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„Generationen – Gesundheitsnetzwerk“ bringt Begegnung und Weihnachtsnähe ins Haus StephanusProjekt gegen Einsamkeit zeigt Wirkung

ALSFELD (ol). Im Haus Stephanus zeigt das Projekt „Generationen – Gesundheitsnetzwerk“ eindrucksvoll, wie Begegnung Einsamkeit im Alltag entgegenwirken kann. Weihnachtskonzerte, Besuche von Zimmer zu Zimmer, generationenübergreifende Backaktionen und tiergestützte Angebote schaffen Nähe und Gemeinschaft. Getragen wird das Projekt von regionalem Engagement und gefördert vom Land Hessen.

Ein großer Saal, keine Lichtshow – und doch ist es feierlich. Am Marktplatz, der zentralen Event-Location des Hauses Stephanus, treffen sich Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörige und Gäste zu einem Weihnachtskonzert der Christlichen Brüdergemeinde Grünberg. Im Mittelpunkt steht nicht die Bühne. Im Mittelpunkt steht Nähe, so heißt es in der Pressemitteilung der Alsfelder Einrichtung.

„Heute wollen wir als kleiner Teil der christlichen Gemeinde unsere Freude mit euch teilen“, sagt Edgar Kampen zur Begrüßung. Seine Botschaft bleibt klar: Weihnachten sei nicht fern oder abstrakt, sondern im Alltag spürbar. Gerade dort, wo Sorgen oder Einsamkeit Raum gewinnen, solle Gemeinschaft tragen.

Musikalisch prägen bekannte Choräle den Nachmittag. „O fröhliche“ füllt den Marktplatz, Stimmen mischen sich, manche leise, manche kräftig. Die Lieder erzählen von Trost und Hoffnung – ohne Pathos, aber mit Wirkung. Zwischen den Strophen spricht Blockhorn von Unfrieden und Belastungen, die viele Menschen mit sich tragen. Weihnachten sei eine Einladung zur Besinnung – „nicht als Forderung, sondern als Angebot“.

Auch junge Musikerinnen und Musiker gestalten das Programm. Samuel Unterberg begleitet am Cello, Eduard Jeske spielt Akkordeon. Später kommt Leon Wiese mit der Geige hinzu – ein Instrument, das er nach Angaben der Beteiligten erst seit zwei Jahren lernt. Am Klavier sitzt Emylia Unterberg. Samuel ist sieben Jahre alt, Emylia zehn; beide musizieren seit dem fünften Lebensjahr.

Nach dem gemeinsamen „Stille Nacht“ endet der Nachmittag nicht am Marktplatz. Die Gruppe zieht weiter durchs Haus – von Flur zu Flur, von Zimmer zu Zimmer. Für Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht teilnehmen können, gibt es ein Lied, eine handgeschriebene Karte, ein paar ruhige Worte. Es sind kurze Besuche, die lange nachklingen.

Zum Konzert passt eine Reihe generationenübergreifender Aktionen, die das Haus in der Adventszeit prägen. Am 12. Dezember kamen Mitglieder der Gemeinde, eine Landfrauengruppe, Familien und Kinder im Alter von zwei bis 13 Jahren mit Bewohnerinnen und Bewohnern zum Plätzchenbacken zusammen. Am 27. November folgte ein weiterer Backnachmittag mit Schülerinnen und Schülern der 7. Klasse der Gerhart-Hauptmann-Schule im Rahmen des Programms „Berufliche Orientierung“, pädagogisch begleitet von Jonas Mülot von der Erich-Kästner-Schule. Am 11. Dezember schloss ein Adventsbingo mit selbstgemachten Waffeln und Weihnachtsliedern die vorweihnachtliche Reihe ab.

Einen besonderen Akzent setzte am 9. Dezember ein tiergestütztes Adventsprogramm. Zu Gast war der Verein Therapiehunde Osthessen unter der Leitung von Heike Leitsch. Mehrere Therapiehunde – darunter Ronja, Moki, Chelsea, Koko und Niko – besuchten Bewohnerinnen und Bewohner im Haus Stephanus. „Wir haben heute bewusst etwas Weihnachtliches vorbereitet“, sagte Leitsch. Zum Auftakt las sie eine kurze Weihnachtsgeschichte mit direktem Bezug zum Haus Stephanus. Danach entwickelten sich ruhige Begegnungen – im Gemeinschaftsraum und in den Zimmern.

Die Therapiehunde wirken dabei nicht nur in Gruppenangeboten. Sie sind auch Brücken für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder erhöhtem psychosozialem Unterstützungsbedarf. Streicheln, Blickkontakt und kleine Bewegungsimpulse können Orientierung, Aktivierung und emotionale Stabilität unterstützen. Begleitet wurde der Besuch von einer gemeinschaftlichen Aktion: Bewohnerinnen und Bewohner sowie das Team des Betreuungsdienstes bereiteten im Vorfeld selbstgemachte, gesunde Hundeleckerlis vor.

Für Minh Luis, Projektkoordinatorin, sind solche Nachmittage mehr als Termine im Kalender. „Wenn Kinder, Jugendliche, Familien und ältere Menschen regelmäßig zusammenkommen – oder Tiere Brücken bauen –, entsteht Vertrauen“, sagt sie. Einsamkeit werde nicht groß verhandelt, sondern verliere im Alltag spürbar an Raum.
Genau darauf zielt das Projekt „Generationen – Gesundheitsnetzwerk: Gemeinschaftliche Bewältigungsstrategie gegen Einsamkeit im Alter“, gefördert durch das Hessische Ministerium für Gesundheit, Senioren, Sport und Pflege. Die Wirkung zeigt sich leise: in wiederkehrenden Begegnungen, in vertrauten Abläufen, in kleinen Momenten, die Sicherheit geben.

Was bleibt, ist kein Applausmoment. Es ist ein Nachhall: Lieder, die in den Zimmern weiterklingen. Begegnungen, die nachwirken. Und das Gefühl, dass Weihnachten dort beginnt, wo Menschen einander Zeit schenken.

Fotos: Minh Luis/GFDE Gruppe Haus Stephanus

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