
Nikolaus besucht Wohnbereiche und palliative Zimmer im Haus StephanusEin roter Mantel, der Nähe stiftet
ALSFELD (ol). Am Nikolaustag hat der Nikolaus das Haus Stephanus besucht und Bewohnerinnen und Bewohner in Wohnbereichen sowie palliativen Zimmern überrascht. Mit Gedichten, Liedern und persönlichen Worten sorgte er für bewegende Momente. Betreuungskräfte begleiteten den Vormittag, der von Gemeinschaft, Erinnerungen und Dankbarkeit geprägt war. Kleine Gesten und Zeit schufen dabei große Nähe.
Am Nikolaustag hat der heilige Mann im Haus Stephanus Wohnbereiche und Zimmer besucht. Kurz nach halb zehn betritt er den ersten Gemeinschaftsraum: roter Mantel, weißer Bart, Bischofsstab – ein Bild, das den grauen Dezember ausblendet und sofort Nähe schafft. Auf den Tischen stehen Plätzchen, Kerzen brennen, Betreuungskräfte sortieren Liederhefte und begleiten Bewohnerinnen und Bewohner in die Sitzkreise, so heißt es in der Pressemitteilung der Einrichtung.
„Einen wunderschönen Nikolaustag wünsche ich Ihnen. Heute ist ein besonderer Tag im Haus Stephanus – ich habe jemanden mitgebracht, den Sie lieben werden“, sagt Betreuungsdienstleiterin Minh Luis, bevor der Nikolaus sein Gedicht spricht. „Ich habe dann lange nachgedacht, was Weihnachten wohl zu Weihnachten macht. Ein Fest der Liebe und des Lichts – von großen Geschenken war ursprünglich nichts.“
Viele Gesichter folgen den Worten aufmerksam; einige wischen sich verstohlen die Augen. Als „O du fröhliche“ erklingt, tragen brüchige Stimmen den Raum. Eine Bewohnerin versucht aufzustehen. „Was man alles macht für den Nikolaus“, sagt sie und lacht. Andere greifen nach dem Stab, der für einen Moment wie ein Halt im Alltag wirkt.
Der Bischof bleibt nicht im Gemeinschaftsraum. Er geht weiter – Wohnbereich für Wohnbereich, Zimmer für Zimmer. Überall stehen Teller mit selbst gebackenen Plätzchen bereit, die der Betreuungsdienst mit Bewohnerinnen und Bewohnern in den vergangenen Tagen vorbereitet hat. „Heute sind sie für viele das, was Advent noch spürbar macht“, sagt Minh Luis.
In einem der Zimmer sitzt ein schwer kranker Bewohner neben seiner Frau. Sie erzählt von 64 Ehejahren, gemeinsamen Gottesdiensten, Kindern, Enkeln – und einem Sohn, der in London lebt. Ein Foto mit dem Nikolaus soll am Abend dorthin geschickt werden. „Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie sich die Zeit genommen haben“, sagt sie. „Mein Mann tut das gut.“ Der Nikolaus antwortet: „Vertraut auf Gott. Er weiß, was für uns alle das Beste ist.“ Zwischen Tränen und Lächeln liegt hier nur ein Atemzug.
Weiter geht es mit Liedern und Reimen, die Jahrzehnte überstanden haben: „Kling, Glöckchen, klingelingeling“, „Stille Nacht“, „Holla, holla, Rumpelsack“. Beim letzten Vers – „Komm bald wieder in dies Haus, guter, alter Nikolaus“ – lacht der heilige Mann. „Wenn es dafür Kilometergeld gäbe, wäre gut“, scherzt er. „Aber es ist Arbeit, die Freude macht.“
Auch die, die nicht mehr am Gruppengeschehen teilnehmen können, werden nicht vergessen. In palliativen Zimmern legt der Nikolaus die Hand auf eine Schulter, spricht einen Segen, hört kurze Lebensgeschichten. „Es ist beeindruckend, wie da die Tränen kommen“, sagt Minh Luis. „Aber es sind Tränen voller Dankbarkeit.“
Der Vormittag mündet in ein gemeinsames Festessen. Auf allen Wohnbereichen und im Speisesaal wird ein Menü serviert: Maronensuppe mit Cassis, gefülltes Schweinefilet mit Backpflaumen und Speckmantel, Spitzkohl, Pommes Macaire und Portweinsauce. Zum Abschluss gibt es Lebkuchenmousse mit Rumfrüchten. „Bei euch verhungert man nicht“, sagt der Nikolaus und lacht.
Am Nachmittag klingt der Tag langsam aus. Auf den Gängen liegt der Duft von Lebkuchen und Rotwein, in den Zimmern stehen frische Fotos vom Nikolausbesuch. „Es war wunderschön, besser kann man es nicht machen“, sagt eine Bewohnerin.
Vielleicht reist der Bischof von Myra im Schlitten. Im Haus Stephanus kommt er vor allem mit Worten, Liedern und Zeit – und zeigt, wie kleine Gaben im Advent große Wirkung entfalten.













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