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Themenstunde im Krankenhaus: Ernährung und Zahnpflege bei „Babys in Bewegung“„…an den Zähnen hängt der ganze Mensch!“

VOGELSBERGKREIS (kiri). Mit einer riesigen Zahnbürste tapst Annelie über die Turnmatten, stark konzentriert, um nicht hinzufallen. Sie hat noch Schwierigkeiten zu laufen. Kein Wunder, sie ist ja auch erst knapp zwölf Monate alt, und dennoch beschäftigt sie sich an diesem Tag intensiv mit Zähneputzen. Mundhygiene und Ernährung standen nämlich beim jüngsten Treffen des Kurses „Babys in Bewegung“ auf dem Programm.

Kursleiterin Gabriele Krauß hatte eigens Dagmar König vom Arbeitskreis Jugendzahnpflege des Vogelsberger Gesundheitsamtes eingeladen, im Bewusstsein, dass an der richtigen Ernährung und Mundhygiene nicht nur die Zahngesundheit, sondern auch Dinge wie Sprachentwicklung, Atmung und Immunsystem abhängen.
Gabriele Krauß, Kinderkrankenschwester im Kreiskrankenhaus, bietet seit rund einem Dreivierteljahr die Kurse „Babys in Bewegung“ an – bisher für Kleinkinder im Alter von 6-9 Monate und neun bis zwölf Monate.

Die Idee des Kurses ist es, Babys schon frühzeitig über Sinnes- und Bewegungsanregungen sowohl psychosozial als auch geistig zu fördern, aber auch die Muskulatur aufzubauen und zu stärken. Tragen, Greifen, Tasten, Fühlen und Strampeln, Drehen und Streichelmassagen – dies und vieles mehr sind die Inhalte des Projektes. Die Eltern lernen, ihr Babys durch Lieder, Finger- und Schaukelspiele sowie durch Bewegungsanregungen auf schiefen Ebenen, auf selbst gebauten Kletterrutschen und Kletterbergen oder mit Bällen, Schnüren und Luftballons zu sensibilisieren und zu fördern. „Jede Woche setze ich in der Stunde einen anderen Schwerpunkt und baue entsprechend einen Parcours auf“, erläutert die Kursleiterin, die ebenfalls Mutter ist.
Dieses Mal stand „Zahngesundheit und Ernährung“ auf dem Programm. Spielerisch tastete sich Dagmar König an das Thema, holte aus ihren vielen Taschen und Kisten leckere Gemüsesticks, Demo-Lebensmittel aus Plastik, Gebisse in unterschiedlichen Größen genau wie Zahnbürsten. Die Kinder – die überall im Raum spielten – nutzen die Gelegenheit die Dinge neugierig zu betrachten, zu befühlen und auszuprobieren. Natürlich wurde alles – wie in dem Alter üblich – in den Mund gesteckt, mit Lippen und Zunge erforscht und somit als interessant oder eher weniger faszinierend kategorisiert. Begeisterung lösten tatsächlich die kleinen, Kleinkind gerechten Zahnbürsten aus. Leidenschaftlich kauten und lutschten die Neun- bis Zwölfmonatigen auf ihnen herum. Für die Mütter wichtig: Sie konnten sie unbedarft damit spielen lassen, denn diese Zahnbürsten haben einen kurzen Hals und einen runden, kreisförmigen Griff, so dass sie von den Babys gut zu händeln waren und vor allem keine Verletzungsgefahr mit sich brachten.
Die Ökotrophologin nutze die Gelegenheit, um entspannt mit den Müttern ins Gespräch zu kommen. Sie erläuterte ihnen die normale Zahnentwicklung, in welchen Phasen empfohlen wird Zähne zu putzen, auf Schnuller zu verzichten und dem Kind mit dem Becher trinken beizubringen. Dabei referierte sie nicht mit erhobenem Zeigefinger die Themen, sondern nahm praktischen Bezug, erläuterte die Zusammenhänge und gab individuelle Tipps und Hinweise. Auch diskutierte sie mit den Müttern über die richtige Ernährung – beispielsweise über die Gabe von Fruchtzwergen, Apfelsaft oder Milchschnitten. Die Ernährungsberaterin erklärte glaubhaft, warum man solche Lebensmittel nur dosiert geben sollte und dass dabei auch immer die richtige Zahnpflege einhergehen muss.

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Die riesige Zahnbürste hat es Annelie angetan – stolz läuft sie mit ihr durch den Raum, um sie ihren „Krabbelfreunden“ zu präsentieren.

Es wäre gut, wenn man mit dieser eigentlich schon von Anfang an beginnen würde – beispielsweise durch das Massieren des Kieferkammes des Babys am Morgen und am Abend. „Dadurch wird die Mundpflege für Ihr Kind von Beginn an ein angenehmes Erlebnis“, meint die Fachfrau. Irgendwann sollten Eltern von den eigenen Fingern zu weichen Zahnbürsten wechseln, die man den Kindern auch einfach zum Spielen und darauf rumbeißen geben könnte.
Auch das frühe Trinken aus dem Becher sei wichtig – mal abgesehen vom möglichst zuckerfreiem Inhalt – denn dadurch werde die Mundmuskulatur so trainiert, dass das Kind später gut artikulieren könnte. „Und pürieren Sie Ihren Kindern nicht alles, sie brauche kleine Herausforderungen, denn dadurch entwickeln sie ihre ersten sensorischen Empfindungen. Eine Erbse können Sie Ihrem Kind ruhig geben – es wird sie mit Lippen, Zunge und Kiefer erforschen und daraus lernen“, rät Dagmar König. Wichtig seien auch kleine Gemüsesticks, denn durch diese wird die Kauaktivität gefördert, was die Qualität des Speichels erhöht. Dieser schützt und stärkt die Zähne des Kindes. König: „…und an den Zähnen hängt der ganze Mensch!“
Für die Dinge, die an dem Morgen nicht ausführlich besprochen werden könnten – denn die Kinder forderten doch immer wieder die Aufmerksamkeit ihrer Mamis – gab die Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes noch kleine Informationsbroschüren an die Hand. Mittels dieser, aber gerne auch durch persönliche Gesprächen mit der Jugendzahnpflege, können sich frischgebackene Eltern zum Wohle ihrer Kinder weiter mit dem Thema auseinander setzen.

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