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JazzSalon begeistert im Rahmen der Kulturtage mit Chanson, Swing und HumorAlsfeld erlebt seinen charmantesten Dreier

ALSFELD (ol). Die Aula der Alsfelder Stadtschule verwandelte sich am Samstagabend in einen intimen Jazzclub: Das Trio „JazzSalon“ nahm das Publikum mit auf eine musikalische Reise zwischen Chanson, Swing und Jazz. Mit der Stimme von Ev Machui, dem nuancierten Klavierspiel von Andreas Müller und dem warmen Bass von Michael Will überzeugte das Ensemble mit Leichtigkeit, Tiefgang und Humor. Eigenkompositionen, Hommagen an Hildegard Knef und überraschende Momente wie der Gastauftritt des neunjährigen Yunus Müller machten den Abend zu einem besonderen Höhepunkt der Kulturtage.

Die Aula der Alsfelder Stadtschule zeigte sich am Samstagabend von einer ganz neuen Seite: Wo sonst Purzelbaum und Völkerball auf dem Stundenplan stehen, verwandelte sich der Saal im Rahmen der Alsfelder Kulturtage in einen intimen Jazzclub – ganz ohne Zigarettendunst. Unter dem Motto „Enter the JazzSalon – and get groovy!“ nahm das Trio JazzSalon das Publikum mit auf eine musikalische Reise zwischen Chanson, Swing und Jazz – und bewies, dass Jazz ebenso lebensnah wie hochmusikalisch sein kann, so heißt es in der Pressemitteilung der Alsfelder Kulturtage.

Schon nach wenigen Takten war klar: Was hier geschieht, ist kein routiniertes Konzert, sondern – wie Anja Kierblewski vom AKT-Verein es eingangs neckisch angekündigt hatte – der wohl charmanteste Dreier, den Alsfeld je erlebt hat. JazzSalon spielte nicht nur Musik, sie erzählten Geschichten, schlugen Haken, improvisierten – und taten dies mit Herz, Hirn und einer großen Portion Humor.

Ev Machui zog das Publikum sofort in den Bann. Ihre Stimme ist dunkel gefärbt, samtig und zugleich glasklar, mit der Fähigkeit, in einem Atemzug zwischen lässigem Swing und intimem Chanson umzuschalten. In „Que reste-t-il de nos amours“ ließ sie jede Silbe leuchten, zart und fast brüchig im ersten Vers, dann kraftvoll im Refrain, getragen von einem schwebenden Bass und dezenten Pianoklängen – ein Höhepunkt des Abends, der für viele im Publikum Gänsehautmomente bereithielt. In Knefs „In dieser Stadt“wiederum nahm sie die Zuhörer mit in ein Berlin der 60er-Jahre – lakonisch, leicht ironisch, und dennoch voller Melancholie. Besonders berührend: ihre Eigenkomposition „Rosa Wolken“. Hier klang ihre Stimme besonders warm und erzählerisch, während Müller am Klavier perlende Akkorde einsetzte, die das Aufblühen einer neuen Liebe musikalisch nachzeichneten.

Foto: Kierblewski

Der ehemalige Alsfelder Andreas Müller am Klavier war der ruhige Motor des Abends. In „S’Wonderful“ trieb er den Swing federnd voran, ließ einzelne Läufe fast wie kleine Witze in den Tasten aufblitzen. In der Ballade „I Only Have Eyes for You“ malte er breite, lyrische Linien, die Machuis Stimme mit sanften Farben umspielten – eine Interpretation, die durch ihre Zurückhaltung glänzte. Besonders stark war sein Spiel im instrumentalen Zwiegespräch mit Michael Will: mal verschmitzt neckend, mal in dichten Harmonien, dann wieder überraschend reduziert – wie zwei alte Freunde, die sich auch in den Pausen verstehen.

Michael Will gab den Liedern ihr Fundament. Sein Bass pulsierte im Hintergrund, mal wie ein Herzschlag, mal wie eine elegante Tanzbewegung. Bei Chansons zauberte er warme Töne, die fast orchestrale Wirkung hatten. Besonders in „Ein Tag, den du magst“, einer Eigenkomposition, zeigte er, wie der Bass nicht nur Begleitung, sondern gleichwertiger Erzähler sein kann. Gerade hier reagierte das Publikum mit besonders langem Applaus – vielleicht auch, weil das Stück eine Mischung aus Leichtigkeit und Tiefe verströmte, die selten gelingt.

Foto: Kierblewski

Das Programm spannte sich weit: Jazzstandards wie „I Only Have Eyes for You“ erhielten frische Farben, als hätte man sie gerade erst neu entdeckt. Französische Klassiker bekamen durch Machuis Erzählweise eine intime Note, die an kleine Pariser Kellerlokale erinnerte. Und immer wieder blitzte Humor auf – etwa im „Brentano-Bad“-Lied, das das Frankfurter Schwimmbad besang. Die augenzwinkernde Bemerkung, dass beim nächsten Mal auch das Alsfelder Erlenbad gewürdigt werden müsse, sorgte für schmunzelnde Zustimmung im Publikum.

Ein besonderer Moment kam vor der Pause: Der neunjährige Yunus Müller, Neffe des Pianisten, betrat die Bühne und spielte eine Passage auf der Violine. Unaufgeregt und konzentriert – ein Gastbeitrag, der nicht nur für stolze Blicke bei den Musikern und der anwesenden Familie sorgte, sondern auch beim Publikum für spürbare Rührung.
Den roten Faden des Abends bildeten immer wieder die Lieder von Hildegard Knef, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. „In dieser Stadt“, „Ein Tag, den du magst“ oder auch weniger bekannte Titel bekamen durch Machui eine neue Tiefe. Sie interpretierte Knef nicht als bloße Imitation, sondern als Dialog: manchmal rau, manchmal zart, immer eigen. Müller und Will rahmten diese Stücke so, dass die Texte zur Geltung kamen – mal mit minimalistischer Begleitung, mal mit jazzigen Wendungen, die den Liedern ein überraschendes Leuchten gaben.

Foto: Kierblewski

Bevor der Abend zu Ende ging, trat Anja Kierblewski noch einmal auf die Bühne. Sie dankte den Musikern herzlich – und überreichte ihnen eine von Tanja Weisenstein – ebenfalls Mitwirkende im Verein Alsfelder Kulturtage – designte Alsfeld-Tasse als kleine Erinnerung. Eine Tasse, die, wie sie augenzwinkernd meinte, beim morgendlichen Kaffee künftig die Erinnerung an diesen besonderen Abend wachrufen werde. Unterstützt wurde sie dabei von Lale, der jüngeren Schwester des kleinen Geigers Yunus, die mit strahlenden Augen half, die Geschenke zu überreichen – natürlich auch für Yunus selbst, der sich über süße „Alsfelder Pflastersteine“ freuen durfte.

Als Zugabe erklang noch Hildegard Knefs „Rote Rosen“. Zart begonnen, dann mit wachsender Intensität und einem Hauch von Wehmut – ein leuchtender Schlusspunkt nach einem Konzert, das gezeigt hat: JazzSalon ist kein Trio von Notenakrobaten, sondern ein Ensemble, das Zuhörer mitnimmt, berührt, zum Schmunzeln bringt – und sich dabei eine unverkennbare Handschrift bewahrt.

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