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Sechs Menschen, davon vier KinderUkrainische Geflüchtete im „Gäst_innenhaus“ angekommen

DANNENROD (ol). Kürzlich sind sechs aus der Ukraine geflüchtete Menschen, davon vier Kinder, im Gäst_innenhaus Jakob in Dannenrod angekommen. Die zwei eng befreundeten Familien sind in zwei gemütlichen Zimmern im ehemaligen Gasthaus untergekommenen.

Sie haben eine eigene Küche zur Verfügung und zusammen mit allen Menschen im Haus wird sich, wie sonst auch, über die gemeinsame und allgemeine Versorgung ausgetauscht und gemeinsam gekümmert, teilt das Gäst_innenhaus Jakob in seiner Pressemeldung mit.

Die Geflüchteten wurden von den Menschen aus dem selbstorganisierten Projektort Gäst_innenhaus, dem Familienzentrum Homberg und von russisch sprechenden Bewohnern sowie externen Übersetzenden empfangen. Sie wurden erst zum großen Willkommensbanner (auf ukrainisch: „Herzlich Willkommen! Schön, dass ihr da seid!“) an der Hausfront geführt – alle haben gelächelt. Anschließend wurden die Ukrainer durch die unterschiedlichen Räume des Hauses geführt und haben sich dann in ihren Zimmern zurückziehen können. „Davor waren sie in den eingezäunten Geflüchteten-Erstaufnahmeeinrichtungen in Gießen“, heißt es weiter.

Eine Person im Gäst_innenhaus meint zur neuen Situation: „Die Verständigung zwischen den Geflüchteten und den Hausbewohner*innen ist nicht einfach, aber funktioniert, da vor Ort ein Mensch mit Russisch-Kenntnissen lebt und Übersetzungs-Websites genutzt werden. Die Menschen bekommen so gut es geht Unterstützung von uns im Gäst_innenhaus lebenden und an Projekten arbeitenden Menschen und anderen Helfenden, um wieder ihren Bedürfnissen entsprechend leben zu können. Wir freuen uns sehr, den Menschen beistehen zu können.“

Die Dorfvorsteherin Rixa, weitere Bewohnende Dannenrods und Übersetzer aus der Region helfen ebenfalls, wo sie können. Im Projekthaus lebt außerdem seit zwei Wochen „Lotte“ – eine kleine französische Bulldogge, die zusammen mit ihren Besitzenden aus der Ukraine geflüchtet ist. Diese konnten ihr Haustier leider nicht mit in die Notunterkunft bei Leipzig nehmen. Deshalb kümmern sich Menschen aus dem Gäst_innenhaus um Lotte, bis sie wieder zu ihnen zurück kann.

Nach offiziellen Angaben wurden in Deutschland rund 147.000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufgenommen, die prozentual auf die verschiedenen Länder und Kommunen aufgeteilt werden. Geflüchtete Menschen aus der Ukraine sollen schnellstmöglich in Deutschland integriert werden, Arbeiten gehen und die Schule besuchen.

Foto: Gäst_innenhaus Jakob e.V.

Eine Aktive im Gäst_innenhaus meint dazu: „Diese Bestrebungen stehen konträr zu den Bemühungen um Geflüchtete aus anderen Kriegsgebieten. Es werden viele Vergleiche zur Geflüchteten-Situation von 2015 gezogen, aber dabei wird häufig mit zweierlei Maß gemessen und Menschen anhand ihrer Herkunftsorte beurteilt. Und auch die Integration der jetzt ankommenden Menschen aus der Ukraine, ihre finanzielle Grundversorgung und die Möglichkeit, dass die Kinder zur Schule gehen können, scheitert hier in Homberg und anderswo vor allem an bürokratischen und verwaltungsrechtlichen Hürden.“

Viele Menschen würden gerne helfen und Wohnungen stünden bereit für die Geflüchteten in den Notunterkünften. „Aber die Kreisverwaltung in Lauterbach und die gesetzliche Lage allgemein blockieren die Fortschritte. Wir fragen uns, wann endlich entweder diese unnötigen Hürden abgebaut oder sie mal kurz bei Seite gelassen werden, wenn es um akute und aktive Hilfeleistung von Menschen in Not geht.“

In dieser Woche sollen weitere geflüchtete Menschen aus der Ukraine im Gäst_innenhaus und, je nach Bedürfnislage der Ankommenden, auch im Dorfgemeinschaftshaus in Dannenrod unterkommen.

Hintergrund

„Das Gäst_innenhaus ist ein selbstorganisiertes Projekthaus und verortet sich als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung.“ Alle aktuellen Infos zum Haus, zu den verschiedenen Projekten sowie Kontaktmöglichkeiten sind über www.gaest-innenhaus.org zu finden. Der Verein Gäst_innenhaus Jakob kooperiere mit der Stadt Homberg und dem Familienzentrum als Notunterkunft für aus der Ukraine geflüchtete Menschen. Es werden viele weitere Menschen erwartet und Kapazitäten für Hilfeleistungen seien vorhanden. Stadt, Familienzentrum und das Gäst_innenhaus freuen sich über die schon vorhandene und noch kommende Unterstützung von Menschen, die russisch und/oder ukrainisch sprechen und helfen wollen.

5 Gedanken zu “Ukrainische Geflüchtete im „Gäst_innenhaus“ angekommen

  1. Ja, ich kann und muss hier einen ähnlichen Kommentar abgeben. Wirklich tolles und bewundernswertes Engagement und leider ziemlich abschreckend, was die Verhunzung der deutschen Sprache angeht.

    In dem krampfhaften Bemühen, stets einwandfreies und immer moralisch perfekte Werteinstellungen zu zeigen und zu demonstrieren, gerät manches leider zur Lachnummer.

    Noch ne Frage: Dürfen die ukrainischen Flüchtlinge im Haus denn Dreadlocks tragen? ;)

    Wer als Unbedarfter die letzte Frage nicht versteht, googelt mal mit den Begriffen „Dreadlocks“ und „Fridays for future“.

    Wirklich: Die Aktion ist toll, aber bedenkt, dass Ihr teilweise weit übers Ziel hinausschießt bei dem Wunsch perfekt zu sein, so dass Ihr manche Menschen sogar evtl. abschreckt.

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    1. Je mehr unsere Gesellschaft ihre Wertorientierung und ihr Gefühl für Anstand verliert, um so verbissener kämpfen hier die üblichen Verdächtigen um die Einhaltung bestimmter Regeln, durch die sie sich als Träger*innen der „richtigen Gesinnung“ und des „richtigen Bewusstseins“ auszuweisen hoffen. Was für ein Wahnsinn! Gerade die Entwicklung der russischen Politik zeigt doch, wie sich hinter den Hohlen Phrasen in Jahrzehnten ein „Wertewandel“ vollzogen hat, der die Errungenschaften der Aufklärung durch Irrationalität aushölt und geradewegs in die Barbarei führt. Die historische Katastrophe des Zweiten Weltkriegs gerät zunehmend in Vergessenheit zugunsten von Heilslehren, die auf primitiver Gewaltherrschaft und Zwangsbekehrung der „Massen“ beruhen. “ ‚Bestrafe‘ einen, um Hunderte zu erziehen“ (Mao). Im Westen hat das Elend mit der Untergrabung der legitimen Autorität angefangen. Man wollte den schwachen Staat, damit das starke Individuum sich besser „entfalten“ könne. Allgemeinverbindliche Regeln sollten nicht mehr gelten. Das Chaos und die Ausbreitung von Willkür und Kriminalität führten Islamisten und Neostalinisten zu feudalistischen Gesellschaftsmodellen, die mindestens genauso falsch und inhuman sind. Jetzt geht es also ans Aufräumen in Gesellschaften, die zunehmend aus den Fugen geraten. Da mag sich mancher in „political correctness“ flüchten. Doch es geht um wesentlich mehr als um irgendwelche Sprachregelungen. Klare Gesetze müssen einen verbindlichen Ordnungsrahmen im Sinne des Gemeinwohls schaffen. Und es darf dem Staat und den gesellschaftlichen Institutionen nicht an Durchgriffsfahigkeit fehlen, im diesen Geltung zu verschaffen. Und hört endlich auf mit Gesundbeten und Schönfärberei! Denn der Zustand unserer Gesellschaft bietet kein Modell mehr, an der die Nachwachsenden ihren Kompass (Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit, Pflichtgefühl) ausrichten könnten. Ein einfaches Beispiel aus dem „wirklichen Leben“, gesehen am 7.4. in einer Doku des rrb (https://www.rbb-online.de/doku/s-t/schattenwelten-berlin/schattenwelten-berlin-wie-mieter-in-haeusern-eines-grossinvestors-ausgebeutet-werden.html). Hier wird gezeigt, wie in der Schattenwelt unserer Hauptstadt die Russenmafia sich Immobilien unter den Nagel reißt, diese zuerst „entmietet“, dann eine „Zwischennutzung“ vornimmt, wobei Flüchtlinge, illegale Migranten und Leistungsbezieher horrende Provisionen und Wuchermieten (alimentieren z.T. die Ämter) an Strohmänner der „Investoren“ zahlen müssen, und dann anschließend noch einen Riesenreibach bei der Luxuxsanierung einfährt. Besonders schockierend: Die öffentliche Verwaltung ist machtlos wegen fehlender Gesetze, und der Widerstand der vertriebenen Kiezbewohner wird auf Antrag der erwiesenermaßen kriminellen „Investoren“ mit Hilfe von Polizei (Räumungen) und Justiz (mieterfeindliche Urteile) gebrochen. Die Wertorientierung unsere Gesellschaft steht vollständig auf dem Kopf! Lasst uns endlich ausmisten und Ordnung schaffen!

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  2. Was für eine tolle Sache und was für eine schwachsinnige Sprache! Typisch Dannrod.

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  3. Ich begrüße diese Aktion außerordentlich und heiße hier jeden ukrainischen Flüchtling sehr sehr gerne Willkommen. Gerade die Frauen und Kinder haben furchtbar gelitten. Ich habe selbst für mein bescheidenes Gehalt sehr viel Geld gespendet.

    Aber wollen wir denn wirklich Menschen, die gerade angekommen sind, direkt verwirren in dem wir unsere völlig unnötigen Probleme mit unserer eigenen Sprache austragen? Was genau ist ein “Gäst_innenhaus” und gibt es auch ein “Gäst_außenhaus”? Bitte liebe Leute, helft wo ihr könnt, aber lass doch diese Verschandlung unserer Sprache.

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    1. Ich schließe mich der Schreiberin Agneta an. Gute Aktion, unnötige sprachliche Ver(w)irrung.

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