OL-Serie zur Wahl des neuen KreistagsWer will was beim Thema Gesundheit und Soziales?
VOGELSBERGKREIS (jal). Im März stehen die Wahlen für einen neuen Kreistag an. OL hat allen Listen und Parteien zu fünf wichtigen Themengebieten jeweils drei Fragen gestellt. Hier sind die Antworten zum vierten Teil: Wer will was beim Thema Gesundheit und Soziales?
Frage 1: Was sind Ihre Ideen und Impulse für die Sucht- und Drogenberatung im Kreis?
AfD
Ein aktives Familien- und Vereinsleben ist der beste Schutz vor Sucht- und Drogenproblemen. Die Corona-Pandemie hat die Problematik in diesem Bereich nochmals verschärft. Soziale Kontakte sind für uns Menschen unabdingbar. Die Betreuung durch die Beratungsstellen funktioniert schon heute relativ gut, endet jedoch zumeist abrupt, zum Beispiel nach der Entlassung aus einer Suchtklinik. Wir plädieren dafür, die Nachsorge zu stärken und Menschen nicht unbegleitet in prekäre Situationen zu entlassen. Dies führt nicht selten zu Rückfällen. Es sollte eine intensive Kooperation der Beratungsstellen mit den Vereinen vor Ort aufgebaut werden, um den Menschen so die Möglichkeit zu geben, sich in einem neuen sozialen Umfeld zu integrieren und sich sinnvoll in die Gesellschaft einzubringen. Dies steigert auch das Selbstvertrauen dieser Menschen und hilft ihnen in ein geregeltes, suchtfreies Leben zurückzukehren.
CDU
Die Einstiegsschwelle in die Drogen ist in den letzten Jahren sehr viel niedriger geworden, als noch in den Jahrzehnten zuvor. Die Corona-Krise hat die Situation nochmals verschärft. Deshalb ist es wichtig, dass die Sucht-und Drogenberatung noch mehr als bisher in die Schulen geht, vor allem ab Klassen 7 beziehungsweise 8, denn schon in diesem Alter werden die Kinder von Drogendealern angesprochen. Es geht dabei vor allem um Prävention. Das Beratungszentrum Vogelsberg und die damit verbundenen Institutionen müssen vom Landkreis daher zukünftig noch mehr unterstützt werden. Die CDU begrüßt, dass auch im Rahmen der sozialraumorientierten Jugendhilfe die heimischen Träger gerade an dem Thema „Sucht“ an kreisinternen Lösungen, auch für spezielle Anforderungen der Klienten in stationären Hilfeformen, arbeiten. Hier wird ein Schwerpunkt der Vereinbarungen noch in den nächsten 12 Monaten liegen.
FDP
Hier sollte der Vogelsbergkreis die vielen ehrenamtlichen Träger und Angebote aktiv unterstützen.
Freie Wähler
Besonders in der derzeitigen Krisensituation der Corona-Pandemie wird deutlich, wie Menschen an Ihre persönliche, psychische Belastungsgrenze stoßen. Auch in unserem Landkreis können Menschen besonders verleitet sein für Bewältigungsversuche aufkommender Ängste und negative Gefühle zu Rauschmitteln, wie zum Beispiel Alkohol, Cannabis oder ähnliches zu greifen und diese zu konsumieren. Die Isolation durch Home Office und „Corona-Regelungen“ können dazu führen, keiner sozialen Kontrolle mehr zu unterliegen. Die Kombination aus sozialem Stress, Ängsten und Drogenkonsum kann zudem zur häuslichen Gewalt führen. Daher sehen wir den Erhalt der Sucht- und Drogenberatungsstelle für Menschen in Not als unverzichtbar an. Konkrete Ideen und Handlungskonzepte für Hilfesuchende gehören allerdings in die Kompetenz der beratenden und unterstützenden Fachkräfte. Hier sollte sich die Politik entsprechend informieren lassen und dann die nötigen Haushaltsmittel – sofern irgend möglich – zur Verfügung stellen.
Grüne
Das Thema muss noch stärker in Schulen und Jugendarbeit präsent werden. Eltern müssen ebenfalls stärker aufgeklärt werden. Die Themen müssen auch im Kreistag regelmäßig betrachtet werden und es muss dafür gesorgt werden, dass ausreichend Personal vorhanden ist.
Klimaliste
Für die Sucht- und Drogenberatung ist es elementar wichtig, dass sie mehr Zuwendungen bekommen, weil sie keine Möglichkeit haben, Geld zu erwirtschaften. Wir wollen die Beratungsstellen mit ihren Angeboten auf alle Fälle halten. Konzeptionen, die mit einer stärkeren Selbstbestimmung und Selbstverwaltung der Drogenabhängigen bei gleichzeitiger therapeutischer Begleitung einhergehen, sind verstärkt zu unterstützen. Zu stärken sind auch die Jugendhilfeträger vor Ort, einschließlich einer Zusammenarbeit mit den Schulen, da sie die Problemlagen kennen und deshalb eher in der Lage sind, präventiv tätig zu werden.
Linke
Ein guter und wirkungsvoller Ansatz ist die Stärkung auch akzeptierender Drogenarbeit. Die soll begleitet werden von einer Kontaktaufnahme zu Universitätsstädten, um gemeinsam ein Konzept für einen Modellversuch „Cannabis-Regulierung in Stadt und Land“ zu erarbeiten. Zu erwartende Steuereinnahmen könnten dann für Drogen/ Alkohol-Präventions- und Beratungsarbeit genutzt werden. Ebenso fordert DIE LINKE die Personalausstattung der Drogenberatung zu verbessern. Auch sollten Angebote für betroffene Familienangehörige sowie Freund*innen installiert werden.
SPD
Die Vogelsberger SPD steht für ein starkes soziales Netz, dass niemanden zurücklässt und Menschen in Not hilft. Dazu gehört auch das Sucht- und Drogenberatungsangebot des Beratungszentrums Vogelsberg. Deshalb werden wir diese wichtige Arbeit auch weiterhin unterstützen. Eine Weiterentwicklung des Angebots sollte dabei nicht „von oben herab“ verordnet werden, sondern mit den im Zentrum tätigen erarbeitet werden. Denn diese wissen am besten, wo die Herausforderungen und Schwierigkeiten liegen.
Frage 2: Mit welchen Einrichtungen, Bauten und Angeboten sollte der Neubau des Kreiskrankenhauses Alsfeld ausgestattet werden?
AfD
Neben den allgemeinen Abteilungen, gehören folgende Abteilungen für uns in ein modernes Kreiskrankenhaus: – Allgemein- und Gefäßchirurgie, – Unfallchirurgie und Orthopädie, – Innere Medizin, – Geriatrie, Palliativmedizin, – Anästhesie, – Intensiv- und Schmerzmedizin, – Hals-Nasen-und Ohren, – Geburtshilfe- und Kinderstation, eine Geburtshilfe- und Kinderstation gehört aus unserer Sicht zur medizinischen Grundversorgung. Bei langen Anfahrtswegen von mehr als 30 Minuten zur nächsten Geburtsklinik bestehen schon vor der Geburt hohe Risiken für Mutter und Kind. Es ist unzumutbar und familienfeindlich, dass werdende Mütter und Väter im Ernstfall und gegebenenfalls unter schwierigen Bedingungen (Schnee und Eis) mehrere Kilometer in andere Landkreise zurücklegen müssen, bevor sie adäquat medizinisch versorgt werden können. Anhand den jüngsten Erfahrungen in der Pandemie muss zusätzlich unbedingt eine Notfallreserve für Intensivbetten mit eingeplant werden.
CDU
Die für die Grund- und Notfallversorgung notwendigen Abteilungen müssen zwingend vorgesehen werden (Notfallmedizin; Allgemein- und Gefäßchirurgie; Unfallchirurgie; Orthopädie; Innere Medizin; Geriatrie; HNO; Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin). Es muss ein radiologisches Angebot mit MRT vorhanden sein. Wir unterstützen den Prüfauftrag des Kreistages: Eine Geburtenstation ist wieder einzurichten, wenn die Krankenkassen dies genehmigen und sich hierfür Fachärzte finden. Die Palliativmedizin muss ebenfalls integriert bleiben. Das angegliederte MVZ ist zu erhalten. Die weggefallene onkologische Praxis soll nach Möglichkeit wieder entstehen (bis dahin Kooperation mit benachbarten Praxen, zum Beispiel am Klinikum Ziegenhain). Auch Physiotherapie, Pflegedienst, Kurzzeitpflege, Ambulante Pflege und Sozialstation sollen erhalten bleiben. Ebenfalls ist eine Küche vorzusehen. Eine öffentlich zugängliche Cafeteria wäre wünschenswert; genauso eine Betriebs-Kita in Kooperation mit der Stadt Alsfeld.
FDP
Hier sind noch viele Fragen offen. Es sollte eine umfassende Machbarkeitsstudie zum Thema Geburtenstation in Auftrag gegeben werden, die medizinische, rechtliche, personelle und finanzielle Aspekte beinhaltet. Auf dieser Basis sollte eine Entscheidung erfolgen. Dies gilt auch für den Umfang und die Ausstattung des Neubaus (zum Beispiel Isolierstation, Kapazität an Intensivbetten, etc.). Leider wurden diese Fragen im Vorfeld der Entscheidung nicht ausreichend gewürdigt, da sie natürlich auch kostenrelevant sind. Neben allem, was wünschenswert ist, muss der Kreis auch seine Finanzlage im Blick haben, da das Land Hessen hier nur wenig finanzielle Unterstützung anbietet. Beim Bau von Parkmöglichkeiten wären ein Parkhaus oder eine Tiefgarage der weiteren Flächenversiegelung vorzuziehen, sofern dies den finanziellen Rahmen nicht völlig sprengt.
Freie Wähler
Gut, dass das Kreiskrankenhaus in Alsfeld neu gebaut wird. Die FREIEN WÄHLER sind froh darüber, dass Landrat und SPD/CDU Koalition einen Meinungswechsel vollzogen haben. Für diesen Neubau muss es selbstverständlich sein, dass das Gebäude auf dem neusten Stand der Technik erstellt wird. Drei oder mehr Betten in einem Zimmer wird es in einem solchen Haus nicht geben, ebenso wenig wird man als Patient seine Nasszelle über den Flur erreichen. Zur Attraktivität des Krankenhauses könnte die gezielte Ansiedlung von Facharztpraxen beitragen. Interdisziplinär können Patienten behandelt, aber auch Geräte genutzt werden. Ähnlich wie in Lauterbach muss am Krankenhaus in Alsfeld ein Medizinisches Zentrum entstehen. Auf Antrag der FREIEN WÄHLER wurde in der Kreistagssitzung am 28.01.2021 die Bildung eines „Bauausschuss für das Krankenhaus“ beschlossen. Dieser wird sich nach der Wahl konstituieren und sowohl Planung als auch Bau begleiten. In ihm sollen sich auch sachkundige Bürger engagieren.
Grüne
Wir haben durchgesetzt, dass der Neubau eine Erweiterungsmöglichkeit für eine Geburtenstation bekommt. Nun müssen die Rahmenbedingungen geändert werden, damit dies auch zum Zuge kommt. Dazu gehört die Klärung, ob entsprechende Ärzte unter günstigen von der öffentlichen Hand gebotenen Bedingungen auch zur Ansiedlung bereit sind.
Klimaliste
Mit allen für eine medizinische Versorgung der Bevölkerung notwendigen Abteilungen einschließlich einer Geburtenstation. Für eine gute medizinische Versorgung sind kurze Fahrwege – auch unter ökologischen Gesichtspunkten – unerlässlich.
Linke
DIE LINKE will, dass das KKH Alsfeld als Vollkrankenhaus geführt werden sollte. Das bedeutet, dass folgende Abteilungen enthalten sein sollten: Geriatrie, Internistische, Chirurgie inkl. Unfallchirurgie, Gynäkologie. Bei weiteren – wünschenswerten – Abteilungen wie zum Beispiel Neurologie, Onkologie, HNO und Handchirurgie sollte eine Kooperation und Abstimmung mit anderen benachbarten Kliniken – insb. dem Eichhofkrankenhaus – vorgenommen werden. Anästhesie, Intensivstation und Palliativabteilung sollten ebenfalls in enger Abstimmung organisiert werden. Zur Einschränkung des Flächenverbrauchs fordert DIE LINKE eine Tiefgarage für den Krankenhausneubau in Alsfeld.
SPD
Das Alsfelder Kreiskrankenhaus ist ein Eckpfeiler der medizinischen Versorgung in unserer Region und ein wichtiger Arbeitgeber. Deswegen setzt sich die SPD seit Jahren mit Vehemenz für den Erhalt des Hauses ein. Mit der jetzt getroffenen Entscheidung für einen Neubau wird die Zukunft des Kreiskrankenhauses dauerhaft gesichert. Dieser Neubau soll mit dem bisher bestehenden Stationen und Angeboten ausgestattet werden. Zudem hat sich die SPD dafür eingesetzt, dass der Neubau auch die Möglichkeit vorsieht, jederzeit wieder eine Geburtshilfestation einrichten zu können. Sollte eine geänderte Gesundheitspolitik es wieder möglich machen, eine Geburtshilfe anbieten zu können, sollte das im neugebauten Kreiskrankenhaus unkompliziert möglich sein.
Frage 3: Wie möchten Sie mehr Fachärzte in die Region holen?
AfD
Zunächst einmal bietet der beschlossene Neubau des Kreiskrankenhauses bereits gute Argumente für Fachärzte, sich in der Region niederzulassen. Das bestehende Stipendienprogramm könnte zudem von Allgemeinmedizinern auf Fachärzte ausgeweitet werden. Auch weitere, unbürokratische Fördermöglichkeiten, wie zum Beispiel der preisgünstige Erwerb leerstehender kommunaler Immobilien, sollten ausgeschöpft werden. Wir begrüßen darüber hinaus das Medizinische Versorgungszentrum in Freiensteinau. Dies kann jedoch nur ein Anfang sein. Weitere Versorgungszentren müssen im Kreis etabliert werden. Dafür setzen wir uns ein.
CDU
Wichtig ist, die vorhandenen Fachärzte zu halten und ihnen bei der Suche nach Nachfolgern behilflich zu sein. Das Stipendienprogramm für junge Mediziner muss daher auch auf die Fachärzte ausgedehnt werden. Die Kreis-Fachstelle für gesundheitliche Versorgung muss weiterhin mit ihren Instrumenten und Programmen unterstützen. Notwendig ist, dass – wie für die Hausärzte – auch eine fachärztliche Gesundheitsplanung im Kreis durchgeführt wird, um den Bedarf an Kinderärzten, Frauenärzten, Orthopäden und so weiter zu erkennen. Ansonsten fahren wir „blind“. Der Aufbau von Regionalen Gesundheitszentren, in denen verschiedene Fachärzte unter einem Dach arbeiten, erhöht die Anziehungskraft von jungen Medizinern, die mit mehreren Kollegen unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenarbeiten wollen. Eine Erweiterung des neu gegründeten MVZ für Fachärzte ist nicht ausgeschlossen. Nicht zuletzt bietet die Tele-Medizin Möglichkeiten, wie fachärztliche Angebote auch in einem ländlichen Kreis angeboten werden.
FDP
Durch Stipendienprogramme, aktive Werbung an den Universitäten und natürlich durch eine gute Infrastruktur, Kinderbetreuung, ein gutes Schulangebot und eine intakte Natur als Vorzüge unserer Region.
Freie Wähler
Jungen Fachärzten muss eine ansprechende Arbeitsumgebung geboten werden. Durch die gezielte Ansiedlung von Fachpraxen am Krankenhaus Alsfeld können für Fachärzte und Krankenhaus Synergien gehoben werden. Sei es die gemeinsame Nutzung und damit bessere Auslastung von teuren Spezialgeräten oder auch Kostenersparnis durch optimierten Personaleinsatz. Die gleiche Vorgehensweise kann sukzessive in den Medizinischen Versorgungszentren angestrebt werden. Die interdisziplinäre Versorgung bringt Patienten und Mediziner viele Vorteile.
Vorstellbar sind auch Praxisnetze und Berufsausübungsgemeinschaften ohne Beteiligung des Kreises oder der Kommunen. Jungen Mediziner/innen, dies gilt auch für Hausärzte, müssen wir als Vogelsbergkreis eine gute Infrastruktur für ihr Tätigkeitsfeld anbieten. Dazu gehört die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch gute Kinderbetreuung oder die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit sowie ein hoher Freizeit- und Erholungswert.
Grüne
Am Ende entscheiden die Verdienstmöglichkeiten und die Arbeitsbedingungen. Wenn das neue Krankenhaus einen neuen hohen medizinisch technischen Standard bietet, wird das die Ansiedlung fördern. Natürlich hoffen wir auch, das Corona ein Gamechanger war und endlich Schluss damit ist, Leistungen im Krankenhaus nach den hier nicht funktionierenden Prinzipien der Marktwirtschaft zu betrachten. Wir lernen gerade, wie wichtig das ist, und wir sollten es niemals mehr vergessen.
Klimaliste
Hilfe bei der Suche von Praxisräumen; eventuell Stipendien während des Studiums.
Linke
Für Hausärzte ist es schwer Nachfolger zu finden; hier sollte überlegt werden, wie Anreize durch gute Praxisräume und ein Fortbildungsnetz geschaffen werden können. Für Fachärzte müssen Kooperationen mit den Krankenhäusern angestrebt werden. Stipendien und moderne Praxisräume sind weitere Anreize. Ärzte/Ärztinnen sind gebildet und in der Regel Menschen, die sicher gesunde Natur und gute Luft wertschätzen können. Ebenso ist es gerade hier dringend angebracht, das kulturelle Angebot der Region einmal kräftig zu forcieren. Stichwort: Gleiche Gelder an beide Musikschulen, kräftige Subventionen an die Kulturvereine (Kulturverein Lauterbach, Karruszel…), vielleicht sogar ein Theater? Auch das ortsnahe Angebot guter, moderner Grundschulen im Ganztagesbetreib stellt einen Anreiz für junge Eltern dar.
SPD
Seit Kurzem betreibt der Vogelsbergkreis gemeinsam mit den Gemeinden Freiensteinau und Grebenhain ein Medizinisches Versorgungszentrum. Dort sind Ärzt*innen nicht mehr selbstständig, sondern als Angestellte tätig. Hierdurch wird ihnen das Risiko der Selbstständigkeit genommen. Dieses Angebot wollen wir perspektivisch nicht nur auf andere Kommunen im Kreis, sondern auch auf Facharztrichtungen ausweiten. Hierdurch wollen wir es Mediziner*innen attraktiver machen, als Facharzt im Vogelsbergkreis tätig zu sein. Ein weiterer Baustein kann die Ausweitung des bestehenden Stipendienprogramms sein. Hierdurch können Medizinstudierende schon frühzeitig als zukünftige Fachärzte an den Vogelsberg gebunden werden.
LINKTIPP
Hier finden Sie alle Teile unserer Serie zur Kreistagswahl.
Ist eigentlich mal jemandem aufgefallen, wie wenig diese ganzen „Wer will was“-Wunschzettel und Ankündigungslitaneien mit der tatsächlichen Situation des Vogelsbergs als höchst uneinheitlicher Region und mit tatsächlicher Zukunftsorientierung zu tun hat? Ich zitiere zwei Passagen aus der Studie „Die Zukunft der Dörfer: zwischen Stabilität und demografischem Niedergang“ des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung (2011):
(1) „Sie [die Studie] klärt darüber auf, dass sich die Bedingungen der Vergangenheit, in der das Land flächendeckend auf eine Angleichung der Lebensverhältnisse hoffen konnte, nicht in die Zukunft retten lassen. Sie macht aber auch deutlich, dass es gerade auf dem Lande von dem Engagement der Menschen vor Ort abhängt, wie es weiter geht. Dass es wichtig ist, die Kreativität und das Engagement der Menschen in den Dörfern zu aktivieren, um deren Existenz zu sichern. Denn auch in Zukunft wird es einen Teil der Bevölkerung geben, der ein Leben auf dem Lande für erstrebenswert hält. Mehr als bisher werden sie selbst an der Planung dieser Zukunft beteiligt sein. Und die ländliche Romantik durch einen pragmatischen Realismus ersetzen.“
(2) „Die ländlichen Gebiete stehen damit vor der Wahl, sich ihrem Schicksal zu ergeben und sich irgendwann zu entvölkern, oder aber mit innovativen Ideen zu Pionieren des demografischen Wandels zu werden. Sie können und müssen die Lösungen der Zukunft erfinden, die billiger, effizienter und ressourcenschonender sind und deshalb für das ganze Land von Nutzen sein werden: kostengünstige, dezentrale Abwassersysteme, die an die lokale Situation angepasst sind; kleine Schulen, in denen neue Lernformen erprobt werden; eine abgestimmte Mischung mobiler und zentraler Gesundheitsdienste, welche die Bevölkerung kosteneffizient erreichen; Pflegeformen mit Unterstützung der Zivilgesellschaft; vor allem aber eine Energieversorgung aus regenerativen Quellen, die im Wesentlichen aus ländlichen Räumen stammen müssen. Denn nur dort gibt es die notwendigen Flächen, um Sonne, Wind oder Biomasse in dem Maß zu ernten, wie es für die Versorgung des ganzen Landes notwendig ist. Mit anderen Worten: Die ländlichen Gebiete können zu einem Gesellschaftslabor werden, in dem jene Modelle von Effizienz und Nachhaltigkeit erprobt und optimiert werden, die in einer Welt mit weniger Wachstum möglich und notwendig werden. Nicht Niedergang, sondern Fortschritt wäre dann die Zukunftsvision für das Land. Der ländliche Raum wird damit auch ein Testfeld für den Dialog mit den Bürgern über neue Formen des Gemeinwesens. Denn dieser Umbau zu neuen technischen und sozialen Infrastrukturen, von der Schule bis zur Elektrizitätsversorgung, wird nur gelingen, wenn ihn die Bewohner der betroffenen ländlichen Gebiete zu ihrer eigenen Sache machen, wenn sie ihn mitgestalten können.“
Was davon findet sich in den Statements der Bewerber um die Sitze im zukünftigen Kreistag wieder? Wer nimmt den Faden auf von all den Analysen der letzten 10-15 Jahre? Wer ist in der Lage, die Bedingungen zu reflektieren, unter denen der ländliche Raum ein innovatives Zukunftslabor werden kann? Das Merkel’sche „Auf-Sicht-Fahren“ reicht gerade vor dem Pandemie-Hintergrund einfach nicht mehr aus!
Wieso, weshalb, warum… Beim Thema Gesundheit und Soziales fehlen die originellen Konzepte. Vielleicht liegt es an den Fragen?
Beim Thema Gesundheit und Soziales ist man entweder ein ausgewiesener Experte, der sehr genaue Vorstellungen von den Problemen dieses Sektors hat und Lösungen entwickeln kann, die auch einmal abseits der ausgetretenen Wege und allzu oft wiederholten Absichtserklärungen liegen, oder er redet eben das übliche Zeug zusammen, wohl wissend, dass er auf der Gemeinplatz-Deponie schon nicht in Verlegenheit kommen wird, weil der Fragesteller auch nur die gewohnten Stichworte vorgibt.
Was da von den politischen Gruppierungen des Kreistags ausgesagt wird, löst bei interessierten Wählern bestenfalls ein Schulterzucken aus. Nach Jahrzehnten des ideenlosen Herumwurstelns und der potemkinschen Dörfer glaubt doch niemand mehr an den großen Wurf eines stimmigen Netzwerks staatlicher Daseinsvorsorge.
Ideen und Impulse für die Sucht- und Drogenberatung? Als ob es nur um „Beratung“ ginge. Viel wichtiger wären konkrete Hilfsangebote für Betroffene, wäre z.B. der gezielte Aufbau von Selbsthilfestrukturen. Schon das Thema Suchtprophylaxe ist hochbrisant. Was taugt denn zum Beispiel Beratung an Schulen, die viele der Befragten intensiviert sehen wollen? Welche „guten Ansätze“ haben sich tatsächlich bewährt? Welche heimischen Träger arbeiten denn gerade an „kreisinternen Lösungen zum Thema ‚Sucht'“, wie ersetzt man denn fehlende Strukturen in Familie, Freizeit usw., um Jugendliche gegen Drogen zu immunisieren? Und wie bringt man all dies unter Pandemiebedingungen zuwege, wo alle Strukturen wegbrechen und Eltern zunehmend überfordert sind, dies im trauten Heim zu kompensieren?
Egal, welche weiteren Themen man auch aufgreift – Kliniksneubau, hausärztliche Versorgung, geriatrische Prophylaxe und es wäre noch manch anderes zu nennen – man brauchte jeweils ein spezielles Fachstudium, um überhaupt nur intelligente Fragen stellen zu können, die allerdings die Gesprächspartner aus der Politik überfordern dürften. Da flüchtet sich mancher ins Phrasenhafte: „Die Vogelsberger SPD steht für ein starkes soziales Netz, dass niemanden zurücklässt und Menschen in Not hilft.“ Was ein starkes soziales Netz sei, überlässt man dann der Beliebigkeit oder füllt den Begriff einfach mit dem, was man ohnehin glaubt vorweisen zu können. Da bleibt nur noch die Hoffnung, dass der der fragt nicht schlauer ist als der, der nur dumme Antworten geben kann.
Wer die Macht hat – hat die Kohle !
Wer immer noch nicht weiß, wen sie / er wählen sollte, findet die richtigen Antworten im jeweiligen Parteiprogramm.
Was mich immer wieder, nach so vielen Wahlkämpfen, mutlos stimmt, dass gerade diejenigen, welche nach einem halben Monat schon nicht mehr wissen, wie sie die auflaufenden Rechnungen noch bezahlen sollen,frustriert behaupten , dass ihre Stimme nichts bewirken kann.
DOCH, das kann sie !