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Grebenhainer Sozialdemokraten halten Fraktionsseminar abEin Gespräch mit Frank Matiaske über den ländlichen Raum

GREBENHAIN (ol). Den Abschluss ihres Wahlprogramms markierten die Grebenhainer Sozialdemokraten mit einem digital abgehaltenen Fraktionsseminar. Als Gast konnten der Fraktionsvorsitzende Maximilian Ziegler und der Ortsvereinsvorsitzende Ulrich Höhn dabei den Landrat des Odenwaldkreises, Frank Matiaske, begrüßen.

Matiaske beschäftigt sich seit Jahren mit Themen des ländlichen Raumes und Fragen zur Demographie. Er erläuterte, dass sich die Demographiezahlen für Grebenhain von den 1970er Jahren bis zur Deutschen Einheit stabil bei um die 4.800 Einwohner bewegten, heißt es in der Pressemitteilung der Grebenhainer Sozialdemokraten. Als Folge der Einheit stiegen die Einwohnerzahlen in Grebenhain bis auf 5.300 Einwohner im Jahr 1995. Seitdem nimmt die Einwohnerzahl ab, zurzeit liegt sie nach den Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes bei rund 4.700 Einwohnern.

Dabei, so stellte Matiaske heraus, habe sich der Trend von der Landflucht, der von Anfang der 2000er Jahre bis 2015 anhielt, wieder umgekehrt – laut dem Wanderungssaldo des Statistischen Bundesamtes ziehen deutsche Staatsbürger wieder vermehrt von der Stadt aufs Land. Das eigentliche Problem für ländliche Regionen entstehe dabei durch den Geburten- und Sterbesaldo. Dieser liege im negativen Bereich, es sterben also mehr Menschen als neue geboren werden.

Einzig die stärkere Zuwanderung sorge dafür, dass die Gesamtbevölkerungszahl in Deutschland leicht steige. Da der Anteil ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger auf dem Land aber tendenziell niedriger sei, gehe dort die Bevölkerung zurück. Allerdings, so Matiaske, seien dabei die Zahlen der letzten Jahre für Grebenhain erfreulich – zum Beispiel gab es durch einen deutlichen Zuzug von 343 Personen im Jahr 2019 insgesamt ein leichtes Bevölkerungswachstum von knapp 40 Personen.

Insbesondere die Corona-Pandemie mache deutlich, dass das Leben auf dem Land wieder attraktiver werde. Wichtig sei dabei vor allem, dass die Gemeinden weltoffen und zukunftsgewandt sind und ihre Potentiale und Chancen nutzen – so seien schnelles Internet und eine gute Infrastrukturanbindung Grundvoraussetzung im Wettbewerb mit der Stadt. „Vor allem sei es wichtig, dass zum Beispiel Neubaugebiete dazu genutzt werden, Landlust zu prägen und zu verhindern, dass auf dem Land ein „Vorstadtflair“ entstehe – statt Steingärten und eintönigen Fassaden also Natur und Vielfalt“, so Heide Fink, Neubürgerin der Gemeinde und auf Platz 4 des Wahlvorschlages.

Abschließend fasste Klaus Bestvater, Diplom-Informatiker und ebenfalls auf dem Wahlvorschlag der Sozialdemokraten, den Wahlkampf in Corona Zeiten zusammen. Dieser lief laut Pressemitteilung für die Sozialdemokraten erfreulich positiv – sehr viele Onlineveranstaltungen und ein eigenes Intranet ermöglichten ein reibungsloses Zusammenarbeiten. Viele Ideen seien gesammelt worden um die Zukunft der Gemeinde zu gestalten und an die gute Entwicklung der vergangenen Jahre anzuknüpfen. Die erarbeiteten Inhalte rund um die fünf Hauptthemen Umwelt und Nachhaltigkeit, Lebenswerte Region, aktives Zusammenleben, Infrastruktur und Wirtschaft können auf der Homepage eingesehen werden.

Ein Gedanke zu “Ein Gespräch mit Frank Matiaske über den ländlichen Raum

  1. Sag mir, wie der Wahlkampf lief / er lief erfreulich positiv…

    Wer würde auch vor der Wahl den eigenen Wahlkampf schlecht reden. Dazu ist sicher noch Zeit, wenn die Wahlergebnisse der SPD den Genossen am Wahlabend die Tränen in die Augen treiben.
    Was fällt in dem obigen Beitrag direkt ins Auge? Ihren eigenen Sozen-Landrat haben die Grebenhainer Sozialdemokraten wohl nicht bewegen können, etwas zur demografischen Entwicklung und Themen des ländlichen Raumes zu sagen. Da musste der Landrat des Odenwaldkreises, Frank Matiaske, aushelfen, der sich „seit Jahren“ mit dieser Problematik beschäftige (was der hiesige VB-Landrat anscheinend nicht tut).
    Der Ausblick auf die Zukunft ländlicher Regionen (insbesondere nach der Corona-Pandemie) wäre sicherlich spannend gewesen. Doch hierzu bot das Fraktionsseminar des SPD-Ortsvereins leider keinerlei neue Ideen. Stattdessen die längst abgenudelten Thesen. Etwa die von der neuen Landlust und der wachsenden Attraktivität des Landlebens, von der man profitieren könne, wenn – wichtig, wichtig – „die Gemeinden weltoffen und zukunftsgewandt“ seien sowie „ihre Potentiale und Chancen nutz[t]en“. Der „Wettbewerb mit der Stadt“ soll gewonnen werden, indem man die Grundvoraussetzungen (schnelles Internet und eine gute Infrastrukturanbindung) schaffe, die es in der Stadt bereits gibt und die auf dem Lande zeitnah und zu vertretbaren Kosten kaum in gleicher Qualität geschaffen werden können. Und schon sind wir wieder bei den Neubaugebieten, die – selbstverständlich unter Vermeidung von Vorstadtflair – „dazu genutzt werden“ sollen, „Landlust zu prägen“. Das klingt nicht nur hochtrabend und phrasenhaft, sondern auch extrem altbacken. Die aktuellen Trends der neuen Urbanität und die Diskussionen um den Flächenverbrauch und die Zersiedlung der Dörfer und Kleinstädte auf dem Lande durch Neubaugebiete, die natürlich Vorstadtflair erzeugen (was sonst?) sind in den Überlegungen zur Zukunft des ländlichen Raums nicht enthalten. Billiger Landwein in alten Schläuchen.

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