwirtschaft im gesellschaftlichen Fokus arbeite. Oftmals entstehen dabei emotionale und nicht faktenbasierte Diskussionen – die Rückkopplung mit der Praxis fehlt. „Daher ist es besonders wichtig, zu zeigen was Landwirtschaft ausmacht und wie sie funktioniert“, sagt Dr. Mischak. Nur so kann der Diskurs fair und sachlich bleiben, unterstreicht der Landwirtschaftsdezernent und erinnert: „In vielen Bereichen hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Nicht zuletzt auch bei den Vorgaben im Bereich Tier- und Naturschutz. Davon kann sich jeder überzeugen. Unsachlich-emotionale Debatten bringen uns da nicht weiter“, ergänzt Dr. Mischak und wirbt abschließend für mehr Interesse an der Landwirtschaft.

Fotos: Vogelsbergkreis

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