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Auseinandersetzung mit Geschichte im deutsch-tschechischen AustauschAuf den Spuren der Opfer die Vergangenheit erfahren

LAUTERBACH (ol). Schülerinnen und Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule Lauterbach haben im Rahmen eines deutsch-tschechischen Kooperationsprojekts eine fünftägige Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Dachau unternommen. Begleitet von pädagogischen Fachkräften setzten sie sich intensiv mit der NS-Vergangenheit auseinander und begegneten Jugendlichen aus der Tschechischen Republik. Neben der historischen Aufarbeitung standen Austausch, gemeinsame Erlebnisse und Begegnung im Mittelpunkt.

Schülerinnen und Schüler der Klasse 10, der E-Phase und der Q3 der Alexander-von-Humboldt-Schule nahmen im Rahmen eines deutsch-tschechischen Kooperationsprojekts unter der Organisation und Begleitung von Thomas Dersch und Laura Decher an einer Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Dachau teil. Mit dabei waren auch Schülerinnen und Schüler aus der Tschechischen Republik. Solche Begegnungen von tschechischen und deutschen Jugendlichen fördern der Deutsch-Tschechische Jugendfonds und Tandem, das Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch, heißt es in der Pressemitteilung der AvH.

Fünf Tage lang widmeten die Schülerinnen und Schüler sich einem sehr dunklen Kapitel der deutschen Vergangenheit. Unterstützung erhielten sie hierbei von Teamerinnen und pädagogischen Fachkräften des Max-Mannheimer-Hauses, in dem die Gruppe auch untergebracht war. Benannt ist es nach Max Mannheimer (1920-2016), Holocaust-Überlebender und Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees. Bevor jedoch der Besuch der Gedenkstätte vorbereitet wurde, verlebten die deutsche und die tschechische Gruppe einen schönen Abend und lernten sich kennen. Laura Decher: „Die Fahrt war zum einen eine Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Gleichzeitig sollten aber auch Austausch und Freude nicht zu kurz kommen. Denn für beides soll in der Gegenwart Platz sein.“

Den ersten Besuch der KZ-Gedenkstätte bereiteten die Teilnehmenden vor, indem sie sich mit den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten, deren Häftlingseinteilung sowie deren Propagandanutzung auseinandersetzten. Nachmittags erfolgte der erste Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers. Die Eindrücke vor Ort konnten die Jugendlichen im Rahmen einer anschließenden gemeinsamen Reflexion besprechen – auch hier bestimmte der gute Austausch die Atmosphäre. Am nächsten Tag konnten die Teilnehmenden die KZ-Gedenkstätte größtenteils eigenständig erkunden und intensiv selbstgewählte Aspekte im Museum erarbeiten. Auch ein zusammenfassender, halbstündiger Kinofilm gehörte zum Programm. Am Nachmittag hatten die Schülerinnen und Schüler die Wahl zwischen einem Workshop im Max-Mannheimer-Haus und dem Besuch des ehemaligen SS-Erschießungsplatzes für sowjetische Kriegsgefangene in Hebertshausen. Außerdem erarbeiteten sie selbstgewählte Biografien von Häftlingen, unter anderem Max Mannheimer, und präsentierten diese der Gruppe. Gerade die Auseinandersetzung mit den Biografien, den Namen und Lebenslinien der Betroffenen, verdeutlichte einmal mehr das Unvorstellbare.

Foto: Thomas Dersch

Der letzte gemeinsame Tag der Begegnung stand im Zeichen der Stadt München. Nach einer Stadtführung erkundeten die Teilnehmenden die Multimedia-Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum. Obwohl auch hier die historischen Aspekte im Mittelpunkt standen, war es möglich, die bayrische Hauptstadt auch touristisch und auf eigene Faust zu entdecken. Die Exkursion endete nicht ohne eine abschließende Feedbackrunde. Zum einen gab es viel Lob für die pädagogische Begleitung und die Organisation; zum anderen konnten die Jugendlichen auch noch einmal über ihre Erfahrungen und Empfindungen sprechen.

Foto: Thomas Dersch

Für sie war die NS-Vergangenheit Deutschlands zwar schon Thema im Unterricht gewesen, die Erfahrung an einer historischen Stätte ist jedoch intensiver und nachhaltiger als die bloße Theorie. Trotz der Ernsthaftigkeit der Exkursion konnten sie sich über den Austausch und die Begegnung mit den tschechischen Jugendlichen freuen, sagten sie im Rückblick; auch die Stadterkundungen stießen auf viel Anklang. Sie empfehlen ihren Mitschülern eine solche Erfahrung. Thomas Dersch dazu: „Die Begegnungen fanden auf Augenhöhe statt und die Schülerinnen und Schüler haben in jedem Fall davon profitiert. Solche Erfahrungen hallen lange nach.“

Foto: Thomas Dersch

 

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