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Fünf Jahre, fünf FragenInterview zum fünfjährigen Bestehen des klimafaireins mit Engagierten der ersten Stunde

VOGELSBERGKREIS (ol). Der klimafairein in Mücke feiert sein fünfjähriges Bestehen und blickt auf eine beeindruckende Entwicklung zurück. Mit 850 Mitgliedern und vielfältigen Projekten in Umweltbildung, Kooperationen mit Unternehmen und generationenübergreifendem Engagement hat er in der Region und darüber hinaus bedeutende Meilensteine im Bereich Klimaschutz erreicht. Die Vereinsmitglieder sind sich über die zukünftigen Herausforderungen und Ziele einig: Nachhaltigkeit, Inklusion und gemeinschaftlicher Einsatz bleiben zentral.

Seit gut fünf Jahren ist er am Start, der klimafairein mit Sitz in Mücke. Inzwischen hat er 850 Mitglieder und ist in der Region und weit darüber hinaus bekannt und aktiv. Umweltbildung, Veranstaltungen, Wirtschaft und Ökologie – dies und mehr haben sich die Mitglieder auf die Fahne geschrieben und offenbar schaffen sie es, nicht nur Generationen zu verbinden, sondern auch verschiedenste Gruppen zu gemeinsamen Aktivitäten im Sinne des Klimaschutzes zu motivieren. Im Interview zum ersten halben Jahrzehnt blicken Mitglieder der ersten Stunde zurück den Anfängen und natürlich auch nach vorn, so heißt es in der Pressemitteilung des Vereins.

Thorsten Reichel, der klimafairein besteht nun seit fünf Jahren. Was gab den Ausschlag dazu, speziell in der Region für das Klima aktiv zu werden?
Zunächst einmal die Gespräche mit meinen Söhnen, die mich schonungslos mit ihrer Zukunftsperspektive im Zeichen des Klimawandels konfrontiert haben. Dies hat mich im Sommer 2019 sehr zum Nachdenken gebracht, was ich persönlich zum Klimaschutz beitragen kann. Aus der Tatsache, dass der Klimawandel auch immer stärker in unsere heimischen Baumbestände eingreift, reifte bei mir die Idee mit tollen Mitstreitern eine Initiative zu starten, um in unserer Region Bäume zu pflanzen.

Foto: Lorenz Hey

Leon Kreuder, von Anfang an war der klimafairein ein generationenübergreifendes Projekt. Wie ist es gelungen, ältere und jünger Mitglieder gut zu verbinden?
Ich denke, dass von vorne rein alle Menschen angesprochen wurden und die Wichtigkeit des Zusammenseins ohne Vorurteile und ohne Stigmatisierung betont und umgesetzt wurde. Das Generationsübergreifende und die Gemeinschaft wurden als zentrale Kerne formuliert, weil genau das auch integrativer und vollumfassender Klima, Natur- und Umweltschutz sein soll. Und vor allem wollen wir eine Gemeinschaft schaffen, die zusammen anpackt und an Lösungen arbeitet und diese auch ausprobiert. Nur so kann es funktionieren. Spaß wird immer großgeschrieben und wir versuchen, dass alle mitgenommen werden. Wir schaffen Angebote, die keinen ausschließen und barrierearm sein sollen. Außerdem versuchen wir ein Klima zu schaffen, das alle Gesellschaftsteile bedient. Und wir versuchen mit gutem Beispiel voranzugehen, aber ohne den Finger zu erhebem. Das ist wichtig und hat uns den Zuspruch gebracht, der immer weiter ausgebaut werden soll. Deswegen hoffe ich auch in Zukunft, dass wir Leute anziehen können, egal wo sie herkommen und wo sie hinwollen. Die einzige Bedingung ist, dass Toleranz, Gemeinsamkeit, Innovation, Vielfalt und Mut großgeschrieben werden. Genauso wie es die großen Probleme unsere Zeit verlangen.

Foto: Lorenz Hey

Mark Philippi, eins von mehreren Standbeinen im Verein ist die Kooperation mit Unternehmen. Wie ist diese zustande gekommen? Warum hat sie eine solch große Bedeutung und wie genau wirkt sie sich aus?
Als Unternehmer hatte ich gute Beziehungen in diverse Netzwerke, die wir für den klimafairein nutzen und Unternehmer von in denen wir Menschen von unseren Zielen überzeugen konnten. Unternehmen sind einerseits die größten CO2-Verursacher, haben aber andererseits auch einen großen Einfluss auf ihr gesellschaftliches Umfeld, was wir nutzen möchten. Konkret wirkt es sich dahingehend aus, dass wir insbesondere mit Unternehmen und ihren Mitarbeiter*innen schon zigtausend Bäume gepflanzt haben.

Foto: Lorenz Hey

Olga Altergot, blickt man zurück auf die vergangenen fünf Jahre, kann man eine enorme Entwicklung des Vereins konstatieren. Welche Meilensteine würdet ihr hervorheben?
Einen konkreten Meilenstein kann man gar nicht so nennen. Wir hatten von Anfang an einen enormen Zuspruch aus der Bevölkerung und konnten einen kontinuierlich großen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Ein wichtiger Meilenstein war sicherlich, dass wir es bei unseren Pflanzungen schnell geschafft haben, Kommunen, Forst und Unternehmen zusammenzubringen. Das Wichtigste ist aber das sinnstiftende Tun, was wir bei unseren unterschiedlichen Tätigkeiten haben. Dies erfüllt einen sehr und hilft auch ein wenig, mit den Folgen des Klimawandels klarzukommen.

Foto: privat

Leon Kreuder, als Vertreter der jüngeren Generation im Verein: Wo muss es deiner Meinung nach hingehen? Welche Ziele peilt ihr für die nächsten 5 Jahre an?
Wir wollen weiterhin versuchen, viele Leute an Bord zu bekommen, die sich engagieren und gemeinsam mit uns die Projekte weitertragen wollen. Es ist wichtig, dass wir das alles nachhaltig angehen. Wir brauchen ehrenamtliches Engagement, das wertgeschätzt wird und wir müssen die Menschen, vielleicht auch noch mehr und besser, mitnehmen. Es ist aber auch wichtig, Einnahmequellen, seien es Spenden oder auch wirtschaftliche Standbeine, weiterzuentwickeln, sodass wir unsere Projekte finanzieren können. Und wir müssen an gewissen Schnittstellen Menschen für ihre investierte Arbeit entlohnen können. Der Arbeitsaufwand ist teilweise so hoch, dass das ehrenamtlich gar nicht zu leisten ist. Wir wollen den Prozess nachhaltig gestalten, also nichts (mehr) überstürzen und weiter langsam, aber kontinuierlich wachsen. Wir müssen ein Gerüst entwickeln, dass die Projekte auch für die Zukunft absichert und fortführbar macht. Es ist immer wichtig, dass der Spaß bei der Sache hochbleibt und jeder in seinem Tempo und nach seinem Energielevel möglichst einen Teil beitragen kann. Qualität vor Quantität. Wir wollen ambitioniert bleiben, aber wir brauchen auch viel Unterstützung und wir müssen aufeinander achten. Das Ziel sollte weiterhin einfach bleiben, möglichst viele Menschen und Akteure zu erreichen, zum Nachdenken zu animieren und zum Mithelfen begeistern. Die restlichen Aufgaben geben wir in die Hände der Demokratie und der vielen anderen Akteure in diesem Land.

Mehr Informationen zum klimafarein gibt es auf der Website www.klimafairein.de.

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